Ich ziehe meine Koffer hinter mir her. Tamara will mich wohl verarschen. Erst lande ich statt auf Ibiza, in Colorado und jetzt darf ich mich auch noch selbst um meine Sachen kümmern.
Niemand bietet mir an, meine Sachen abzunehmen und mir zu helfen. Sie lassen einfach eine zierliche Frau, wie mich, mit zwei riesigen Koffern kämpfen. Ich hoffe meine Kleider zerknittern nicht. Sie dürften gut eingepackt sein. Meghan hat ein gutes Händchen was Koffer packen angeht. Sie packt meine Koffer immer, genauso wie die meiner Mutter. Aber gewöhnlich werden mit auch abgenommen.
Meine Heels klacken auf den glatten Boden des Hotels. Wenigstens ist es ein Michaels Hotel. Warum auch immer eine luxuriöse Hotelkette ein Hotel in einer Kleinstadt in Colorado aufbaut. Nicht mein Problem.
Anscheinend ist es gut besucht. Die Lobby sammelt sich mit Menschen mittleren Alters und ihren Kindern. Es ist schrecklich Laut. Irgendwo schreit ein Baby. Ich verziehe das Gesicht. Schaltet das ab.
Ich könnte am Strand liegen und mich sonnen, stattdessen habe ich mein Designerkleid komplett durchgeschwitzt und fächere mir Luft zu. Statt einen Uber zu rufen, meinte Tami aller ernstes, dass wir laufen. Es sei nicht weit. Wir sind bestimmt zwanzig Minuten in der prallen Mittagssonne gelaufen. Bestimmt hätte ich eine Minute länger einen Hitzschlag bekommen.
» Hallo, wir haben zwei Zimmer reserviert. Summer und Calvert.« meine beste Freundin überragt grade einmal den Marmortresen der Rezeption.
Ich habe ihr gesagt sie solle Heels anziehen, jetzt bin ich ein Kopf größer als sie. Sie sieht aus wie ein Gartenzwerg. Und dann fällt sie auch noch mit ihrem langen gelben Kleid auf, sie strahlt heller als die Sonne. Ich mag mehr dunkle Farben und ich habe ihr schon oft genug gesagt, dass wir unsere Kleider aneinander anpassen sollen. Meint ihr Gelb passt zu meinem Outfit? Richtig, Gelb passt zu keinem Outfit. Gelb ist schrecklich. Und es sticht so sehr in den Augen.
Die Frau hinter dem Tresen geht die Reservierungen durch. Bis sie uns unsere Schlüsselkarten gibt.
» Dankeschön.« lächelt Tamara und reicht mir meine Schlüsselkarte.
» Darf ich den Damen behilflich sein?«
Endlich. Wie lange hat das gedauert?
» Hier.« ich reiche dem schwarzhaarigen Typen meine Koffer. » Fünfter Stock.« meine Goldarmbänder klimpern als ich meine Hand ausschüttle. Ohne drauf zu achten ob Tamara mir folgt, gehe ich zu den Fahrstühlen. Meine Füße tun weh, vielleicht sollten wir heute schon in den Spa-bereich gehen. Eine Massage könnte mir nicht schaden. Mein Körper ist total angespannt.
» Tami? Kommst du?« ihre Wangen färben sich rot, das erkenne ich von hier aus. Ihre blasse Haut und die braunen Haare sind nicht hilfreich es zu verstecken. Ich hab gesagt sie soll mit mir ins Solarium kommen, aber nein. Natürlich wollte sie nicht. Jetzt ist sie so blass wie Schneewittchen und errötet bei der ersten Gelegenheit, die sich bietet.
Sie sagt schnell etwas zu dem Typen, dem ich meinen Koffer gegeben habe, bevor sie ihm ihren ebenfalls gibt und mir mit ihren kurzen Beinen folgt.
» Wieso dauerte das so lang?« frage ich sie, während die Türen sich öffnen.
» Er hat... glaube ich mit mir geflirtet.« sie bewegt ihre Rolex an ihrem Handgelenk. » Er sieht gut aus.« gibt sie zu, während wir hochfahren. Ihre Mundwinkel zucken ein wenig.
» Hmm.. Hotelmitarbeiter sind nicht mein Fall.« ich verschränke meine Arme und lehne mich an die kalte Metallwand hinter mir.
» Ich weiß. Aber mir ist das egal.«
» Du verkaufst dich unter Wert wenn du so weiter machst. Du könntest mit dem nächsten Justin Bieber zusammen kommen.« ich kichere. » Stell dir das vor, was du alles hättest. Und einen heißen Freund noch dazu.«
Die Calverts sind zwar reich, aber nicht ansatzweise so wie meine Familie. Tamaras Eltern haben ein großes Architekturunternehmen. Mein Vater ist Gründer, der größten Parfümmarke Amerikas und meine Mutter eine der größten und meist gefragtesten Schauspielerinnen.
Die Türen öffnen sich und wir gehen den Gang entlang. Ich kann mich später noch beschweren, dass ich nicht auf Ibiza oder Bora-Bora bin. Hätte ich eine Stadt gewollt, wäre ich in New York City geblieben. Und New York ist spannender als eine Kleinstadt. Rosewood, nie gehört und jetzt bin ich hier. Wie hat Tamara dieses Kaff überhaupt gefunden? Hat sie »abgelegene Kleinstädte« gegoogelt?
Tamaras und mein Zimmer sind miteinander verbunden. Das Apartment ist so groß wie eine eine Wohnung. Eine riesige beige Couch steht vor dem Fenster. Das Zimmer harmoniert mit verschiedensten Brauntönen. Das Bett an der Wand ist mindestens zwei Meter breit und sieht gemütlich aus, mit der weißen Polsterung, die in der Wand eingebracht ist.
Das Bad hat genau die selben Brauntöne. Neben einer weißen Badewanne und der großen Dusche, habe ich ein Waschbecken aus braunen Mamor. Das Licht am Spiegel lässt sich mit einer Berührung an der Seite an und ausschalten.
Ich liebe die Michaels Hotels. Sie sind meine Liebsten und bisher hab ich immer eins gefunden. Vielleicht auch weil sie überall vertreten sind. Auch in Kleinstädten.
» Ash?« ich gehe wieder zurück und meine beste Freundin schiebt mir meine zwei riesigen Koffer entgegen.
» Und hat er geflirtet?« frage ich nach.
» Er hat mich nach meiner Nummer gefragt, also ja.«
Ihrem Gesicht zufolge hat sie entweder kein Wort rausbekommen oder sie hat ihm ihre Nummer gegeben. Ich weiß nicht was peinlicher ist. Nie würde ich mich auf einen Hotelmitarbeiter einlassen. Als One-Night-Stand na gut, wenn er gut aussieht und sich nicht wie ein Trottel anstellt. Aber Tamara ist ein Beziehungsmensch, wenn sie etwas anfängt, dann mit allem drum und dran. Mein kleines, naives Mädchen. Sie muss noch so viel lernen.
» Und hast du sie ihm gegeben?«
» Ich bin rot geworden und hab nichts mehr sagen können. Dann hat er mir gesagt, dass heute Abend eine Party am Pool ist. Und Partys sind doch immer gut.«
» Uhh.« ich quieke. » Wir müssen uns was zum anziehen raussuchen. Hoffentlich gibt es ein paar süße Typen hier, die nicht hier arbeiten.«
Sie rollt die Augen. » Bestimmt.«
» Und willst du mir endlich erklären warum wir hier sind als mit heiße Typen mit Sixpack in Badehosen, am Strand von Ibiza, zu flirten?«
» Ich dachte mir, wir können auch einmal etwas machen was mir gefällt. Wenn ich schon aussuchen darf. Außerdem gibt es hier auch einen Strand und da kann man Surfen-«
» Wir sind in Colorado, Tami, nicht an der Ost- oder Westküste geschweige auf einer schönen Insel wo man-«
» Ich wollte nicht ans Wasser, Ash. Find dich damit ab.«
Kurz blinzle ich sie perplex an. Ihr Glück, dass sie die einzige Person ist die so mit mir sprechen kann. » Na gut, und weshalb wolltest du ausgerechnet nach Rosehill.«
» Rosewood.« korrigiert sie mich. » Wenn man ein Stück rausfährt kann man wandern gehen und da ist eine perfekte Aussicht auf die Landschaft.«
Typisch Tamara. Wandern, Landschaft, alles was kein Strand ist und wo es keine heiße Typen gibt.
Ich hebe meine Augenbrauen. » Also darf ich in Ruhe am Pool sitzen und mich sonnen?«
Sie seufzt. » Ich mach immer das mit was du tust.«
» Aber wandern? Ich habe Kleider und Röcke mit. Zig paar Heels, wie soll ich da wandern? Und garantiert gehe ich nicht mit Designerklamotten auf irgendeinen staubigen Berg.« Ohne hin würde sie mich nie auf einen Berg bekommen.
» Selbst mit billigen Klamotten würdest du da nicht hochgehen.«
Ich tätschle ihre Wange und lächle sie an. » Ach Tami, du kennst mich so gut. Und trotzdem sind wir hier.«
Sie zieht die Augenbrauen zusammen. » Dann buch doch einen Flug nach Ibiza wenn du unbedingt dahin willst, ich komme auch ohne dich zurecht.« sie will durch die Verbindungstür in ihr Zimmer gehen.
» Ich will aber nicht alleine, ich will mit dir Urlaub machen.« Sie hält vor der Tür inne. » Ich werde mich damit abfinden hier zu sein, aber wandern werde ich nicht mit dir gehen.«
» Dachte ich mir schon. Ich hatte gehofft, dass du ein schlechtes Gewissen bekommst.« sie murmelt etwas vor sich hin, was ich nicht verstehe. » Ich such mir etwas zu anziehen für die Party raus.«
Zufrieden lächle ich. » Gut, sag mir Bescheid, vielleicht finde ich etwas, damit wir nicht ganz so auffallen.« mein dunkelblaues, enges Kleid ist schon Kontrast genug zu ihrem gelben, luftigen.
» Mach ich.«Die nächsten zwei Monate werde ich wohl hier verbringen müssen, meinen ganzen Sommer. Mal schauen was sich im August tun lässt, damit nicht alles umsonst war. Der August wird wohl meinen Sommer retten. Natürlich, schließlich habe ich auch im August Geburtstag.
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Euer erster Eindruck von Ashley?
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The hottest Summer
Romance☼ Teil 3 der Season-Reihe ☼ * Kann einzeln gelesen werden »Ich muss mich nicht verstecken, ganz im Gegenteil, aber in Keiths Nähe fühle ich mich nicht ganz so Einsam. « Ashley Summer landet mit ihrer besten Freundin Tamara Calvert in einer Kleinstad...