Die beiden sind schon lange weg. Gesprochen hat sie mit Nino nicht seit die Tür zugefallen ist. Seit diesem Moment steht sie einfach vor dem Fenster und beobachtet durch den dicken Regenfall das schwache blaue Leuchten, das den Stein umgibt. Sie findet, dass man nicht immer reden muss. Manchmal reicht es nebeneinander zu sitzen und sich anzuschweigen. Die Nähe reicht da völlig. Und während sie da so steht, zieht sich Nino etwas an. Nach den Geräuschen nach, ist er fertig und wartet auf eine Reaktion. Auf irgendeine, aber welche soll sie ihm geben? Weinen? Schreien? Sich die Haare raufen? Oder doch lieber hysterisch auf dem Boden hin und her wippen? Zu viele Möglichkeiten und einfach zu wenig Cora um das zu verarbeiten, was in ihr vorgeht. Also bleibt sie stumm und beobachtet weiter, sich des dünnen Sommerkleids sehr wohl bewusst, dass sie nur flüchtig übergezogen hat, als Lyra ihr Zimmer gestürmt hat. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die beißende Kälte des mittlerweile nahen Herbstes auf ihrer Haut sticht. Es ist auszuhalten.>> Willst du darüber reden? << Langsam ist er der Stille leid. Nur ihren Atem zu hören macht ihn wahnsinnig. Sie schweigt, das kann er verstehen. Aber zehn Minuten einfach nur aus dem Fenster zu starren, kommt ein wenig seltsam rüber.
>> Nein, nicht wirklich. Felina wird sicher bald wieder hier sein. <<>> Es geht mir gerade weniger um Felina, als um die nahende Apokalypse. Also solltest du dich ein bisschen zusammenreißen. << Noch nie war ein Blick tödlicher, als in diesem Moment. Er bereut sofort was er gesagt hat und setzt an sich zu entschuldigen, doch sie winkt ab und setzt sich auf das Bett, was sie nicht tun würde, wenn sie wüsste, was Nino mit Felina darauf getrieben hat. Gelassen, um sie nicht auf eine Idee zu bringen, lehnt er sich ihr gegenüber an den hohen Eichenschrank, der beinahe die ganze Wand einnimmt und wartet. Wenn sie vielleicht noch etwas sagt, könnte er das benutzen um ihr zu helfen. Oder es Felina übermitteln, damit sie etwas tun kann. Aber anscheinend hat sie keine Lust zu sprechen, bis ihr Blick auf seinen fällt.
>> Du musst mir etwas schwören
Nino. << Für einen Moment überrascht, starrt er sie an. Jetzt, in diesem Moment, könnte sie wahrscheinlich alles von ihm verlangen, ob er zustimmt, kommt von der Verrücktheit ihrer Forderung an. Denn er würde liebend gern seine Schuld loswerden. Sie hat ihn nicht umgebracht, damals im Wald und dafür ist er ihr definitiv etwas schuldig und das weiß sie auch. >> Schwöre, dass du Felina beschützen wirst, egal was passiert. Ihr wird nichts geschehen. << Aber warum schwören? Reicht ihr sein Versprechen etwa nicht? Anscheinend nicht, denn sie wartet gespannt auf seine Antwort. Doch die fällt klar aus. >> Ich schwöre es dir, ok. Bist du jetzt zufrieden? << Ein Leuchten breitet sich in ihren Augen aus, ehe ein Engegefühl in seiner Brust aufflackert und eine Sekunde darauf wieder verschwindet. Er ist sich sicher, dass er nicht wissen will, was hier eben abgelaufen ist, also fragt er nicht. >> Ja, ich bin zufrieden und jetzt geh deine Freundin holen. << Schwungvoll stellt sie die Beine auf den kalten Boden und verschwindet mit kaum hörbaren Schritten aus seinem Zimmer. Die Tür bleibt angelweit offen stehen um auch ja jeden kalten Luftzug hereinzulassen, der wie gewollt seine Haut streift. Lästige kleine Fae.Die Zeit um sich zu ordnen hat er nicht, denn er hat irgendwie das Gefühl, dass sie bald aufbrechen werden. Denn um ihn herum werden die Stimmen lauter, die Leute hektischer und vor der Tür zum Bad herrscht dennoch eine gähnende Leere, als würde sich darin etwas zusammenbrauen. Etwas Explosives. Eilig hält Nino einen der Küchenhilfen an, ein junges Mädchen, das ihn verschreckt ansieht. Bemüht nicht allzu finster zu schauen, schenkt er ihr ein sanftes Lächeln, was sie nicht zu beruhigen scheint.
>> Ist Lady Felina in diesem Bad? << Wie von selbst dreht sich das Mädchen zur verschlossenen Tür um und nickt eifrig, das Tablett, welches sie bei sich trägt, fest an ihre Brust gedrückt. >> Sie dürfen da nicht rein. << Und wie er da rein darf. Immerhin ist sie seine Freundin. Er will gerade ansetzen ihr das zu erklären, da macht sie schon wieder den Mund auf und plappert drauf los. >> Nicht nur die Lady von Caraverre befindet sich im Badezimmer, auch die beiden Prinzessinnen genießen das warme Wasser, also dürfen sie da nicht rein, außer sie wollen gegen den Verhaltenskodex verstoßen und eingesperrt werden, was natürlich furchtbar wäre. Sir Nixton meinte die Zellen seien lange nicht mehr gereinigt worden, dort werden Sie sich sicherlich eine Infektion einfangen. << Vor Aufregung färben sich ihre bleichen Wangen rot und ihr honigblondes Haar kräuselt sich wage an ihren Wangen, was er irgendwie interessanter findet, als ihr Geschwafel, aber sie setzt es fort. >> Die Heiler sind hier wirklich gut, aber es kann sein das Königin Aelin sie nicht zu Ihnen lässt und... <<
Ruppig packt er sie an den Schultern und vor Schreck lässt sie das silberne Tablett fallen, das klirrend zu Boden fällt. Ihre weit aufgerissenen blauen Augen sind groß vor Schreck und ihre Hände, die sie schützend an ihre Brust gedrückt hat, zittern. Na toll. Er verschreckt das wohl naivste Küchenmädchen im ganzen Schloss. Also lächelt er, obwohl er sie lieber schütteln will, doch er bemerkt ihre Angst. >> Ich will nur wissen ob noch jemand reingegangen ist, außer den jungen Damen. << Doch sie bringt kein Wort mehr heraus. Langsam beginnt sie am ganzen Körper zu zittern, wimmert leicht ob des festen Griffs um ihre Schultern.
>> Nimm deine dreckigen Hände von ihr! << Was erlaubt er sich? Wie kann er sie nur so verängstigen? Mit vor Wut pochendem Herz, das ihr beinahe aus der Brust springt, läuft sie zu ihr und zieht sie mit Schwung aus seinen Armen. Den Aufprall ihres zierlichen Körpers spürt sie mit Nachdruck an ihrem und sofort schlingen sich die Arme ihres Mädchens um sie. Ihre Taten könnten in diesem Moment nicht widersprüchlicher sein. Sanft, um ihre Kleine nicht weiter zu ängstigen, streicht sie ihr durch das honigblonde Haar, das in krausen Wellen ihr Gesicht umrahmt, und straft den Haiden mit einem Blick, der schon viele Männer in die Flucht geschlagen hat. Doch dann fällt ihr Blick auf das immer noch zitternde Mädchen und er wird sofort sanfter.
>> Geht es dir gut Elody? << Und erst als sie zaghaft nickt, entspannt sich Aura in ihrer Haltung und lockert den schützenden Griff um ihre schmale Taille. >> Geh schon einmal vor, ok? Ich komme so schnell nach wie es mir gelingt. << Ihr Blick ist voller Liebe als sich Elody auf die Zehenspitzen stellt und der Größeren einen Kuss auf die weichen Lippen drückt. Mit geröteten Wangen streicht sie sich eine der honigblonden Strähnen aus dem Gesicht voller Sommersprossen und verlässt Aura mit einem Lächeln auf den Lippen. Einige Sekunden sieht sie dem Mädchen nach, das um die Ecke biegt und starrt dann den Haiden mit unverhohlenem Zorn an. Er wird dafür büßen ihr Angst eingejagt zu haben. >> Hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung zu sagen? <<, zischt sie und geht einige Schritte auf ihn zu. Doch er wirkt fast... geknickt. Eine Emotion, die sie bei Männern nur selten zu sehen bekommen hat. Ein Grund ihm noch ein paar Sekunden zu geben, bevor sie ihm das Gesicht zerkratzt.
>> Es tut mir leid, wirklich. Ich wollte sie nicht erschrecken. << Vollauf ehrlich sieht er ihr ins Gesicht und wirkt, als meine er die Entschuldigung auch wirklich ernst. Dieser Mann ist ihr eindeutig suspekt. >> Was wolltest du von mei... von Elody? <<>> Hört ihr das auch? << Felina wollte gerade ansetzen über die Lästigkeit von Korsetts zu fachsimpeln, als sie Nino hört. Gemeinsam mit gleich ZWEI anderen Frauen. Was sie zu ihm sagen, versteht sie ob des Blubberns in diesen verdammten Becken nicht, doch sie ist sich sicher, dass seine Gesprächspartner weiblicher Natur sind. Oh, mögen die Götter Gnade walten lassen, wenn sie die beiden erwischt. Nino kann sich natürlich auch auf etwas gefasst machen. Leise vor sich hin fluchend, alles nur nicht damenhaft, springt sie mit absoluter Eleganz aus dem Becken und wäre fast, nur fast wieder zurück in das warme Nass gefallen. Ihre beiden Freundinnen, genauso neugierig auf die zwei Huren wie sie, versuchen nicht einmal sie aufzuhalten. >> Bring sie nicht um ja? << Lyra ringt ihr dieses Versprechen ab, ehe sie in die Kleidung schlüpft, die Cora für sie mitgebracht hat. Und schon ist sie bei der Tür.
Kaum draußen kann sie die Worte nicht mehr halten. >> Was zum Teufel ist hier los? << Die beiden, eine junge Rothaarige und ihr FREUND sehen wie ertappt zu ihr hinüber. Das kann doch nicht wirklich wahr sein. Bevor sie darüber nachdenken kann, platzt sie damit heraus. >> Die ist doch nicht mal hübsch! <<
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Princess of Fire and Darkness ToG FF
FantasiaAelin rettete die Welt, sorgte für Frieden und Wohlstand und auch ihre Tochter wuchs behütet mit Lysandras und Manons Tochter auf. Doch die tiefen Schatten der Nacht hatten ihre Haustiere entlassen und sie wollen spielen und sie fürchten nur die Erb...