Drei Mädchen reiten, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Anwärterin Nummer eins kichert im Geiste, während sie ihnen zusieht. So schnell können sie nicht weglaufen. Egal wo sie sich verstecken, sie und ihre Artgenossen werden sie immer und überall finden. Koste es was es wolle. Denn sie haben etwas sehr entscheidendes behalten. Das giftige, viel zu helle Feuer geht aus, sobald das blonde Mädchen fast starr vor Schreck dasteht. Ganz zu ihrem Glück. Ein einziger, wirklich winziger Fetzen Stoff ist in den halb verbrannten Ästen hängengeblieben. Triumphierend trägt die Schattengestalt diesen Fetzen zu ihrer Anführerin. Mit klickenden Befehlen nimmt sie die kleine Trophäe entgegen. Die Jagt möge beginnen.Erst als die Sonne langsam über den Astwipfeln aufgeht drosseln sie ihr Tempo. Ihre Pferde keuchen bereits seit einer gefühlten Ewigkeit, doch sie halten durch. Aber um das macht sich im Moment keiner Gedanken. Eine Frage hängt seit ihrem Aufbruch in der Luft. Keiner von ihnen will diese Frage aussprechen, weil diese noch mehr Fragen mit sich ziehen wird. Trotzdem muss es sein und weil Lyra gerade den klarsten Kopf hat, fällt ihr das zuerst ein. >> Wollen wir weiter schweigen oder einsehen, dass wir vielleicht doch noch zu unerfahren für das sind? << Und dennoch schweigen die Mädchen. Sie ziehen die Köpfe ein und lauschen dem erwachenden Wald, hören den Amseln und Lärchen zu und den Bienen, die emsig herumfliegen. Hier ist es definitiv zu friedlich in Anbetracht ihrer Situation. Aber was haben sie für eine Wahl? Wenn sie jetzt zurückreiten, werden ihre Eltern sie nie wieder unbeobachtet rauslassen. >> Keine von uns kann nach Hause <<, murmelt Cora in ihren Umhang hinein, der sich um ihre Schultern bauscht. >> Sie würden uns nicht mehr gehen lassen. Wir wären Gefangene in einem Käfig aus Gold. << Und wieder schweigt die kleine Gruppe betreten. Gegenworte gibt es keine. Jetzt ist nur wichtig, dass sie irgendwo unterkommen etwas zu essen bekommen. Sie müssen eine Woche reiten um nach Rifthold zu kommen. Jeder wird sie dort zwar erkennen, doch dort gibt es diese eine Bibliothek. Im Palast von Lyras Mum liegt ein Buch über Wesen, die Albtraumstoff sind. Und auf genau dieses Buch haben sie es abgesehen. >> Dann wissen wir, was als nächstes kommt. <<
Vorsichtig lachend halten sie sich an den Händen und Felina lässt ihre menschliche Hülle fallen. Als GeisterLyrapard prescht sie nach vorne, wittert den Jäger nicht, der sich im Dickicht versteckt.
Fasziniert beobachtet er ihr weißes Fell. Eine Gestaltwandlerin also, interessant. So jemand dürfte gar nicht mehr existieren. Besser wäre es, wenn er hier perfekt trifft. Er hat noch nie danebengeschossen. Der Pfeil auf seinem Bogen hat das perfekte Gewicht, ist gespickt mit den Federn eines Rhuk, die alles ausbalancieren. Es kann also nichts schief gehen. Dennoch muss er aufpassen. Zwei Mädchen reiten neben ihr. Nicht irgendwelche Mädchen. Es sind die Prinzessinnen Cora von Terrasen und Lyra von Adarlan. Wenn er eine davon trifft, wird man ihn hängen. Doch diesen Lyrapard... er wird eine Belohnung dafür bekommen.
Ihm ist nicht klar, wer sie wirklich ist. Es wird einfach eine schicke Trophäe geben. So ein Tier wird normalerweise jeden Anfallen, der es wagt in sein Territorium einzudringen. Umso besser läuft es für ihn, wenn er das Fell als Beweis verkaufen kann. Schluckend schließt er die Augen. Das Geld braucht er so dringend. Anklage hin oder her. Seine Familie wird nicht hungern müssen. Ohne ihn sind sie sowieso besser dran.
Also zieht er die Sehne des Bogens noch strammer. Die Spitze des Pfeiles wird ihren Hals treffen. Kurz und schmerzlos. Es gibt keinen Grund sie leiden zu lassen. Sein Gewissen ist schon Strafe genug.
Wenn er könnte, würde er sich die Haare raufen und sie sich wahrscheinlich büschelweise ausreißen. Genau aus dem Grund sind sie zusammengebunden, schnaubt er leise und das ist der Laut, der alle zum Stehen bringt. Das blonde Mädchen reißt an den Zügeln ihrer schwarzen Stute. Ist er jetzt aufgeflogen? Kalter Schweiß rinnt seinen Nacken hinunter, verfängt sich im Fellkragen seiner Lederjacke. Jetzt oder nie. Und so lässt er den Pfeil los. Sirrend schießt er durch die Luft und trifft... nicht sein Ziel.
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Princess of Fire and Darkness ToG FF
FantasyAelin rettete die Welt, sorgte für Frieden und Wohlstand und auch ihre Tochter wuchs behütet mit Lysandras und Manons Tochter auf. Doch die tiefen Schatten der Nacht hatten ihre Haustiere entlassen und sie wollen spielen und sie fürchten nur die Erb...