>> Es... Es tut mir so leid, Felina. << Lyra sieht ihre beste Freundin an, wie sie da am Boden kniet. Mit Blut befleckt und bleich starrt sie die Stelle an, das Stückchen verbrannte Erde, das noch schwärzer wurde, als der Kessel im grellen Licht verschwunden ist. Nino ist weg und dieser seltsame Kessel auch. Zwei Männer sind weg. Felina wahrscheinlich auf ewig traumatisiert und Cora, bei ihr kommt sie auch kaum weiter. Jetzt hat Lyra die einzige Person verloren, die ihr bei der Prinzessin helfen kann. Und es ist ihre Schuld, dass der Mensch weg ist. Sie hat ihn losgeschickt, auf eigene Gefahr und er, er ist gegangen. Dieser gottverdammte Mensch! Hätte er ihr Parole geboten, dann wäre er jetzt nicht weg. >> Wir... vielleicht können wir ihn zurückholen und... <<>> Hör auf, Lyra. <<
>> Hör einfach nur auf, bitte. << Na toll, sie hat es schon wieder geschafft. Eine weitere Lady zerbrochen und das ist ihre Schuld. Irgendwann wird sie eine Liste führen müssen mit Taten, die sie bereut. Und ganz oben werden Cora und Felina stehen. Was für ein toller Start ins unsterbliche Leben.
>> Gut... und jetzt. <<Weinen? Komplett auseinanderbrechen und am Boden liegen bleiben? Dinge, die dazu führen werden auch für immer liegen zu bleiben. Das kann sie sich nicht leisten. Dieser wirklich zermürbende Auftrag ist noch nicht zu Ende. Er wird nur komplizierter und verzwickter. Schwierigkeiten türmen sich auf, und sie kann langsam nichtmehr erkennen was das größte Problem ist. Ihr Herz würde schreien NINO, aber nicht sein Verschwinden ist das Problem. Dieser Kessel, der als Fels getarnt wurde, hatte schon Tage da gestanden. Wer weiß, was durch dieses Portal gelangt ist. >> Cora, was hast du gespürt? Bei dem Kessel, meine ich. << Langsam lässt sie den Blick zu ihrer Freundin schweifen, die kalt und berechnend auf die Stelle starrt, wo vor Minuten noch Katleens schwelende Asche gelegen hat. Auch sie hat erneut ein Stück ihrer Menschlichkeit verloren, so wie Felina, doch sie fasst sich schneller. Mit einem tiefen Atemzug, der so gequält klingt, wie bei einem Sterbenden dreht sie sich zu ihr, das Gesicht mit Blut verziert. >> Etwas sehr, sehr Altes. Ich kenne diese Art Macht nicht, aber... <<
In emsigen Schritten eilt sie an ihre Seite und zieht Felina auf die wackeligen Füße. Ihr Griff ist unnachgiebig, zu fest um eine Flucht zuzulassen. Und dann starrt sie ihr mit diesen kiefergrünen Augen ins Gesicht und beginnt zu sprechen, damit sie ihr genau zuhört. Als wüsste sie wie gering ihre Aufmerksamkeit ist.
>> Als Aelin, meine Mum, durch die Welten gefallen ist, da hat sie zwei Leute gesehen. Ihrer Meinung nach sind sie Fae gewesen, wie sie und ich auch. Die Macht, die der Mann verströmte, könnte diese Art Magie sein. << Kopfschüttelnd löst sie sich von ihren Armen und geht in ziellosen Kreisen über die Waldlichtung. Wenn sie nicht selbst so durcheinander wäre, würde sie annehmen, dass der Wahnsinn sie befallen hat. Doch ihre Schritte sind fest, als sie den Boden absucht und den in Stoff eingewickelten Dolch aufhebt.
>> Aelin trug einen Dolch bei sich, er hat die Macht, die dieser Fae gewirkt hat, gespeichert. << Und wieder treffen ihre dunklen Augen auf Felinas warmes Braun. >> Das ist dieselbe Macht. <<Also fliegen sie zurück. Diesmal nur zu dritt. Aarons Spur ist kalt und Nino... Ihn können sie momentan nicht retten. Wenn er wirklich in dieser anderen Welt ist, müssen sie einen Weg finden um dorthin zu gelangen. Definitiv einfacher gesagt, als getan. Im Geiste geht sie jedes Buch und jede Schriftrolle durch, die in der Bibliothek von Orynth auf sie wartet. Im Laufe ihres kurzen Lebens hat sie einige dieser Schriften durchgeblättert oder gar ganz gelesen. Irgendwo müssen Aufzeichnungen über diese Welt existieren. Immerhin bestehen diese Welten, wie Aelin sie gesehen hat, übereinander. Wie in Schichten, wie bei einem Winterkleid. Jede Schicht repräsentiert eine andere Welt, man muss...
>> Festhalten! << Ein Regen aus Pfeilen lässt ihre Gedanken abrupt stoppen. Zu langsam packt Cora das wabernde Stück Stoff von Felinas Umhang und stürzt ab. Wind reißt an ihren Kleidern, an ihren Haaren und an ihren Gedanken. In diesen wenigen Sekunden, in denen sie fällt, und fällt und fällt, herrscht absolute Leere. Die Stimmen ihrer Freundinnen und das Sirren der Pfeile dringen erst nach ihrem vierten Herzschlag wieder an ihre Ohren. Und noch nie hat sie solche Panik verspürt. Der Anblick dieser Welle aus Eschenholz raubt ihr jeden Atem. Sie kann nichts tun, nicht fliegen und auch nirgends anders hin. Es dauert, bis ihr klar wird, dass sie sterben wird. Dass die Eisenspitzen der Pfeile durch ihre Gliedmaßen dringen wie Butter und sie nichts dagegen ausrichten kann, als zu schreien. Und das tut sie. Sie schreit und wimmert, bis sie Blut auf ihren Lippen schmeckt. Bis der herbe Geruch von Wald in ihre Nasen strömt, als sie dem erbarmungslosen Erdboden immer näher kommt. >> Cora! << Lyras Wyvern dreht ab, versucht durch den Pfeilregen zu fliegen, doch er ist zu langsam. Spitze Kiefernnadeln peitschen ihr ins Gesicht. Sie hält die Augen ihrer Freundinnen fest, bis die langen Äste der Bäume ihr die Sicht versperren und sie die Augen schließt.
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Princess of Fire and Darkness ToG FF
FantasyAelin rettete die Welt, sorgte für Frieden und Wohlstand und auch ihre Tochter wuchs behütet mit Lysandras und Manons Tochter auf. Doch die tiefen Schatten der Nacht hatten ihre Haustiere entlassen und sie wollen spielen und sie fürchten nur die Erb...