Kapitel 3

946 27 2
                                    

Mara POV

Ich stand neben vier Mädchen aus meiner Klasse und wartete auf Layla. Als sie endlich durch die Tür kam lief ich auf sie zu. Laylas langen Haare lagen offen über ihren Schultern und sie hatte etwas Make up aufgetragen, was eigentlich fröhlich aussah. Aber ihr Blick war kalt. So wie immer.

"Layla!", rief ich ihren Namen und umarmte sie. Layla drückte mich an sich, ließ mich aber schnell wieder los, sodass wir zu unseren Plätzen in der dritten Reihe laufen konnten.

"Phil ist grad hier im Urlaub", erzählte sie und ihre Augen strahlten endlich etwas Wärme aus.

"Phil? Dein alter Nachbar?"

"Ja der. Hab mich total gefreut ihn wieder zu sehen!"

"Das freut mich", lächelte ich sie an. Es freute mich wirklich riesig für Layla, sie hat ihn sehr vermisst. Sie war heute gut gelaunt, was ein Zeichen war, dass sie glücklich war. Und das war alles was ich wollte.

Unser Englischlehrer kam herein und unsere Klasse wurde ruhig.

Nach Englisch hatten wir zwei Stunde Mathe, was eine richtige Qual war. Danach hatten wir Pause und ich setzte mich mit Layla auf einen Tisch vor unserem Klassenzimmer.

"Hast du Daniel nochmal gesehen?", fragte ich sie und holte sie aus ihren Gedanken. Layla schüttelte den Kopf und lächelte mich etwas traurig an. Sie tat mir echt leid. Sie hatte sich zum ersten verliebt und dann war es ihr Cousin, bei dem sie es nicht zeigen durfte.

Sophie, ein Mädchen aus unserer Klasse, kam auf uns zu. Ich umarmte sie zur Begrüßung, was Layla auch tat, allerdings befreitete sie sich gleich wieder. Niemand konnte sie lange berühren, außer mir und Luke. Auch nicht Daniel, im Gegenteil. Vor ihm verschloss Layla sich noch viel mehr. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass er sie verletzen würde wenn sie ihn zu nah hin ließe. Oder dass sie so verletzt werden würde, wie es ihr bei Phil passiert war. Sicher ist, dass Layla sowieso nie mit Daniel zusammen sein konnte.

"Wie geht's euch beiden?", fragte Sophie und schaute uns beide lächelnd an. Ich nickte, was hieß, dass es mir gut ging.

"Gut", meinte Layla, wieder ohne Emotionen.

"Und wie geht's dir?", wollte ich von Sophie wissen.

"Mir geht's super!", rief sie. "Ich treff mich später mit 'nem Typen, der ein Jahr älter ist und er heißt Daniel. Und er ist soo unbeschreiblich hübsch und nett. Und OMG ICH TREFF MICH MIT IHM!!!" Sie sprang jubelnd durch die Gegend. Ich schaute schnell zu Layla und, wie erwartet, sah ich, dass ihre Augenbrauen zusammen gezogen waren. Dieser Daniel mit dem sich Sophie traf, war wahrscheinlich Laylas Cousin.

"Cool", sagte Layla ohne einen Hauch Freude. Wenn man ihr begegnet, könnte man wirklich meinen, sie hätte keine Gefühle.

"Ich freu mich für dich", lächelte ich Sophie an.

Es klingte zur 4. Stunde, also liefen wir wieder in unser Klassenzimmer.

Layla POV

Daniel war gut aussehend, das Gegenteil von mir, und zwei Jahre älter. Er war beliebt, wieder das Gegenteil von mir. Und das wichtigste und schlimmste war, er war mein Cousin. Ich wusste also von Anfang an, dass ich nie eine Chance hatte. Und trotzdem war es ein Stich ins Herz, als Sophie sagte, dass sie sich mit ihm traf. Sophie war eigentlich schon ganz nett, aber die Vorstellung, sie irgendwann mit Daniel zu sehen, ließ mich sie hassen.
Beruhig dich, du kannst eh nichts machen.

Nein nicht schon wieder. Wenn ich wütend oder traurig war oder Angst hatte, versuchte ich mich selber zu beruhigen und redete mit mir selber. In meinem Kopf natürlich. Ich sollte wirklich mal zu einem Psychiater gehen, das ist doch nicht normal oder?

Gefühle brachten doch auch nur Schmerz oder?
Komm mal wieder runter und seh das positive.

Ich seufzte. Vielleicht sollte ich auf meine 'innere Stimme' hören.

"Layla, komm jetzt!" Ich schaute auf. Der Klassenraum war leer. Mara stand vor mir und packte meine Sachen zusammen. Ich schüttelte den Kopf, als würde mich das schneller aus meinen Gedanken holen. Ich steckte mein Zeug in die Tasche und lief Mara hinterher, Richtung Musiksaal.

Die letzten beiden Stunden verliefen wie immer, ich hörte nicht zu und wurde auch nicht aufgerufen. Ich schrieb nur die wichtigsten Sachen auf und hing in meinen Gedanken. Als es dann endlich klingelte, lief ich mit Mara in die Fußgängerzone, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Meine Mutter war gerade auf einer Fortbildung und mein Bruder hatte Nachmittag unterricht, also ging ich anschließend mit zu Mara.

Wir machten zuerst unsere Hausaufgaben und spielten dann 'Sing star'. Ich traf so gut wie alle Töne und fast alle meinten, ich könnte gut singe. Das unterschied mich dann wieder von meiner Familie. Da konnte keiner Singen.

Nachdem ich Mara 3 Mal besiegt hatte, gab sie auf und wir gingen nach draußen zu unserem Lieblingsort; der Spielplatz auf der anderen Seite der Straße.

Wir hängten uns an die Schaukeln und redeten einfach über alles mögliche. So viel hatte ich seit Anfang der Weihnachtsferien nicht mehr geredet und es tat gut.

Um etwa 18 Uhr beschloss ich zu gehen, ich wollte noch das Grab meines Vaters besuchen und hatte Luki versprochen um 19 Uhr zu Hause zu sein.

Also lieh ich mir Maras Fahrrad und fuhr los.

"Hallo Papa", sagte ich als ich mich vor dem Grab niederließ. Ich redete immer mit ihm, erzählte ihm alles und ich war sicher dass er es hörte.

"Heute Nacht hatte ich wieder den Traum. Und ich bin mit dir dort gestorben." Meine Tränen liefen aus meinen Augen.

"Heute hat die Schule wieder angefangen. Ich hab keine Lust auf den Stress. Und Phil war gestern bei uns, was mich total gefreut hat." Ich machte eine kleine Pause. "Sophie, eine aus meiner Klasse, trifft sich mit Daniel. Papa, bitte hilf mir ihn endlich zu vergessen, es tut doch nur weh zu wissen, dass ich nie mit ihm zusammen sein kann!" Ich schluchzte verzweifelt, aber wischte meine Tränen nicht weg. Hier vor Papa durfte ich weinen. Hier durfte ich Schwäche zeigen.

"Es tut mir leid, aber ich muss los. Papa, ich vermiss dich und hab dich lieb!" Ich küsste meine Hand und drückte sie auf den Grabstein. Dann stand ich auf, wischte meine Tränen weg und atmete tief durch, bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte.

---------------------------------------------------

In dem Kapitel wollte ich vor allem mal zeigen, wie kalt und gefühllos Layla wirkt. ich hoff das ist mir gelungen ;) Wie findet ihr es bis jetzt? :) LG Miri

Aber er ist mein Cousin!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt