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Das Leuchten der Blume beginnt zu flackern. Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Entweder Felina ist nahe dran, oder... Ihr Herz krampft sich zusammen. Blue sieht neugierig zu ihr nach hinten, als sie die Zügel strammer zieht. Vielleicht wird es nicht wahr, wenn sie sich nicht erlaubt es überhaupt zu denken. Denn, wenn es wirklich wahr ist, weiß sie nicht was sie Aaron antun wird. Ob das, was sie tun wird, überhaupt verzeihbar bleiben wird. Wenn sie... wenn sie tot ist, werden die Spielregeln überflüssig. >> Beeil dich Blue, wir müssen sie JETZT finden! << Die Dringlichkeit in ihrer Stimme lässt den Wyvern zur Höchstleistung auflaufen und sein Tempo nimmt noch einmal zu. Wind zerrt an ihren Haaren, an ihren Kleidern und besonders an ihren Nerven. Sie muss einfach schneller sein, als die Blume erlöschen kann. Sie kann nur hoffen, dass das jetzt klappt. Lysandra, ihre Mum, hat ihr einige Male gezeigt wie sie sich nur teilweise verwandelt. Sie hat es trainiert, trainiert und noch mehr trainiert, hoffentlich klappt es in diesem einen wichtigen Moment auch. Konzentriert schließt sie die Augen und stellt sich das Tier vor, dessen Sinne sie jetzt braucht. Die des Geisterleoparden.

Vögel zwitschern ihr mit ohrenbetäubendem Lärm in den Ohren und der Geruch von Kiefer, Feuer und... Blut liegt in der Luft. Es.. es ist ihres. Eindeutig. Und es ist eine Menge Blut. Sie muss sofort da hin. Erneut treibt sie ihren Wyvern an, bis sie ihn schnauben hört. Bald ist er am Ende mit seinen Kräften, aber wenn die Blume endgültig aufhört zu leuchten, ist es vorbei mit ihrer besten Freundin. In jeder verstrichenen Sekunde kommt ein winziges Bauernhaus näher, doch das ist uninteressant. Die Lichtung, an die hundert Meter entfernt, ist ihr Ziel, denn da liegt sie und bewegt sich nicht. Dafür wird er sterben. Mit einem Ruck an den Zügeln leitet sie Blue in die Tiefe.

Keuchend und ramponiert stehen sich die Hexe und der Mensch gegenüber, besprenkelt mit dem dunklen Blut der Spinnen. Es war ein langer Kampf, ein kräftezehrendes Unterfangen, das selbst Lyra all ihre Kräfte gekostet hat, doch eine ist entkommen. Sie hat nicht einmal mehr genügend Kraft um sich das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Jetzt ist sie froh darüber, dass der Mensch ein bisschen weiter gedacht hat, als sie. Ächzend wühlt er in dem Lederbeutel an seiner Hüfte und reicht ihr einen Apfel, der zwar schon bessere Tage gesehen hatte, aber besser ist, als nichts. >> Iss, du siehst krank aus. << Schnaubend entreißt sie ihm das Stück Obst und beißt hinein. Es ist lange her, dass ein einfacher Apfel so gut geschmeckt hat. Wiederwillig sieht sie zu ihm, den Apfel fest in ihrer Mund behaltend ohne abzubeißen. Unter unverständlichem Nuscheln dankt sie ihm und er scheint es auch noch zu verstehen. Ja, sie hasst ihn wirklich. >> Gern geschehen. << Schnaubend und mit äußerst wackeligen Beinen richtet sie sich auf und fasst nach ihrem Lederbeutel und greift ins Leere. Immer panischer werdend tastet sie jeden Zentimeter ihres verdreckten Körpers ab und flucht in jeder Sprache, die sie kann. Fließend kann sie drei, aber um zu fluchen, reichen auch ein paar Wörter. Und in der alten Fae Sprache hört sich das richtig cool an. >> Oh wie ich sie hasse diese gottverdammten Valgbitches! << Die Spinnen haben den Dolch und werden, wer weiß was, damit anstellen. Jetzt haben sie nichts mehr. Felina ist sonst wo, hoffentlich geht es ihr gut und Cora ist immer noch abhanden. Das Einzige, was ihr noch bleibt, ist dieser Mensch, der so gottverdammt ruhig aussieht.

>> Wie kannst du so ruhig sein?! Wir haben den Dolch und Cora verloren und Felina haben wir weggeschickt! << Beschwichtigend hebt er seine Hände und tritt in einem großen Bogen um sie herum, bis er eine der nun toten Spinnen erreicht. Neugierig beobachtet sie ihn bei seinem Vorhaben, stillschweigend um ihn nicht doch noch anzuschreien. >> Diese Viecher sind zwar unglaublich lästig, doch sie sind nicht dumm. Sie haben uns nicht ohne Grund angefallen. Irgendetwas haben sie von uns. << Mit einem Knirschen bricht ein Bein weg, das er wegdrückt, um an etwas zu kommen, das eine Spinne mit sich trägt. Nach einer Weile, und viele Beine später, zieht er langsam einen bereits brüchigen Streifen Stoff herunter. Er ist halb verbrannt und es ist kaum noch etwas von der Farbe zu erkennen. >> Mit dem wollen sie uns gefunden haben? << Mit zusammengezogenen Augenbrauen dreht sich Nino zu ihr um und präsentiert ihr das Stückchen Stoff. Vorsichtig, mit nur zwei Finger, hebt sie es hoch und betrachtet es. Es erinnert sie an etwas, aber... ihr fällt einfach nicht ein, an was. Missmutig gibt sie ihm das kleine Viereck zurück. >> Behalt es für den Moment. Vielleicht fällt es mir ja wieder ein, aber fürs Erste müssen wir uns ausruhen. << Auch wenn es ihr noch so missfällt und ihn scheint es genauso zu verwundern. Doch er nimmt ihn an sich und verstaut ihn in einem maroden Kästchen, das beinahe auseinanderfällt. Wenn er dieses Stoffstück verliert, teilt sie ihn auch in so große Stücke. In schöne vier mal vier Zentimeter große Nino Teilchen. Eine sehr interessante Vorstellung. >> Sieh mich ja nicht so an Hexe. Du bist auch so schon verstörend genug und jetzt komm. <<

Der Schatten über ihm ist ihm völlig egal. Es ist sicher eine ihrer Freundinnen. Soll sie doch kommen, sie kann ihn auch umbringen, aber erst später, nachdem er alles geklärt hat. Aber vorerst muss er die Blutung stillen. >> Lass mich doch einfach in Ruhe du mieses Arschloch... << Hustend rollt sie sich zur Seite um genügend Blut auszuspucken damit ein ganzes Glas voll wird. Verzweifelt fährt er sich durch die Haare, beschmiert einzelne Strähnen mit seinem Blut, eher er sie an den Schultern zurück auf den Rücken rollt, sie anhebt, um seine Prinzessin an sich zu lehnen. >> Ich lasse dich nicht sterben Kitty, jetzt noch nicht. << Halb murrend, halb knurrend wendet sie sich von ihm ab und schweigt sich aus. Er kann fühlen wie jedes Bisschen Blut ihren Körper verlässt. Helfen, ja er muss ihr helfen, aber er weiß nicht wie. Gedanken rasen durch seinen Kopf, zu schnell um irgendeinen davon zu erfassen und als ihm eine Gestaltwandlerin eine überzieht, mit einem Ast, den sie gefunden hat, verbessert das seine Lage nicht gerade. Gereizt und verzweifelt dreht er sich zu ihr um. Das Erste, was ihm auffällt, ist die leuchtend rote Blume. Der Feuerschein um ihre Blühte herum ist beinahe erloschen und er kann sich denken wofür das steht. >> Finger weg du mieses Arschloch! << Felinas Blick zuckt zu Cora nach unten und bleibt auf ihr hängen. >> Alles ok Kleine? <<

>> Mir ging es nie besser. << Ihre müde, dünne Stimme liegt bleischwer in der Luft und schnürt ihm die Kehle zu. Aaron muss sie hier wegbringen, sobald sie wieder fit ist. Auf keinen Fall lässt er sie in den Händen von diesem... Tier.

>> Bist du nicht ihr gottverdammter Gefährte? Heil sie! <<

>> Ja wie denn?! << Ihm muss niemand sagen, dass er völlig verzweifelt klingt, denn er ist es. Ja, er will sie benutzen, aber nicht so. Sich selbst umzubringen ist keine Art wie eine Prinzessin sterben sollte. Im Kampf oder durch Mord, aber doch nicht so.

>> Muss man euch Kerlen denn alles erklären? << Felina lässt den Ast fallen und kniet sich neben ihn auf den nassen Boden. Vorsichtig hebt sie Cora an, die protestierend zu murrend beginnt, die Augen aber geschlossen hält. >> Ihr habt euch gegenseitig gebissen nicht wahr? << Einen Moment muss er überlegen, doch dann fällt ihm der Biss ein, der ihn schmunzeln lässt. >> Rechte Schulter bei mir. Sie zu beißen... das wäre nicht gut ausgegangen. << Kopfschüttelnd bedacht Felina ihn mit einem bösen Blick und hebt ihren Hals direkt vor seine Lippen. Sein Körper erstarrt, als er das sanfte Pulsieren ihrer Kräfte spüren kann. Sie lebt und er kann es deutlich sehen. Ihre Halsschlagader hebt und senkt sich langsam, aber noch so deutlich, dass er darauf anspringt. >> Beiß sie, sie hat es schon getan. Es wird sie heilen. <<

Damit sie ihm schlussendlich in den Arsch treten kann. Er hat es nicht anders verdient, aber sie soll leben. Doch dieser Idiot bewegt sich nicht. Seine einzige Reaktion ist, sie anzustarren, ihren Körper festzuhalten, als könne er jeden Moment zerbrechen. Das wird er auch, wenn er sich nicht endlich beeilt. >> Moonbeam! Jetzt! << Unter Zeitdruck stehend, tut sie das einzig Richtige, was ihr im Moment einfällt. Sie drückt seinen Kopf an ihren Hals. Man merkt, wenn die Welt aus den Fugen gerät. Das hat diese schon oft genug getan. Doch jetzt bleibt die Zeit förmlich stehen. Aaron beißt sie und es fühlt sich an, als hätte man um die beiden herum ein Band gezogen und es mit Feuer besiegelt. Ihn umzubringen wird schwerer, als erwartet. Denn sie fängt an richtig zu atmen. Ihre Brust hebt und senkt sich in einem schnellen Rhythmus, fast so, als würde sie das auch noch genießen. Diese Gefährten Geschichte ist schon eine Nummer für sich.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt