Kapitel 37

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„Wohin soll ich dich fahren?“ Wollte Liisa von Riku wissen, da sie einen Teil der Truppe nachhause fuhr. „Ist...Hat...Samu...ich meine...“ Riku kaute auf seiner Lippe herum. „Samu würde euer Haus niemals aufgeben, Riku.“ Deutete Eve das Gestottere richtig. „Allein schon deshalb, weil du es liebst.“
Riku überlegte kurz. „Dann...“ - „Alles klar!“ Lächelte Liisa. Es war ein guter Anfang, dass Riku in ihr gemeinsames Haus wollte.
„Ruf an, wenn was ist! Egal wen von uns. Egal zu welcher Zeit! Ja?“ Drückte Liisa Riku noch einmal fest an sich. Riku nickte schwer. Ein Kuss auf die Wange und Riku war ausgestiegen.

Vor der Haustür, atmete er noch einmal tief durch. Zuhause.
Das war es schon lange nicht mehr. Nicht mit und schon gar nicht ohne Samu. Riku schloss die Tür auf und kaum fiel diese hinter ihm ins Schloss, rutschte er weinend an dieser entlang nach unten. Vor mehr als einem Jahr, hatte er diese hinter sich ins Schloss gezogen. Damit Samu, ihre Beziehung und ihre Liebe, aus seinem Leben ausgeschlossen. Samu hat gestern endlich den Schlüssel gefunden, um diese Tür wieder zu öffnen. Zumindest versuchte er es mit aller Macht und dem Letzten, was ihm in den Sinn kam, damit es klappte. Jetzt lag es an ihm selber, ob die Tür auf blieb oder sie erneut mit einem lauten Knall zu flog und damit endgültig alles zerstörte. Allen voran, sie beide.
Rikus Blick, der von Tränen verschleiert war, glitt durch den Eingangsbereich. Die Treppe hoch und zum Wohnzimmer. Zumindest das, was von dort aus zu sehen war. Auf der Kommode rechts von ihm, stand immer noch ein Bild von ihnen beiden. Ansonsten war nichts mehr von dieser unbändigen Liebe zu spüren, die einmal in dem Haus war. Die sie umgab und sie lebten und liebten. Bis heute, hatte es Riku nie wirklich gemerkt, doch es war kalt in ihrem Haus. Und eigentlich war es dies schon lange. Seit einer Ewigkeit. Der Zauber, der dieses Haus immer inne hatte, ging mit der Zeit verloren. Jetzt war es nur noch ein Haus. Eine leere, kalte Hülle. Riku erschauderte es.
Mühsam rappelte er sich hoch. Unschlüssig, was er jetzt tun soll, lief er durch das Haus. Überall tauchten Szenen aus glücklichen Tagen auf. Er sah den Weihnachtsbaum von Samu. Den Moment in der Küche, den Samu gestern beschrieben hatte. Riku spürte, wie glücklich er damals war. Es war einer dieser Momente, den man am liebsten für ewig fest halten würde, damit er niemals verging. Doch er ging vorüber und mit ihm viele weitere, bis keine mehr kamen. Allein nur noch die schönen Erinnerungen an sie und ihre Liebe blieben.
„Warum Samu? Warum verdammt, haben wir das zugelassen?“ Schrie Riku unter Tränen. „Warum?“ Riku sass in mitten ihrem Wohnzimmer am Boden. Würde aus diesem Haus jemals wieder ein Zuhause werden? Ihr kleines Paradies? Ihr Rückzugsort. Der Ort, an dem sie einfach sie sein konnten. Mit dem Menschen an der Seite, der den anderen bedingungslos liebte? Der Ort, an dem ihre Liebe wieder einzog?
Es reichte jedoch nicht aus, die Liebe nur an einem Ort zu leben. Da hatten sie sich selber etwas vorgemacht. Immer und immer wieder. Statt ein Wir, waren sie beide einsam und gebrochen. Er hier und Samu in Berlin.

Wie es Samu wohl geht? War das Meeting schon vorbei oder sass er dort noch gefangen? Sollte er ihm schreiben?
Riku stand auf und schlurfte die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer. Samus Duft kam ihm entgegen. Hier hing er noch in der Luft. So unmöglich es klang.
Bis auf die Boxer, zog sich Riku aus und kuschelte sich tief unter die Decke. Vergrub seine Nase in Samus Kissen, bis er sein Shirt darunter spürte und hervor zog. Riku schloss die Augen und konnte Samus Wärme um sich spüren. Den starken Körper, mit der immer warmen Haut, der sich fest an ihn schmiegte. Die rauen Fingerspitzen, die über seine Brust strichen. Die leicht feuchten Lippen, die sich über jeden Zentimeter Haut küssten, die Samu aus dieser Position erreichen konnte. Wenn sich dann noch eine von Samus Händen, in seine Locken verirrten. Oder er seine Nase hindurch streichen liess oder sanfte Küsse darin verschwanden, fühlte sich Riku jedes Mal wie auf Wolke sieben. Das schönste Gefühl überhaupt. Würde er dies jemals wieder bekommen? Und wenn, würde Riku es zu lassen können? Über all den Fragen, die in Rikus Kopf umher schwirrten, schlief er ein. Ohne Samu zu schreiben.

Mitten in der Nacht, mehr schlaftrunken, als wach, stolperte Riku in die Küche, um sich was zu trinken zu holen. Auf dem Tisch lag sein Handy. 'Wann kommt ihr denn wieder nach hause?', schrieb er geistes gegenwärtig. Riku sehnte sich gerade so sehr nach Samu, dass es ihn innerlich fast zerriss.
Bevor er richtig wach wurde und dann bestimmt nicht mehr schlafen konnte, weil er immer auf eine Nachricht wartete, verzog sich Riku noch einmal ins Bett. So hörte er auch nicht, dass sein Handy auf dem Küchentisch vibrierte. Scheinbar eine Ewigkeit, bis es wieder verstummte. Zu der Zeit, war Riku schon wieder im Schlaf versunken, der durchzogen war von Träumen. Albträumen, die ihn schweissgebadet aufwachen liessen. Doch auch schöne. Welche, die so real waren, dass Riku nicht wusste, ob er schlief oder es gerade wirklich geschah.
Ausser Atem setzte sich Riku auf. Draussen war es noch immer dunkel. Die leere Bettseite, sagte ihm, dass zumindest Samus Gegenwart ein Traum war. Das Geschmiere in seiner Hose, war jedoch real. Frustriert schlurfte Riku unter die Dusche, was seine eben gefühlten Empfindungen, nicht besser machte. Seine Haut, verzerrte sich nach den grossen, warmen, starken und gleichzeitig sanften Händen, mit den rauen Fingerkuppen. Den zarten, leicht feuchten Lippen. Riku stöhnte schmerzlich auf, als er noch einmal kam. Ohne, dass er gross etwas machte. Allein der Gedanke an Samu und alles, was er ihm einmal schenkte, führte dazu, dass Rikus hungriger Körper, so dermassen heftig reagierte. Alles sehnte sich nur nach einem.
War es auch schon eine Ewigkeit her, bekam er dies alles von Samu. Riku hatte sich damit abgefunden. Wurde es irgendwann zur Normalität. Doch seit gestern, war alles wieder anders. Rikus ganze Gefühlswelt stand Kopf. So konnte er nicht rational handeln. 'Seit wann geht es in der Liebe um Rationalität?', giftelte sein Unterbewusstsein. Riku verdrehte die Augen und ging zurück ins Bett. Wann war er zu einem solchen Gefühlskrüppel geworden? Er durfte nicht zu lassen, dass diese Kälte sich weiter ausbreitete. Sonst würde Samu keine Chance haben, sein Herz wieder zu erreichen. Oder war es wohlmöglich er, der diese Kälte zu Wärme machen konnte? Wie er es immer mit seinen Händen machte?

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt