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Spinnen, die sprechen und andere Leute auf Befehl ihrer toten Königin, töten und ihre Erinnerungen stehlen. Laut ihrer Erklärung dürfte das nicht einmal möglich sein. Tote Regenten regieren nicht mehr, egal wie grausam und hinterlistig sie zu Lebtagen auch waren. Doch diese Mädchen sehen das wohl anders. Entschlossen und doch voller Angst reiten sie auf das Steinschloss zu und geben ihre Pferde ab. Sie hatten keine Zeit sich zu waschen und werden jetzt komisch angesehen, als sie an den Wachen vorbeimarschieren. Felina hat ihn an der Hand genommen. Als Tarnung, meint sie. Doch ihm soll es recht sein. Er genießt es geradezu. Auch wenn der Gedanke an das nahende Gespräch mit einer... nun, Fae ihn nicht gerade beruhigt. Er hat das Feuer gespürt, dass sie ihm in der Unterkunft beinahe um die Ohren gehauen hätte. Sie ist stark und er möchte nicht herausfinden was sie noch alles kann.

>> Wohin jetzt? << Leise flüsternd sieht er zu Felina nach unten. Er bekommt nur ein kurzes Schulterzucken und ein Lächeln, das ihn verrückt werden lässt. >> Folge der kleinen Fae und du wirst es herausfinden. << Na umso besser, geht es ihm grummelnd durch den Kopf. Er soll dem einzigen Mädchen folgen, das ihn dafür hasst, dass er ihre Freundin angeschossen hat. Selbst das angeschossene Mädchen hat es ihm verziehen. >> Keine Panik. << Felina drückt seine Hand und lächelt ihn an. Ihre braunen Augen funkeln im Fackellicht und sehen aus wie geschmolzene Schokolade. Verführerisch und definitiv der falsche Ort dafür. >> Sie fackelt dir höchstens deine tollen Haare ab. << Abrupt schließt sie den Mund und errötet auf eine entzückende Weise. Nino verlangsamt seine Schritte und fällt hinter Lyra und Cora zurück. Gemeinsam mit Felina bleibt er  stehen und schweigt, bis die Schritte ihrer Freundinnen nicht mehr zu hören sind. Absolute Stille senkt sich herab. Nur der rasende Herzschlag des Mädchens vor ihm, der unter ihrem zarten Handgelenk pulsiert, schallt rhythmisch. >> Wir sollten weiter und... <<

Nino bemerkt ihr nervöses Stottern und diese bezaubernde Röte nimmt noch mehr zu. Er kann nicht anders. Er muss sie einfach küssen. Um ihren niedlichen Versuch zu stoppen Ausflüchte zu finden, nimmt er ihr Kinn zwischen die Finger und hebt es. Knapp vor ihrem Mund hält er inne. Ihr hektischer Atem trifft heiß auf seine Lippen. Sein ganzer Körper verkrampft sich, doch er kann sie einfach nur ansehen. Ihre vollen Lippen betrachten, die verheißungsvoll geöffnet sind und so einladend wirken wie ihr brennender Blick. >> Wir sollten das nicht. Sie könnten jederzeit... << Und wieder unterbricht er sie. Streicht sanft mit dem Daumen den Schwung ihrer Unterlippe nach. Mit animalischer Freude beobachtet er ihr Zittern, das von ihren Lippen auf ihren ganzen Körper übergeht. Die Frage, ob ihr restlicher Körper genauso weich ist wie dieser verführerische Teil, geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Diese kurze Zeit in der er unachtsam ist, zu konzentriert um auf ihre Reaktion zu achten, nutzt Felina um ihre Gedanken zu ordnen und von ihm wegzurücken. Zu schade.

Nein, nein, nein. Das darf nicht sein! Felina hat nicht vor mit ihm zu schlafen, nein das hat sie nicht einmal in hundert Jahren vor. Er muss irre sein und verwirrt. Ja eindeutig. Denn sie will das nicht und er sicher auch nicht. Es sind nur... die Hormone. Sie ist siebzehn und er irgendwas um die zwanzig. Kein Wunder, dass da irgendwas ist. Doch hier geht das nicht. Nicht in diesem Schloss und in diesem Leben schon gar nicht. >> Wir müssen die anderen suchen, bevor sie sich noch ohne uns

vergnügen. << Schamesröte breitet sich auf ihren Wangen aus. Das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt oder? Um ihm nicht nochmal in die Augen sehen zu müssen, huscht sie den langen Gang entlang. Diener und Dienstboten grüßen sie höflich und gehen dann weiter. Sie hört ein tiefes Lachen und bekommt augenblicklich eine Gänsehaut, die sicher von der Kälte hier kommt. Immerhin ist es beinahe Herbst. Die Nächte werden Kälter und es schüttet wie aus Eimern. Perfekter Zeitpunkt um ein bisschen in der Bibliothek zu hocken und in einem furchterregenden Buch zu schmökern, das einem mehr Albträume beschaffen kann, als jedes Monster hier und in anderen Welten. Und nebenbei wird versucht nicht über den Jäger herzufallen, der sie angeschossen hat, aber dessen Lächeln ihr weiche Knie beschert und der jetzt so nahe bei ihr sitzt, dass sie fast einen Herzinfarkt bekommt. Die einzige Rettung ist wohl in diesem Moment Cora, die Nino mit so einem ernsten Blick ansieht, dass er ein bisschen von ihr wegrutscht. >> Da du endlich dein Testosteron unter Kontrolle hast und nur noch halb so schlimm bist wie mein Vater bei meiner Mutter, können wir jetzt besprechen wie es um Himmels Willen möglich ist, dass Maeve noch lebt! <<

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt