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Rowan, der ihr die stummen Zweifel aus dem Gesicht lesen kann, tritt neben sie. Egal was er sagen würde, es hätte wahrscheinlich wenig Sinn. Die Kinder haben Angst und wissen nicht weiter. Er und die anderen können ihren Kindern nur beistehen und unterstützen, wenn sie denn danach fragen. Doch wahrscheinlich treibt sie der Stolz an und sie werden erst um Hilfe bitten, wenn es wirklich nicht mehr geht. Aber das ist ok, er hätte es nicht anders gemacht. Solange sie miteinander reden, Geheimnisse nicht zulassen, werden sie diese Kriese gemeinsam hinter sich bringen können.

>> Wir werden kämpfen, ja. Aber zu welchem Preis? << >> Was, wenn Cora nicht mehr in Ordnung kommt? << Ihre warmen braunen Augen verdüstern sich, als sie händeringend von ihrer Mutter wegtritt. >> Was, wenn die Spinnen und die Valg uns überrennen? Dann haben wir keine Chance. Ihr vielleicht. Aber wir haben niemanden, der auf einmal mit einer Armee hinter uns steht, außer unsere Eltern. <<

Ja, da haben wir den Stolz. So haben sie die Kinder erzogen. Sie können ruhig Stolz haben, aber sie sollten auch die Stärke besitzen nach Hilfe zu fragen, wenn sie versagen. Aber er lässt die junge Lady reden. >> Aaron ist weg und Nino auch. Die Jungs versuchen irgendwas über diesen gottverdammten Kessel herauszufinden, während Lyra.... << Etwas in ihren Gedanken schnürt ihr die Kehle zusammen und sie schluckt, fährt sich verzweifelt und voller Frust übers Gesicht ehe ihre Schulter hinabsacken, als wäre jetzt schon zu viel Gewicht darauf. >> Lyra gibt sich an allem die Schuld. An Aarons Verschwinden, an Coras Zustand und besonders Nino... Er ist auch weg. << Lysandra sieht Rowan bedeutungsschwer an und fordert ihn auf etwas zu tun, etwas, das ihnen vielleicht helfen könnte. Aber er weiß nicht was. Er kann ihnen beibringen sich richtig zu verteidigen, aber dazu reicht die Zeit nicht. Mit Waffen hat sie Fenrys bereits ausgestattet und Ratschläge bekommen sie von überallher. Jetzt, in diesem Moment, kann er einfach nur zuhören. Ihre Worte wird er niemandem weitererzählen, höchstens seiner Frau.

Sie sind hier sicher. >> Ihr schafft das, gebt nicht auf. << Sanft, aber bestimmt drückt er ihre Schulter, zieht sie wieder etwas hoch und fasst ihr mit seiner linken Hand ans Kinn. Hebt ihren Kopf zu seinem und sieht sie an. >> Wir haben euch alles beigebracht, was ihr für einen Krieg braucht. << Auch wenn er nicht wollte, dass sie das jemals benutzen müssen, dieses Wissen und die Waffen. >> Also verwendet euer Erbe. Ich weiß, es ist schwer, aber ihr schafft das. << Und nachdem er ihr ein letztes Mal in die Augen gesehen hat, löst er sich von ihr und fliegt in seiner Falkengestalt zurück zum Schloss. Jetzt braucht seine Tochter ihn. Seine Instinkte schreien ihn an, sie in ihrem Zimmer einzusperren und nie wieder rauszulassen. Aber das kann er nicht tun. Sie wird ihren Weg finden, nur hoffentlich endet der nicht mit dem Tot.

>> Sagt er immer solche Weisheiten? << Lachend umarmt Lysandra sie und drückt sie fest an ihren Körper und küsst ihre Stirn. >> Ja, aber Rowan will euch nur helfen. Er ist Vater. << Schmunzelnd sieht Lysandra zum Schloss, streicht immer noch durch Felinas Haar, was nicht nur sie beruhigt. Sie will sich nicht ausmalen was den Mädchen noch bevorsteht. Das Blutvergießen vor achtzehn Jahren war doch schon genug, oder nicht? Die Menschen werden es wohl nie lernen und auch die Fae sind nicht unbedingt schlauer. >> Strengt euch einfach an, ok? << Und sie nickt nur, kehrt ihr den Rücken zu und verschwindet ebenfalls im Schloss.

Eine Minute voll mit uraltem Schmerz sieht sie dem braunhaarigen Mädchen hinterher. Ihre Schultern gestrafft, der Kopf hoch erhobene, auch wenn sie innerlich zerbricht. Diese Kinder mussten viel zu bald erwachsen werden und irgendwann, es könnten noch Monate sein, da werden sie brechen. Entzwei oder in hunderte Stücke. Aber sie werden es tun und dann, sie kann es nur hoffen, werden sie sich gegenseitig auffangen. Denn so eine Jugend wie ihre, wünscht Lysandra niemandem. Und da geht sie. Eine gebrochene, jüngere Version von sich selbst. Sie gegen den Rest der Welt. Hoffentlich halten ihre Freunde ihr den Rücken frei.

>> Was machst du nur für
Sachen, hm? << Sie ist aufgewacht und zu sagen, ihr tut alles weh, beschreibt nicht einmal im Geringsten wie es ihr geht. Eschenholz, natürlich musste es das sein. Aelin hat einen Wald davon anpflanzen lassen. Sie wirken hervorragend bei Fae, das hat sie ja jetzt selbst getestet.
>> Machst du diesmal die Augen auf, oder weigerst du dich weiter dagegen? << Cora schmunzelt innerlich, zeigt es ihr so und öffnet ihre Augen einen Spalt. Das verschleierte Licht der Mittagssonne kämpft sich mit Gewalt durch den dicken Dunst des Nebels und beleuchtet die müde wirkenden Augen ihrer Freundin bis sie leuchten wie geschmolzene Schokolade. >> Mich zu weigern würde ja bedeuten ich gebe auf, nicht? << Die Worte verlassen ihre Lippen mit einem Rumpeln. Sie sind kratzig und alles andere, als angenehm, aber sie erreichen, was sie sollen. Ein kleines Licht taucht wieder in ihren Augen auf. Vorsichtig sieht sie ihr in die Augen und lächelt.
>> Du gibst also nicht auf? <<

>> Was wäre ich denn für eine Galathynius wenn ich mich so einfach geschlagen gebe? << Es braucht nur... Zeit. Ein bisschen Zeit. Die inneren Wunden werden heilen, irgendwann. Und dann wird sie wieder lachen, bis der Mond über den Tälern Orynths aufgeht. >> Ich gebe nicht auf. Ich... nehme nur eine Pause von meinen Gefühlen. << Und dann lacht Felina, sie lacht, bis sie von dem kleinen Hocker fällt und selbst da lacht sie einfach weiter. Verwirrt blickt Cora zu ihrer Freundin, die ausgebreitet wie ein Fächer auf dem harten Steinboden liegt und einfach nur lacht, während Tränen ihre Wangen entlanglaufen. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass sie wüsste was hier gerade abgeht. Denn sie hat definitiv keinen Plan. >> Ist... alles ok bei dir? <<

>> Nein, überhaupt nichts ist ok. << Und trotzdem lacht sie weiter.

>> Und wieso lachst du dann so? << Eine Weile kommt keine Antwort, bis sie luftschnappend damit aufhören muss. Sekunden vergehen in denen sie wie ein Fisch am Land nach Luft schnappt und dann halb tot am Boden liegen bleibt. Auf eine Antwort muss sie dennoch warten, da sie lange, ewig lange Minuten überlegt. >> Ich lache... weil es endlich wieder bergauf geht. << Und schon fühlt sie sich wieder wie eine Totkranke und schweigt, bis Felina wieder ihr Zimmer verlässt. Die Vögel leisten ihr Gesellschaft, gemeinsam mit den flinken Wesen des kleinen Volks. Ein immer kehrendes Kratzen Zischen gefolgt von leisen, wispernden Klängen. Diese Geräusche werden sie ein Leben lang begleiten und sie wird sie nicht missen wollen, egal was passiert.

Es geht also bergauf. Ihr Blick fällt auf die vielen Verbände, die ihren Körper umwickeln wie wilder Efeu. Mit einem Mal wirkt sie umso menschlicher. Ein seltsames Gefühl der Schwäche, ein schwacher Nachhall der Sterblichkeit. Man kann sie und ihre Art töten, das ist klar. Doch mit einem Mal wird ihr klar wie leicht. >> Ja, es geht wohl bergauf. << Und damit legt sie sich schlafen. Sich zu erholen wurde ihr immerhin befohlen.

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt