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Lysandra zuerst.

Die Kurtisane, die sie aufs Blut dafür hasst, dass sie sich an Arobynn und Sam rangemacht hatte. Beide waren damals für sie unersetzbar. Ersterer hatte sie am Leben gehalten. Sie wäre gestorben, wenn er und Elena nicht dagewesen wären.

Nach dem erfolgreichen Plan Arobynn zu töten, hatten beide ruhigere Nächte gehabt. Endlich sind sie ihn los. Die Gilde in Rifthold ist aufgelöst. Die kleineren Assassinen hatten sich zusammengeschlossen, während Aelin mit Lysandra alles aufgebaut hatte. Und jetzt steht Felina hier. Lysandras Tochter und beste Freundin von Lyra und Cora.

Alle drei eine Einheit, eine fehlt noch. Sie wird auch bald auftauchen. Dann sind sie endlich komplett.

Glücklich, endlich Gesellschaft in ihrem Alter zu haben, legt sie ihren Freundinnen einen Arm um die nassen Schultern. Kratzige Wolle reibt über ihre nackten Unterarme, als sie mit ihnen davonläuft. Direkt in die große Halle. Ein langer Tisch aus Kirschholz wartet auf die Speisen der Küche und so wie Lyras Magen grummelt, wartet auch er ganz sehnsüchtig auf das Eintreffen ihres Mahles.

>> Also was verschafft mir die Ehre, dass ihr zwei in so einer regnerischen Zeit bei mir auftaucht? << Cora grinst sie an und schiebt sich eine tropfnasse Strähne aus dem Gesicht. Wenn sie Pech hat, wird sie bald krank im Bett liegen. Aber das ist es wert. Doch so wie ihre Freundinnen plötzlich dreinschauen, wünscht sie sich, dass das Fieber sie umhaut. Vielleicht halluziniert sie den Ausdruck schlechter Nachrichten einfach nur. Sie hat wirklich gehofft, dass sie nur ihretwegen gekommen sind und nicht, weil es Schwierigkeiten gibt.

Doch egal wie oft sie blinzelt, sie sieht immer noch so aus. Felina hat Lyra gesehen, als sie hierhergeflogen ist. Sie hatte es eilig. Nicht einmal ein paar Wachen hatten sie begleitet. Sie hatte alle hinter sich gelassen, als sie auf Orynth zumarschiert ist. Ihr roter Mantel, schwer vom Regen, klebt an ihrer Lederrüstung. Wenn es nicht ein großer Zufall ist, dass sie genau zur selben Zeit hier ankommen, muss auch sie etwas davon mitbekommen haben. Beide haben sie das Dunkle gesehen.

Etwas, das nicht so ist wie Erawan oder Maeve. Nein. Etwas völlig anderes, das in Wellen durch ganz Erilea zieht und sie hierherlockt. Ein Wunder, dass keiner der Fae das mitbekommen hat. Normal sind sie immer die Ersten, die den Schimmer des Bösen bemerken. Mit ihren feinen Sinnen und ihrer unmenschlichen Magie hätten sie die dunklen Schwingungen bemerken müssen.

Also was ist falsch gelaufen, dass Orynth nichts davon mitbekommen hat. Dass selbst Aelin ahnungslos ist, wo sie doch Pläne über Pläne hat um ihr Land und die Welt zu schützen, macht ihr klar, dass Terrasen nichts davon weiß. Doch es ist klar, dass selbst die einstige Heldin nicht alles wissen kann. Doch Felina hat es gehofft. So hätten sie es einfacher und müssten nicht das verzweifelte Gesicht ihrer Freundin sehen. Selbst Lyra steht betreten neben ihr. Nicht bewusst wie sie anfangen soll.

Lyra seufzt. >> Cora... Es ist etwas passiert. << Sie wartet ab, ruht auf ihrem Sessel und starrt die beiden einfach an. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als weiter zu reden. Cora wird keinen Aufstand machen. Dafür ist ihr das Kleid, das sie trägt, viel zu schade. Die mit Ranken verzierten roten Röcke bauschen sich um ihre Beine, als sie sich bewegt und sie übereinanderschlägt. Felina sieht ihr an, dass dieser Zustand nicht lange anhalten wird, also redet sie weiter. >> Meine Mum hat mich hergeschickt um Aelin zu warnen, oder, naja, wie sie gemeint hatte, die neue Erbin der Flammen zu warnen. <<

Wieder keine Reaktion.

Felina und Lyra sehen sich an. Es ist nie ein gutes Zeichen wenn sie einfach nur schweigt. Trotzdem machen sie weiter. >> Manons Wyvern haben berichtet, dass sich im Süden etwas zusammenbraut. <<

Cora sitzt einfach nur da und lauscht den Berichten von Lysandras Tochter. Sie und Lyra haben sich sicher beraten. Immerhin hat Manon mehr gesehen, als so mancher Soldat in ihren Reihen. Mit ihren Wyvern kann sie mehr Gelände abdecken. Ein Grund weshalb sie alle Soldaten, egal ob Mädchen oder Jungs, die fliegen wollen und können, ausbildet. Und dennoch...

Wie hat Aelin das übersehen?

Den weiteren Ausführungen hört sie gar nicht mehr zu. Sie grübelt über die Vorkommnisse, die ihre Freundinnen ihr berichtet haben.

Dunkle Schatten. Wälder in denen man nichts hören kann. Keine Vögel und auch der Herr des Nordens....

Nein, er kann nicht weg sein. Sie haben ihn gerade erst wieder.

Cora muss das ihrer Mum erklären. Götter... wie soll sie das anstellen? Sie ist gerade so glücklich mit Rowan. Und die Lage in Terrasen könnte nicht besser sein. Um nichts auf der Welt darf sie zulassen, dass so etwas wie vor achtzehn Jahren nochmal passiert. Cora sorgt dafür, dass Aelin glücklich sein und ihr Leben genießen kann, also darf sie es ihr nicht erzählen. Solange sie es unter Kontrolle halten kann, muss sie es nicht wissen. Immerhin ist sie schwanger. Schwanger mit ihrem kleinen Bruder. Fae Schwangerschaften sind schon ohne Stress heikel. Die Sache steht also fest. Sie muss nur noch ihre beiden Freundinnen und ihre Tanten darüber informieren, das wird interessant. Mit aufmerksamen Blick mustert sie ihre besten Freundinnen, beide so speziell und unterschiedlich wie Sonne und Mond. Lyras silberblonde Mähne umspielt ihre schmalen Schultern wie Wellen aus reinstem Mondlicht. Wohingegen Felina dunklere Töne bevorzugt. Dicke, schwere Wellen aus dunkelstem Braun ergießen sich über ihren Rücken, schimmern in der späten Sonne, die nur schwach durch die bauschigen Wolken brechen. Sie sind grundverschieden und doch passen sie gut zusammen. Aber wo passt Cora da rein?

Ihre glatten blonden Locken gehen ihr bis unter die Brust. Eine Haut, die einen warmen Goldton aufweist unterscheidet sich von Lyras Olivton und Felinas Karamellhaut. Zusammen bilden sie eine ungleiche Einheit.

Und...

Aus ihren Gedanken geschmissen, blinzelt sie langsam. Erst jetzt bemerkt die junge Prinzessin, dass ihre Freundinnen immer noch reden. Während sie hier über Gemeinsamkeiten sinniert hatte, erklären sie weiter was alles schief läuft. Eigentlich will sie das nicht wissen, also fragt sie nicht nach, als sie sich wieder in die Realität einklinkt und aufsteht.

Überrascht verstummt Felina und Lyra. Sie sieht ihre Freundin an, die penibel ihre Röcke glattstreicht und immer noch so tut, als wäre nie etwas passiert. Manchmal werden sie echt nicht schlau aus diesem Mädchen, dass mehr wie ein Engel aussieht, als wie eine Kriegerin. Aber wenn man Lyra so ansieht, würde man sie eher für halbtot halten, so bleich ist sie. Und Felina, ja sie kann so aussehen wie sie eben aussehen will. Wenn ihr danach ist, könnte sie sogar ein Kerl sein. Wahrscheinlich wäre sie sogar ein sehr begehrter Lord. Und wenn Terrasen gerade in Schwierigkeiten wäre, würde Aelin sie mit Sicherheit mit Cora verkuppeln.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt