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Felina hätte sich nicht umsehen dürfen. Nicht verriegelte Fenster, kaputte Dielen neben dem Bett und am schlimmsten das zerbrochene Türschloss. >> Hör auf hier herumzugeistern und geh endlich schlafen. << Vor Schreck stolpert Felina gegen den wackelnden Schrank und starrt ihre Freundin an, die sie mit verschlafenen Augen ansieht. Ihr leises Genuschel ist zwar kaum zu verstehen, doch wenn man ihren genervten Gesichtsausdruck deutet, findet sie es nicht gerade cool aufgeweckt zu werden. Halbherzig wedelt sie in Richtung kaputter Tür. >> Na los, geh schlafen. Ich komm zurecht. << Voller Widerwillen schlendert Felina auf die Tür zu, bleibt aber wieder stehen und starrt auf das gebrochene Schloss. >> Geh jetzt. <<

>> Ist ja gut, ich geh schon. <<

Fünf Minuten bleibt sie vor der geschlossenen Tür stehen und horcht auf den ruhigen Atem ihrer Freundin, bis eine Hand auf ihrer Schulter landet. Aus reinem verfluchten Instinkt packt sie jene fremde Hand und schleuderte ihn über ihre Schulter direkt durch diese gottverdammte Tür. >> Was zum?!... << Nino, der Jäger, der sie angeschossen hat und ihre Freundin getragen hat, fliegt durch die Tür einer schlafenden Prinzessin. Das ist wirklich ein sehr mieses Timing. >> Scheiße Felina! << Wie ein aufgeschrecktes Huhn sammelt sie ihre Decke zusammen und schlingt es um ihren Körper. Jetzt sieht sie gar nicht wie eine Prinzessin aus. Verwuschelte Haare hängen ihr in Strähnen ins verschlafene Gesicht und ihr Outfit ist alles andere als sauber. Jetzt sieht sie aus wie eine von Lyras Hexen. Ganz nett eigentlich. Wenn Nino nicht in ihrem Zimmer zwischen Holzstücken liegen würde, ja, dann wäre alles gut. >> Du bist echt stark. << Lachend rollt sich der Jäger aus dem Schutthaufen und klopft sich ab. Staub und Holzsplitter rieseln aus dem Fellkragen. An Schlafen denkt hier wohl keiner mehr, außer Lyra.

>> Das kann doch nicht euer Ernst sein! << Genervt fährt sich Cora durch die Haare und stapft auf die beiden zu. Holzstücke bohren sich in ihre Fußsohlen und jagen einen heißen Schmerz durch ihren Körper. Nein, darum schert sie sich jetzt nicht. Dafür hat sie zu wenig geschlafen. >> Läuft bei euch was? << Nein, oder? Schnell sieht sie zwischen den beiden hin und her. Nein, sie hat noch genauso viel an wie vorher. Also entweder sie hat diesmal nichts vergessen oder in den zehn Minuten ist wirklich nichts passiert. Egal, es ist drei Uhr morgens und ihnen bleiben genau noch zweieinhalb Stunden bis die Sonne aufgeht und sie weiter müssen. >> Geht jetzt beide schlafen und zwar jeder alleine. << Mit dem Finger tippt sie Felina an und schiebt sie von dem Jäger weg, den sie immer noch nicht leiden kann. Sobald Felina nicht mehr vor der Tür steht, fällt ein Schatten in den Gang. Feingliedrige Beine schwanken fahrig im Wind und treffen mit einem dumpfen KLACK KLACK an die schmutzige Scheibe die auf den Innenhof zeigt. Nein, nein das ist keine gottverdammte Spinne. Diese... Beine sind einfach nur Äste von einem Baum. Lange, dünne Äste, die sich selbstständig bewegen. Oh Gott! Das ist eine verdammte Spinne!

Überschwemmt von den Albträumen der letzten Nächte erstarrt sie. Ihr Kopf schreit Warnungen nach der anderen, füllt ihren Körper mit rasender Panik. Das ist nicht gut, ganz und gar nicht.

>> Cora? << Um sie nicht zu erschrecken, geht sie auf ihre Freundin zu. Cora bewegt sich nicht. Ihr gehetzter Blick ist in die Schatten gerichtet, weit vor ihr im Gang. So, wie sie jetzt dasteht, ähnelt sie dem verlorenen Mädchen im Wald. Irgendwas hat sie gewaltig erschreckt. >> Nino? Kannst du kurz nachsehen, ob uns was umbringen will? << Kurz sieht sie Widerwillen in seinen Augen, doch dann lächelt er Felina an. So etwas wie Sympathie liegt darin und sie muss auch lächeln. >> Hol du sie aus ihrem Wachkoma raus und ich sehe nach welcher Baum es wagt die Prinzessin zu erschrecken. << Er hat so gewaltiges Glück, dass er schneller aus der Tür ist, als ihre Kräfte erwachen. Man sieht ihr den Zorn an, als sie mit erhobener Hand den Fleck anstarrt, auf dem Nino gerade noch gestanden hat. Flackerndes Feuer bringt die goldenen Sprenkel in ihren kiefergrünen Augen zum Strahlen. Doch mehr bewegt sich nicht. Die Fae blinzelt träge in den Schein ihrer Flammen hinein.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt