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>> Ich esse das nicht, kannst du vergessen. << Schnaubend schleudert Cora ihm das Tablett entgegen und trifft zu ihrem Glück sein Gesicht. Das Hähnchen und das gekochte Gemüse verteilen sich hübsch auf seinen Kleidern und auf seiner Haut, ein Meisterwerk, findet sie. Und es lohnt sich. Sie muss nur lange genug ausharren bis das Eisen aus ihrem Körper verschwunden ist, dann kann sie ihre Kräfte wieder benutzen und die sind bitter nötig. Vorsichtshalber setzt sie sich auf ihr Bett, weit genug weg von Aaron, der alles andere als begeistert wirkt. In Zeitlupe nimmt er die Essensreste aus seinem Gesicht und starrt sie an. >> Denkst du ich finde das lustig? << Gefährlich lächelnd sieht er auf sie herab und rupft ein Stück Karotte aus seinen Haaren ehe er sich über sie beugt. In der selben Sekunde setzt ihr Herz einen Schlag aus um doppelt so schnell weiter zu jagen. >> Glaubst du wirklich, dass ich all das aus Vergnügen mache? Mich von dir anschreien und verspotten lassen ist nicht gerade das, was ich mir unter Spaß vorstelle Prinzessin. Also benimm dich und iss etwas. <<

Vor Wut bebend stößt er sich von der Matratze ab, schnappt sich die wenigen Reste, die unversehrt sind, und stellt sie ihr auf die Knie. Abwartend bleibt er vor ihr stehen. Nicht einmal zehn Rosen würden zwischen sie passen und doch fühlt sich die Luft um sie eisig an. Sie will das nicht essen, es würde sie schwächen. Am besten wäre es, wenn sie gar nichts essen würde. Verhungern kommt zwar nicht in Frage, aber sie hat nicht vor so lange hier auszuharren. Denn so hat sie nicht vor abzutreten. Die einzigen zwei Möglichkeiten, die für sie in Frage kommen sind, im Kampf zu sterben, oder im hohen Alter. Beides ist bis jetzt nicht eingetreten, also weigert sie sich zu sterben. >> Iss es doch selbst. << Ihn giftig anfauchend wirft sie ihm den noch heilen Teller vor die Füße, wo er in grobe Stücke zerspringt. Sie wartet nicht ab, um zu sehen, wie er reagiert. Um Kraft zu sparen schwingt sie ihre Beine aufs Bett und legt sich hin, mit dem Rücken zu ihm. Sie kann sich nur darauf verlassen, dass er sie noch lebend braucht und schließt die Augen. Schlaf wird ihr und ihren Kräften guttun. Bald wird ihr Feuer wieder heller lodern, als die Sonne selbst. Mala wird stolz auf sie sein, so wie auf Aelin. Cora wird den selben Weg wie ihre Mutter gehen und das Land beschützen, selbst wenn sie dabei ihr Leben lassen sollte. Damit hat sie bereits ihren Frieden gefunden, jetzt braucht sie nur noch die Stärke um ihre Gedanken in Taten umzusetzen. Stärke, Mut und Feuer fließt in ihren Adern wie das Blut, das sie am Leben erhält.

Ja, sie wird den Platz ihrer Mutter einnehmen und somit das Recht einfordern ihr Königreich zu beschützen, wenn die Zeit reif, das hat sie ihr versprochen, doch dafür muss sie am Leben bleiben. Überleben und kämpfen, das ist ihr nächstes Ziel und selbst dieser Aaron kann nichts dagegen tun. Soll er doch glauben, dass er sie in die Enge getrieben, sie gebrochen und entkräftet hat, er wird schon noch sehen, was er davon hat.

Ein Schrei gellt über ihre Lippen, als er sie grob an den Haaren packt und mit einem Ruck zu sich zerrt. Seine Faust ruht an ihrem Hinterkopf, umklammert ihre Haare so fest, dass sie das Gefühl hat, sie würden bald einzeln reißen, wie Fäden an denen zu viel Gewicht hängt. Cora versucht das Brennen auf ihrer Kopfhaut zu ignorieren und kümmert sich stattdessen um die heißen Nadelstiche in ihrem Inneren. Man könnte es als Hölle bezeichnen, wenn man trotz Eisen im Körper versucht Magie zu wirken und doch ist es eine Wohltat wenigstens ein Fünkchen ihrer Macht zu spüren. Ihr Atmen zu einem schnellen Keuchen verändert, starrt sie ihm in die Augen, die vor Wut ganz schwarz sind. >> Glaub nicht, du könntest mit mir spielen wie mit einem deiner Diener! Du weißt nichts über mich. << Um seine Worte noch einmal zu unterstreichen, zieht er an ihren Haaren, was ihr ein leises Wimmern entlockt, doch er lockert seinen Griff nicht, sondern starrt sie weiter an. >> Denk nicht in verschone dein hübsches Gesicht, nur weil du zufällig eine Prinzessin bist. Eine Adelige zu sein, hilft nicht immer. << Mit einem Ruck schmeißt er sie zurück aufs Bett und geht hinterher. Über ihr gebeugt starrt er sie an. Die schlimmsten Vorstellungen rasen durch ihre Gedanken, was er mit ihr tun könnte, doch er unternimmt nichts, er starrt sie nur an, die Hände zu Fäusten geballt. Aber ihr Körper sieht das anders.

Er zittert vor Anspannung, unfähig dazu sich zu entspannen, als würde er auf einen Angriff warten, oder auf etwas anderes. >> Weißt du Prinzessin... << Trotz seiner sichtbaren Wut streich er ihr so zärtlich über die Wange, dass sie erschauert. Seine Berührung fährt ihr durch Mark und Bein, hinterlässt ein Echo der Magie. In seinem Blick tanzen tausend Lichter und doch verfolgt er weiter mit den Kuppen seiner Finger die Rundung ihres Kiefers.

>> Wie kann es sein, dass du in einer Sekunde so kampflustig bist und in der nächsten... << Wieder bricht er ab und sieht ihr in die Augen, seine Stimme so leise wie das Flüstern des Windes trifft wie ein Paukenschlag an ihre Sinne und ihr Körper erbebt. Jeder ihre Zellen sehnt sich danach, dass er weiter spricht, doch ihr Verstand schreit danach ihn von sich zu schubsen. Ihr Innerstes ist zerrissen, zweigeteilt in einer Schlacht, die keine Seite gewinnen kann und schon spricht er weiter. >> In der nächsten Sekunde liegst du da und siehst mich an. Diese kiefergrünen Augen so voller Erwartungen und Angst, dass es mich wahnsinnig macht. << Cora weiß nicht was sie darauf jetzt sagen soll. Es ist, als hätte sie ihre Zunge verschluckt. Unwiderruflich und somit unsagbar peinlich. >> Sieh an, sie hat ihre Sprache verloren. << Schmunzelnd blickt er auf sie herab und sie kann nichts weiter tun, als schnell und kurz zu atmen, während ihr Blick wie gefesselt auf seinen Augen ruht. >> Nun, solange du nichts mehr zu sagen hast, werde ich... << Aaron blinzelt, nicht normal, mehrmals um genau zu sein. Genau vier Mal. Ich bin hier, ich bin bei dir. Und ab diesem Moment ist ihr klar wem er ähnlich sieht. Wie konnte sie nur so dumm sein?

>> Du siehst aus wie Fenrys... << Nichts als Fassungslosigkeit in seinem Blick. Sein Körper ist wie erstarrt, er scheint nicht einmal zu atmen. Doch egal wie viel Wut und Ablehnung in seinen Augen liegt, er kann es nicht verleugnen. In seinen Adern fließt Moonbeamblut, eindeutig. Man sieht es ihm an. Er, Fenrys und der verstorbene Connall haben so ähnliche Augen und dieses Gesicht... Sie sind eindeutig verwandt, doch wieso hat sie ihn nie bei Hofe gesehen? Er müsste irgendwann aufgetaucht sein, um sich vorzustellen oder um seinen Bruder zu nerven. Doch er hat sich nie blicken lassen, kein einziges Mal. >> Woher... woher weißt du das? << Anders, als vorhin ist seine Stimme dünn, beinahe gefährlich ängstlich, als wäre das ein Geheimnis, das ihm nur Schmerz und Leid gebracht hat. Cora kann sich auch vorstellen warum. Früher waren die Zeiten härter, gnadenloser und ein Kind, dass nicht das Blut des Vaters in sich hat, wird verachtet und verschmäht. Schläge sind da nur ein Minimum, was die Strafe dafür bereithält, obwohl das Kind in der Sache nichts dafür kann. >> Du siehst ihm so ähnlich Aaron... ihm und Co... <<

>> Nimm seinen Namen nicht in den Mund! << Sein Fauchen schneidet wie ein Messer in ihr Herz und zerfetzt es in winzige, blutige Teile. Es tut weh in seine Augen zu sehen und all den Hass zu erblicken, der in ihnen wohnt, nicht ihr gegenüber, doch Aelin schon. >> Du verdienst es nicht! << Schluchzer, so leise, wie ein Scharben an der nahen Eisentür, lassen seinen Körper in winzigen Wellen erbeben. >> Niemand von deinem Blut verdient das! << Aaron entreißt sich ihr, ehe sie eine seiner Tränen fortwischen kann. Sie gehen unter in tiefen Atemzügen, die er mit verkrampften Händen bewältigt. Nur langsam richtet sie sich in ihrem Bett auf, zu überfordert mit der Situation ihn so zu sehen. Bis jetzt hat sie Aaron als nicht besonders gefühlsbetont kennengelernt, doch jetzt wendet er das Blatt und beschreibt es neu mit allen möglichen Gefühlen. Dieser Mann scheint wie ausgewechselt. >> Rede nie wieder über ihn, wenn du schon weißt wer ich bin, bohr nicht noch tiefer in der Wunde, die deine Mutter meiner Familie zugefügt hat. << Natürlich hat sie keine Ahnung wovon der Fae gerade spricht. Es ist ja nicht so, als hätte ihre Mum gerne über ihre Vergangenheit geredet. Besonders über Teile in denen sie schlecht dasteht. Aelin ist zwar die beste Mum und wirklich immer für einen da, aber sich Fehler eingestehen ist immer noch nicht so ihre Sache.

>> Wovon sprichst du? << Schnaubend dreht sich Aaron zu ihr um und sein Hass ist tiefer Müdigkeit gewichen. Keine körperliche, sondern seelische Müdigkeit, eine, die schon jahrelang in ihm sitzt und die sich nicht so schnell vertreiben lässt. Doch er spricht nicht darüber, wendet sich ab und verlässt bepackt mit dem Teller ihr Zimmer. Sobald sich die schwere Eisentür mit einem kaum merklichen Quietschen wieder schließt, kann sie wieder aufatmen. Endlich wieder Sauerstoff in die Lungen zu bekommen, ist wie ein heißes Bad nach einer Schneeballschlacht. Ihr Herz rast zwar immer noch weiter, doch wenigstens kann sie wieder Luft holen. >> Scheiße Mum... was hast du gemacht? <<

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt