K A R A S U N O

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Mein heißer Atem wurde durch kleine Wolken sichtbar und wärmte meine kühle Nasenspitze, welche mittlerweile schon rot angelaufen war. Die Sonne tauchte das triste Gemisch aus grauem Nebel und blauem Himmel in ein helles rosa.

Ich zog meine Kuscheldecke über meine unterkühlte Nase und lehnte mich gegen den weichen Sessel, welcher auf meiner Verander stand. Es war mittlerweile zur Gewohnheit geworden, dass ich jeden Morgen den Sonnenaufgang mit ansah. Mein Handywecker machte sich neben mir bemerkbar und mit einem genervten ausatmen drückte ich ohne auf mein Display zu schauen irgendwelche Knöpfe damit es aufhörte meine Ruhe zu stören.

Die Lichter schalteten sich hinter mir an, dennoch machte ich keine großen Anstalten mich für die Schule fertig zu machen. Ich hörte lautes gepolter und anschließend wurde die Haustür aufgerissen.

Ich drehte meinen Kopf nicht zu meiner jüngeren Schwester, da ich mich nicht stören lassen wollte auch wenn die Stimmung nicht wie vorher sein würde. "Komm rein, ich hab Kakao gemacht". Ich schüttelte meinen Kopf und ignorierte sie für den Rest, bis sie nach innen verschwand. Im Augenwinkel konnte ich sehen wie sie die Tür offen stehen ließ.

Idiotin.

Als ich mich doch dazu entschied die Schule zu besuchen zischte ich in unser Haus und rannte die Treppen hoch. Ich hasste es mit meiner Familie Gespräche am Morgen zu führen,weshalb ich mich oft verschanze.

Vielleicht ist dies auch nur eine Ausrede dafür, dass ich es hasse mit meinem älteren Bruder zu diskutieren. Wir hatten seit der Grundschule miteinander keinen guten Draht mehr, da er der Meinung war ich solle mich nicht egoistisch anstellen und aufhören in jede Volleyball Mannschaft zu wollen.

Ich wurde bisher nicht aufgenommen, da ich zu klein und eine junge Frau bin. Mich hatte sowas früher gekränkt und selbstzweifel entwickelten sich, doch jenes legte sich gegen Ende meiner Mittelschule. Zwar kam ich rüber als ob mir alles egal geworden wäre, dennoch ging mir negatives nicht aus dem Kopf. Schon viele Nächte musste ich ohne Schlaf verbringen, da ich jede Tat hinterfragte.

Ich zog meine Uniform aus meinem Schrank und zog sie mir über. Da es heute kühler war entschloss ich mich dazu noch meine wärmenden Kniestrümpfe zu tragen, auch wenn meine vollen Oberschenkel dadurch betont wurden.

Ich seufzte und überlegte, ob ich eine weitere Blamage über mich ergehen lassen solle.

Würde mich die Karasuno Volleyball Mannschaft aufnehmen oder würde ich wieder eine Abfuhr bekommen?

Ich wurde still. Soll ich mir diese negativen Gedanken nochmal antun? Ich umgriff meine Sporttasche fester und starrte mein Spiegelbild an.

Am Ende ist es doch eh egal.

Ich tolperte die Treppen runter und warf meine Taschen vor die Haustür, damit ich sofort raus konnte.
Ich Band meine langen Haare zu einem strengen Pferdeschwanz und fixierte diese mit dem Haargel meines Bruders, da meines leer war. Kurz zögerte ich, griff aber anschließend doch nach dem Parfüm meines Bruders damit hielt ich mir immer die Jungs fern. Ich war nicht der Mensch, der gerne Freundschaften schloss.

Egal mit welchem Geschlecht.

Man hatte dann immer eine gewisse Pflicht gegenüber seiner Freunde und dies schien mir zu anstrengend deshalb ließ ich es sein.

Ich verließ das Badezimmer und zog meine weißen Sneaker an. "Willst du dich nicht zu uns gesellen"? Ich lief einen Schritt zurück und sah in die Küche rein. Meine jüngere Schwester sah mich an, während mein Bruder mich keines Blickes würdigte. "Nein, komme zu spät".
Damit lief ich eillig aus dem Haus um dem Rest aus dem Weg zu gehen.

Der Unterricht verlief einigermaßen normal auch wenn ich mich nicht großartig beteiligt hatte. Mein Blick galt nur einem Jungen, welcher die Klasse wechseln musste aufgrund seines Verhalten. Mich würde sowas nicht interessieren, jeder hatte seine Gründe für das was er tat so bestimmt er auch. Mich wunderte nur seine so Sorglosigkeit, welche mich schon fast neidisch machte.

Meine abwesende Art konnte man von hundert Metern Entfernung schon erkennen, doch ihn konnte ich nicht einschätzen. "Kaora nicht träumen, aufpassen"! Ich blickte nach vorne und beugte meinen Oberkörper leicht nach vorne "Entschuldigung".

Im Augenwinkel, konnte ich es jedoch nicht lassen seine gelassenen Gesichtsmuskulatur zu Mustern.

Sowas einfaches scheint so faszinierend.

Der Unterricht verflog erstaunlich schnell. Ich schulterte meine Sporttasche und lief in die Kantine. Ich verschanzte mich mit meinem Essen und tippte gleichzeitig auf meinem Handy herum.
Schließlich entschloss ich mich doch meine Chance zu nutzen. Vielleicht wurd es diesmal doch etwas.

Ich schulterte meine Taschen und machte mich auf dem Weg zu der Halle. Aufgebracht schnaubte ich, als ich die drängelnden Schüler sah.

Ich versuchte mich durch die Menge durch zu quetschen und schaffte es letztenendes. "Steh nicht so dumm rum"! Ich wurde mit so einer Wucht angerempelt, dass ich fast hinfiel.
"Yah"! Ich starrte auf den breiten Rücken des Jungen vor mir und wartete darauf, dass er sich umdrehte.

Als hätte er meinen Gedanken gelesen drehte er seinen Kopf leicht zur Seite und warf mir einen scharfen Blick zu. "Keine Sorge die Genugtuung werd ich nicht tun". Mit diesem Satz lief er weg. Angespannt musterte ich seine baumelnde Sporttasche und atmete genervt aus.

Arschloch..


U.A

Cover by: KASSACHI

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