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Ah, so ist das also zwischen ihnen. Verstanden. Die Beziehung zwischen einem Menschen und einem Gestaltwandler ist also durchaus möglich und jetzt sogar akzeptiert. In den Jahren, in denen er in Doranelle gelebt hat, veränderte sich wohl einiges. Nun, soll ihm recht sein. Eine Gefahr weniger. Grinsend senkt er den Kopf. Strähnen seines schwarz-grauen Haars fallen ihm ins Gesicht, verhüllen halb sein hinterlistiges Lächeln. Das läuft alles nach Plan. Felina ist mit Nino abgelenkt. Lyra ist in der Bibliothek beschäftigt und Cora ist alleine. Grinsend sieht er aus dem Fenster. Absolut perfekt. Sie sind alle alleine und so wunderbar schutzlos. Leise wie auf Pfoten, die sich unter seiner Haut verbergen, schleicht er durch den Palast zu ihrem Zimmer. Es ist still in diesem Gang. Menschenleer. Anscheinend hat wirklich jeder etwas Besseres zu tun, als auf die königlichen Hoheiten aufzupassen. >> Viel zu einfach. << Vorsichtig lässt er Tropfen des Gifts auf ein Stofftuch fallen. Zehn, das sollte genügen. Mit Gloriella sollte sie vertraut sein, na dann mal los.

Leise öffnet er die Tür und sieht in den weiten Vorraum hinein. Efeu windet sich über Säulen und Türstöcke und wächst über den Balkon nach unten. Es ist ruhig hier. Nur Vögel durchbrechen die Stille mit ihrem herrlichen Gesang. Bald wird es der Letzte für dieses Jahr sein. Der Winter wird sie in wärmere Gegenden treiben, so wie auch die Prinzessin ihren Weg dorthin finden wird. Jene Majestät ruht sich im Moment im Bad aus. So leise wie er kann, schiebt er die Eichentür auf und schielt in den beheizten Raum hinein. Dunstschwaden wabern in dem großen Zimmer herum und verbergen den zierlichen Körper in der Steinbadewanne. War sie nicht erst baden?

Seelenruhig wäscht sich die kleine Fae und achtet nicht auf ihn. Sie hat noch so viel zu lernen. Während er auf sie zu schleicht, das Tuch locker in der rechten Hand, hebt sie den Kopf und er erstarrt. Er atmet nicht einmal. Ihm ist klar, dass sie ihn hören würde, wenn er nicht aufpasst. Immerhin ist sie wie er nicht menschlich und ihre Mutter, schmunzelnd denkt er an den Hitzkopf von früher, hat ihr auch etwas beigebracht.

Irgendwas stimmt hier doch nicht. Es ist viel zu ruhig. Nicht einmal die Hunde, die heute im Schlossgarten herumlaufen, bellen die Vögel an. So wie vor achtzehn Jahren, meinte ihre Mum vor ein paar Wochen. Vorsichtig legt sie den Schwamm beiseite und lehnt sich vor. In der Reflektion des Silbertabletts ist jemand. >> Scheiße... << Ruckartig schmeißt sie sich aus der Wanne. Der harte Aufprall vibriert ihr in den Knochen. Nackt und mit Schaum bedeckt wirbelt sie zu ihm herum und erstarrt. Da steht ein Kerl in ihrem Badezimmer und lächelt sie an. Der sanfte Geruch von Gloriella steigt ihr in die Nase. >> Machen wir es uns einfacher und überspringen wir die ganzen hektischen Atemzüge und die Frage wer ich bin und kommen zur Sache. << Ein Fae steht in ihrem Badezimmer und glotzt sie unverhohlen an. Sie kennt ihn nicht. Hat ihn weder hier, noch in Terrasen gesehen und selbst in den seltenen Gelegenheiten in denen sie in Doranelle war, hat sie noch nie so einen Fae gesehen. Doch etwas Bekanntes liegt in seinem Gesicht, aber ihr fällt beim besten Willen nicht ein an wen er sie erinnert.

>> Du siehst verwirrt aus Prinzessin. << Schmunzelnd schlendert er auf sie zu, drängt sie in eine Ecke ohne Fenstern. Sie könnte sich wehren und ihn mit ihrem Feuer angreifen, doch die Gefahr ist zu groß einen überdimensionalen Schaden anzurichten. Bei jedem dieser Zwischenfälle könnte sie sich in den Hintern treten, weil sie ihre Mum nie gebeten hat ihr mehr zu helfen. Jetzt rächt sich ihre Faulheit aufs Härteste. Sie könnte schreien, ihn treten und ausrasten, alles hier in Schutt und Asche legen, doch sie ist wie gelähmt. Als könnte es sie beruhigen, lächelt er sie an und streicht ihr über die Wange. Sekunden in denen ihr eine Gänsehaut über den Körper läuft, dehnen sich zu einer Ewigkeit. >> Ich zieh dir was an keine Sorge. Du wirst bedeckt sein. Jetzt einfach tief durchatmen und einschlafen. << Langsam führt er das durchtränkte Tuch an ihr Gesicht und lächelt sie sanft an. Innerlich könnte sie sterben vor Angst, doch sie kann ihn nur anstarren und zittern. Ihre Freunde. Was wird aus ihren Freunden? >> Keine Panik Süße, es ist gleich vorbei. << Fest presst sich das Tuch auf ihr Gesicht und ihre Sicht verschwimmt bereits an den Rändern ihres Sichtfelds und wie versprochen fängt er sie auf und ihre Angst geht in einem dichten Nebel unter.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt