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Zähneknirschend rennt sie weiter, doch sie spürt den felsigen Boden unter ihren Füßen kaum. Nur vage nimmt sie Felsen und Trümmer wahr um sie wie ferngesteuert zu umrunden. Alles was hinter ihr passiert nimmt sie nur als fernes Rauschen wahr. Es ist wie beim Fliegen. Zählen tut nur das, was vor einem liegt, alles andere ist unwichtig. Doch da ist dieses Gewicht an ihrer linken Hand, es könnte ein Mensch sein, oder ein Spinnenbein. Aber das Blut fehlt und ihres Wissens nach hat sie auch nicht gekämpft. Nein, das muss ein Mensch sein. Dem Geruch nach... ein Mädchen. Langsam drängt sich ihre Erinnerung zurück in den Vordergrund, doch dieser blutige Albtraum will einfach nicht weichen. Immer und immer wieder sieht sie ihre Freunde sterben. Erdolcht, enthauptet oder wie eine Hexe verbrannt. Diese Schreie... sie gehen ihr durch Mark und Bein. Verzweifelte Hilfeschreie, doch sie kann nichts tun. Ihr Körper ist zu einer Salzsäule geworden, unfähig sich zu bewegen. Doch jetzt, jetzt rennt sie weiter, rennt um ihr Leben, weg von den Spinnen und den Flammen des Lagerfeuers. Es ist alles so wie damals. Genau vor achtzehn Jahren kämpften die Dreizehn und gaben ihr Leben um Manons zu retten. >> Nicht genug... es hat nicht gereicht. <<

>> Wovon redet sie um Himmels Willen?! << Nino rennt keuchend hinter ihnen her, was fast unmöglich erscheint. Die Hexe hat ein Tempo drauf, das selbst Cora beeindruckt wäre. Sie jagt ohne hinzusehen über Felsen und karge Büsche, als würden sie nicht existieren. Lyra wirkt völlig unbeeindruckt, als würde sie nichts sehen und nichts hören, als wäre sie nicht in dieser Welt, nicht hier bei ihnen. Die kleine Hexe befindet sich ganz weit weg und als sie endlich halt machen, total verschwitzt und keuchen, rennt sie in den nahen Wald, an Blue vorbei. Ihr Wyvern wirkt völlig verwirrt und sie würden ihm ja gerne erklären, wieso seine Reiterin wie verhext in den Wald rennt, doch seine und die Lungen seines Mädchens brennen wie Feuer. Es ist schon schwer genug Sauerstoff in ihre Köpfe zu bekommen, damit der Instinkt zu laufen nicht komplett überhandnimmt. Die Hexe wird schon klarkommen. Mit ihren Eisennägeln schlägt sie selbst den größten Bären in die Flucht, also können sie kurz durchatmen. Wie zwei nasse Schafe lassen sie sich auf einen umgefallenen Baum fallen und starren in den Himmel. Minutenlang ist nur ihr abgehacktes Schnauben und das melodische Rufen einer Eule zu hören, bis Felina ein letztes Mal durchatmet. Immer noch schweigend reißt sie dem toten Baum einen Ast aus der Hand und ritzt zwei Zahlen in die feuchte Erde. 13.

>> Das ist es, was sie so beschäftigt. Immer wenn etwas schwierig wird, muss sie an die jungen Frauen denken, wie sie für ihre Mum gestorben sind. << Durch die Dunkelheit hinweg, erkennt er ihre braunen Augen, die ihn ansehen, so voller Mitgefühl und Bedauern und ihm wird das Herz schwer. Dieses Mädchen fühlt immer für die anderen mit, versucht die Probleme ihrer Freundinnen zu lösen und leidet so mit ihnen mit, manchmal mehr als die Betroffene. Und trotzdem tut sie das, sie setzt sich damit auseinander. Mit viel Mühe umrahmt sie die Zahl mit kleinen Wellen, verziert die Ecken mit Mondsicheln und Sternen um ihnen auf ihre eigene Art und Weise zu huldigen. >> Sie vermisst sie, auch wenn sie keine von ihnen gekannt hat und das macht sie fertig. << Seufzend schleudert sie den Ast zurück in den Wald und lauscht dem leisen Knacken, dass dieses winzige Stück Holz auslöst, als es durch Büsche und gegen Bäume fällt. Beide sehen in die Richtung und warten. Doch es bleibt still. Keine Lyra und kein Schmerzensschrei. Langsam machen sie sich Sorgen. Was, wenn sie jemanden getötet hat? Wenn der sich nicht meldet, kann ihm keiner helfen. >> Denkst du sie ist ok? < <

>> Nein, aber das wird schon. Wir alle sind wahre Künstler im Überleben von emotionalen und inneren Kriegen. <<

Und um zu überleben bleibt sie geschlagenen 6 Stunden verschollen im Wald, aber das ist ok, schätzt Felina. Sie muss einfach wieder einmal Frust abbauen und sich ihre Seele aus dem Körper schreien. Die Zeit nutzen sie um noch etwas zu dösen, Nino ist eingeschlafen, sie in seinem Arm. Felina beobachtet wie sich die Sonne langsam ihren Platz am Himmel erkämpft und die Schatten langsam verschwinden. >> Na los Lyra, wir wollen weiterfliegen. << Murrend setzt sich die junge Lady auf und sieht sich um. Ein Baum, ein Wyvern, ein Fels und ein schlafender und wirklich süßer Jäger an ihrer Seite. Es könnte so idyllisch sein hier zu liegen, wenn nicht wenige hundert Meter hinter ihnen Spinnen lauern, die unglaublich sauer auf sie sind. So einfach könnte es sein, wenn sie nicht in die Fußstapfen ihrer Mütter getreten wären. Aber so sind sie eben. Mutig, entschlossen und absolut stur. Eine Eigenschaft, die nicht immer begrüßt wird, doch so viele Möglichkeiten bereithält. Man muss nicht immer handzahm sein und zu allem Ja und Amen rufen. Selbst ist die Frau.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt