Kapitel 32.

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Ich stand unschlüssig vor dem Spiegel und drehte mich immer und immer wieder im Kreis.

"Soll ich das wirklich anziehen?"
Ich hatte ein anliegendes weinrotes, kurzes Kleid an. Der Ausschnit war so weit, dass ich mich nackt fühlte. Ich fühlte mich so fehl am Platz, so unwohl.

"Klar! Tess, glaub mir es schaut Hammer aus", bestätigte mir Em.
Ich drehte mich nochmal im Kreis und schaute dann in meinen Kleiderschrank.
Ohh, da hängt ja mein Lieblingsrock! Er war aus einem Jeansstoff, kurz. Dazu ein türkises ärmelloses Top, da würde ich mich einfach fiel wohler fühlen!

Emely sah anscheinend meinen sehnsüchtigen Blick, den ich meinen Rock zuwarf, denn sie stellte sich mit Händen in den Hüften angriefslustig vor mich hin und sagte:
"Tess! Denk nicht mal dran! Es sieht wundervoll aus, dass passt so, du brauchst keinen so blöden Rock. Außerdem.." Sie deutete auf ihre Handuhr "ist es schon viel zu spät, dich umzuziehen."

Ich sah noch mal an mir hinunter.
Nein! So konnte ich nicht gehen!

"Nichts ist zu spät", meinte ich, drückte ihr meine Tasche in die Hand und zog das Kleid mit Lichtgeschwindigkeit aus und meine neuen Sachen an.

"Siehst du?" Ich drehte mich lächelnd ein paar mal um mich selbst.
Ja! Schon viel besser.

"Oh Gott! Jetzt kann ich dich nicht mehr anschauen! Dieser Rock verdirbt alles", meckerte Emely, machte sich aber doch daran meine Haare zu einem französischen Kretenzopf zu binden.

In einer halben Stunde würde mich Ryan hier abholen.
Mann war ich aufgeregt!
Dann würden wir gemeinsam in einem Restaurant zu Abendessen und dann noch abfeiern gehen.
Das Rockn passte zwar nicht ganz so obtimal in ein 'erstes Date' Schema, aber, was war schon normal?
Es war halt mal etwas anderes und das war gut so!

"Fertig." Emely trat einen Schritt nach hinten, damit ich meinen vollendenten Kretenzopf bewundern konnte.

"Wow, Em! Er ist wunderschön! Danke, danke, Danke!" Ich fiel ihr regelrecht in die Arme.

"Ich hoffe, Ryan findet es auch so toll", sagte meine beste Freundin skeptisch.
Ich sah ihr an, dass sie ihn am liebsten noch einmal gemacht hätte.

Ich ging auf sie zu und drückte ihre Schulter.
"Hey. Wenn Ry das nicht fantastisch findet, weiß ich auch nicht", meinte ich wahrheitsgemäß. Der französische Kretenzopf den sie mir gebunden hatte war echt verdammt schön! Sogar ein Blinder würde das bemerken!

Plötzlich klopfte es an der Tür, was mich zusammen zucken ließ und meinen Herzschlag um's doppelte verschnellte!

"Omg! Das ist er!", quickte ich und hüpfte mit Emely aufgeregt zur Tür.
Wir kichernden hysterisch und stellten uns vor die Tür.

"Sch.." Em legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, und beteutede mir, leise zu sein.
Klar, es kam blöd, wenn wir hysterisch quitschend aufmachen würden.

Mit Schwung riss ich die Zimmertür auf und wir Beide blickten grinsend in ein nervös lächelndes Gesicht. Das definitiv Ryan gehörte. Dem Stiefbruder von meiner besten Freundin. Der, was gerade mal zwei Wochen hier war, der, mit dem wundervollen Augen. Nein, an dem einfach alles perfekt aussah! Perfekt für mich! Der, den Emelys Eltern aus dem Heim geholt hatten. Mit 19! Und das zu meinem Glück!
Der, dessen Kumpel Jasper wegen mir im Koma gelegen ist.
Und am wichtigsten:
Der, der mich vor zwei Tagen nach einem Date gefragt hatte und mit dem ich jetzt auf dem Weg zu einem Restaurant war! Oder Fast Food Bude. War mir eigentlich so ziemlich egal, hauptsache, ich war neben ihm. Neben Ryan.... Wie hieß er eigentlich im Nachnamen? Bauer auf jeden Fall nicht.
Das musste ich ihn im Laufe des Abends echt noch Fragen!

My best friends brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt