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Ganz, ganz schlecht. Es muss einfach unglaubliches Pech sein den Vater seiner... Freundin? am ersten Tag ihrer Rückkehr zu treffen. Besonders, wenn sie bald wieder abreisen wollen. Ihr Vater wird nicht sonderlich begeistert sein, wenn er merkt, dass die Mädchen und er wieder weg sind. Nino muss ihn nur lange genug hinhalten, damit seine Begleiterinnen sich wenigstens ein paar Stunden ausruhen können. Somit hält er auch die Befragung ihres Vaters aus. >> Es geht nur um die Sicherheit meiner Freundinnen. Deshalb liegt es in meinem Ermessen zu wissen wo die Wachen sind und wo die Gefahr besteht dass Cora wieder... << Ehe er aussprechen konnte, was Aedion wissen musste, landet eine Hand auf seinem Mund und unterdrückt die wichtigen Worte mit einem Mal. >> Er weiß es schon Nino. << Eine vertraute, aber verschlafene Stimme unterbricht abrupt seine nächsten Worte. Lyra und Felina gesellen sich zu der Kleineren und nicken bedächtig. Drei so ungleich wie die Elemente stehen hinter ihm, drängen ihn näher an den Halbfae, als er heute sein wollte. >> Ganz ruhig Junge. Sie werden dir nichts tun. Nicht war Felina? <<

>> Ist schon gut Dad. Lass Nino in Ruhe. Du weißt sowieso, dass wir hier sind, also lassen wir die Spielchen mit dem: Ohhh, wo kommt ihr denn her? und kommen sofort zur Sache. << Worum geht es hier bitte?

Und dann klirrt das Fenster im Zimmer neben ihnen.

Mit einem Schlag ist der Gang totenstill. Jeder, der hier Anwesenden, hält die Luft an, um ja kein Geräusch zu überhören. Schwere Schritte nähern sich langsam der schweren Doppeltür. Das ist ein Arbeitszimmer. Um genau zu sein Lysandras Arbeitszimmer. Trotz ihrer Vergangenheit wusste sie wie sie ihre Ländereien verwalten muss. Die Leute sind zufrieden und niemand muss sich an ein Bordell verkaufen, um überleben zu können, dafür sorgt sie seit achtzehn Jahren und wird es auch weiterhin tun. Und dieses Vorhaben wird Cora nicht gefährden indem sie hier jemanden rumlaufen lässt, der hier nicht reingehört. Egal ob sie ein Nachthemd oder eine Kampfausrüstung trägt, niemand wird hier Schaden anrichten. >> Aedion, wer kann hier unbemerkt reinkommen? << Seine hochgezogene Augenbraue ist Antwort genug. Richtig, eigentlich keiner. Ihr Onkel will sie aufhalten und fasst nach ihrem Arm, doch sie ist schneller. In Windeseile reißt sie die Tür auf und ein hohes Kreischen erfüllt die Luft.

>> Scheiße Cora! Seit wann bist du denn hier? << Eine junge, wirklich, wirklich erschrockene junge Frau starrt sie mit weitaufgerissenen Augen an und sie kann nichts anderes tun, als sie anzulächeln und ihr um den Hals zu fallen. Ihr rasendes Herz hämmert an ihrer Brust, doch sie erwidert die Umarmung genauso herzlich. >> Auch schön dich wiederzusehen Evangeline. << Ihr glockenhelles Lachen hallt in ihrem Arbeitszimmer wider und verwirrt die umstehenden Leute. Keiner von ihren Freundinnen kennt Evangeline, ausgenommen Felina. Immerhin ist sie mit ihr aufgewachsen. Doch diese junge Frau ist für ihre Mutter tätig. Reist als Kundschafterin und Spionin durchs Land und hilft Aelin die Welt sicherer zu machen für jene, die sich nicht selber beschützen können. Cora hat immer zu ihr aufgesehen und versucht wie sie zu sein, doch das hat nicht ganz geklappt. Ihre Fähigkeiten sind einfach zu auffällig und noch nicht ganz unter Kontrolle. Sie würde nie unbemerkt irgendwohin kommen, zumal sie eine weltbekannte Prinzessin ist. So hat sie ihr zugesehen und ihren Geschichten gelauscht, wenn sie zu Besuch war, was ihrer Meinung nach nicht oft genug war. Nur ist sie bis jetzt nie einfach durchs Fenster gestiegen. Bis jetzt hat sie immer den direkten Weg durch die Haustür genommen, Aedion und Lysandra begrüßt und sich dann mit einem Teller Schokoladenkuchen vor den Kamin gesetzt. Also stellt sich die Frage, warum. >> Sag mal, wieso bist du durchs Fenster gekommen? <<

Ihr schlanker Körper erbebt vor Lachen und schüttelt Cora zusätzlich durch. Kichernd löst sie sich von ihrer Freundin und wartet, bis sie aufhört sich kaputtzulachen. Ihr rotblondes Haar fällt in sanften Locken über ihre Schultern, als sie sich vorbeugt und sich den Bauch hält. Ok, langsam wird es schräg. Sie lacht und lacht und lacht, kringelt sich beinahe und fällt dann schließlich einfach nur nach Luft schnappend zu Boden. >> Kleine, ist alles in Ordnung mit dir? << Aedion schiebt sich durch Nino, Felina und Lyra um sich neben seine Tochter zu knien. Besorgt legt er ihr eine Hand auf die bebende Schulter, doch sie hört einfach nicht auf zu lachen, bis sie kurz und heftig hustet und erschöpft auf den Boden sinkt. >> Zum Teufel, was ist los mit dir? << Seine Stimme ist verzweifelt, als er sie ruppig anschnauzt, doch sie lächelt nur selig, ihre Augen halb geschlossen. Während alle verwirrt die junge Lady ansehen, fängt Nino leise an zu lachen, was ihm einen bösen Blick von Aedion einbringt. >> Was gibt es da zu lachen? Sie könnte krank sein! << Auf Evangelines Lippen liegt ein vergnügtes Schmunzeln. Ihre halboffenen Augen suchen den Blick des Jägers und wirken wirklich belustigt.

>> Der zweite Mensch in diesem Raum hat total recht mit dem was er denkt. << Kichernd rollt sie sich auf die Seite und unterbricht den Blickkontakt mit Nino, doch Aedions Aufmerksamkeit ist geweckt. Langsam und galant steht er auf, seine Hände zu Fäusten geballt. Das ist ganz und gar nicht gut. Felina und Cora wechseln einen schnellen Blick untereinander und es ist klar, dass sie etwas tun müssen. Erstens müssen sie Aedion daran hindern Nino zu Brei zu schlagen, Nino ausfragen was er denkt und Evangeline ins Bett bringen. Am besten fangen sie von vorne an. Felina stellt sich zwischen ihren Vater und Nino wie eine schützende Wand, auch wenn sich Cora sicher ist, dass Nino sich zumindest für wenige Minuten verteidigen könnte. >> Dad, ist schon gut, er hat es sicher nicht so gemeint. << Bedeutsam sieht sie Nino an. >> Er würde sich nie über Evangeline lustig machen, stimmt's Nino? << Sofort schüttelt dieser den Kopf, was den Halbfae nur minimal beruhigt. Es stellt sich immer noch die Frage was dann mit Evangeline nicht stimmt. >> Sag schon, was du weißt Junge! <<

Nino nähert sich mutiger Weise und kniet sich neben das selig lächelnde Mädchen auf den Boden, streicht ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht um ihr besser in die Augen sehen zu können. Nur weil Cora sich Sorgen um Felina macht, sieht sie zu ihrer Freundin nach hinten. Sie beäugt das Geschehen gespannt und doch etwas skeptisch. Natürlich tut sie das. Sie hängt an diesem Menschen, sehr sogar und nur weil Evangeline ihre Schwester ist, bleibt sie so entspannt. >> Was hat sie denn jetzt? <<

>> Felina, komm schon, du weißt es. << Evangeline setzt sich mühevoll auf, schwankt leicht in ihrer Bewegung. Sie wirkt betrunken, beinahe benommen, als hätte sie etwas genommen. Jetzt weiß Cora was los ist. >> Aedion ich muss dir noch etwas über Aaron erzählen. << Sie packt ihren Onkel an der Hand, der sein Mädchen nur ansieht. Er ist verwirrt und besorgt und es ist besser, er weiß es nicht, als die Wahrheit zu wissen. Das würde nur das Bild von einer sicheren Arbeit kaputt machen und er würde alles tun, um sie von da fernzuhalten. >> Ist es wichtig? Ihr geht es nicht gut. <<

>> Ja, das ist wichtig. Vielleicht weißt du, wo er wohnt. << Mit einem Ruck zerrt sie ihren Onkel aus dem Arbeitszimmer und knallt die Tür fest zu.

Synchron zucken alle zusammen, bis auf Evangeline. Felina wird langsam klar was los ist und Nino hat es von Anfang an gewusst. Ihr wurde etwas verabreicht, das sie benommen gemacht hat. Alleine ihre Ausbildung hat es ihre möglich gemacht nachhause zu finden und sogar durch ein Fenster zu brechen. >> Wer hat dir das angetan kleiner Schatten? << Führsorglich streicht ihr Felina über die Wange, versucht ihre begrenzte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und schafft es auch.

Ihre gold-braunen Augen richten sich voll fokussiert auf ihre. >> Ein junges Mädchen, ungefähr so alt wie ihr. Die Kleine war unglaublich fies. << Und sie muss es wissen. Als sie elf Jahre alt war, verbrachte sie den Krieg an Lysandras Seite in Orynth. Jetzt ist sie neunundzwanzig und wahnsinnig jung geblieben. Sie sieht aus wie zweiundzwanzig. Ihr Job hält sie auf Trab und ihr Verlobter wartet jeden Abend mit einer Kerze in der Hand vor ihrer Haustür und betet, dass sie wieder zurückkommt und das tut sie jeden Tag. Zurückkommen zu ihren Liebsten, das ist ihr Ziel. Und jemand hat versucht ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen, das ist etwas, was Felina nicht akzeptieren kann.

>> Wie hat sie ausgesehen? <<

Der kleine Schatten blinzelt einmal träge, bemüht sich wirklich bei Bewusstsein zu bleiben und meint flüstern, >> Dunkle, kinnlange Haare. Eine Haut so braun wie Holz und ihr Akzent ist nicht aus Erilea, sondern vom südlichen Kontinent. Ich glaube ich habe sie schon einmal hier gesehen, doch es ist schon lange her. << Der Name dieser Person liegt Felina wie Säure auf der Zunge. Wieso sollte sie das tun? Sie haben sich seit Monaten nicht mehr gesehen und es gab damals auch keinen Hinweis darauf, dass sie sauer auf irgendjemanden wäre. Das ergibt keinen Sinn. >> Du kennst sie gut Felina und... << Den Rest des Satzes bringt sie nicht mehr über die Lippen und schläft ein. Der süßliche Geruch von Gloriella verfliegt in die kühle Nacht und lässt die Freunde betreten zurück. Felina und Lyra wissen wen Evangeline meint, doch sie wagen es nicht es auszusprechen. Es würde das alles nur wahr machen, realer, als es schon ist. >> Lasst uns schlafen gehen. << Lyra hebt die schlafende Lady hoch und marschiert mit ihr auf dem Arm nach draußen. Als die schwere Tür zum zweiten Mal zufällt, sehen sich Felina und Nino an, bestrahlt vom kühlen Mondlicht, und schweigen sich an.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt