Nach einem langen, sehr langen Frühstück mit sämtlichen Hexen und Aelin können sie sich endlich auf die Reise vorbereitet. Cora hat ihre pochierten Eier kaum angerührt und auch sonst nicht viel gegessen, doch an ihrem Mundwinkel klebt etwas Schokolade. Lyra hätte auch so schlau sein müssen, aber sie war wohl noch zu müde um darauf zu kommen. >> Du solltest dich umziehen Prinzessin. In diesem Kleid kannst du nicht fliegen. Wir bereiten einen Wyvern vor, damit... <<Cora schüttelt den Kopf und steht auf. Alle Blicke richten sich auf sie, wie bei einem knackenden Feuer. >> Ich nehme meinen Besen. << Und dann verschwindet sie mit erhobenem Kopf durch einen versteckten Gang hinter einem Vorhang. Lyra erwartet Getuschel oder verwunderte Blicke, die besonders von den Hexen kommen. Sie hat schon eine Erklärung bereit, die nicht mehr ist als eine Lüge, doch die darauffolgende Ruhe überrascht sie. Die Hexen bleiben ruhig und beachten den leeren Stuhl nicht weiter. Aura muss damit etwas zu tun haben. Als sie zu ihr sieht, küsst sie Elody auf die Stirn, die darauf rot anläuft. Daraufhin kann Lyra nicht anders, als zu lächeln. Auch Hexen finden ihr Glück. Nachdem alle Clanmütter ersetzt wurden, hat es eine kleine Revolution gegeben. Gesetze wurden geändert und Menschen sind jetzt nicht nur Beute und Zuchthengst. So wie bei Elody und Aura können sie auch Verlobte und Geliebte sein. Es ist gut, dass sich so viel geändert hat, denn dafür hat Manon gekämpft. Damit so etwas wie bei Asterin sich nie wieder wiederholt.
>> Aura du hast Cora gehört nichtwahr? << Die Rothaarige löst ihre Lippen von ihrer Verlobten und sieht zu ihr hinüber und nickt. >> Ihr Besen liegt bereits bereit. << Überrascht sieht Lyra ihre Zweite an. Coras Besen war in den Wastes. Sie hat sich schon den Kopf darüber zerbrochen welchen Besen sie benutzen soll. Am liebsten wäre ihr gewesen, sie würde auf einem Wyvern sitzen. Umringt von ihren besten Hexen, aber natürlich macht sie ihr einen Strich durch die Rechnung.
>> Danke Aura. << Kurz neigt sie den Kopf und schiebt den Teller von sich. Auf Lachs hat sie gerade überhaupt keine Lust. >> Ich bin nicht nur dir zur Gefolgschaft verpflichtet Lyra. << Und ehe Lyra aufstehen kann, nimmt Aura Elody an der Hand und verlässt den Saal. Nun, sie sollte sie dafür wohl maßregeln, aber bei ihr würde das absolut nichts bringen. Sie hat ihre eigenen Vorstellungen von Regeln. Und da sie hier nicht einfach rumstehen will wie der letzte Idiot, beißt sie kurz die Zähne zusammen und geht Cora hinterher.
Und jetzt stehen sie hier. Cora flankiert von Felina und Lyra. Hinter ihnen ein Dutzend Hexen, alle mit grimmiger Mimik, außer Elody, die leicht lächelnd Auras Hand hält. Schon süß die beiden. Aber hier nur rumzustehen macht es bestimmt nicht besser, besonders, wenn es wieder einmal in Strömen regnet. Jeder einzelne Tropfen sticht wie hundert Nadelstichen auf Felinas Haut. >> Und was jetzt? Starren wir das Ding an, bis der komische Edelstein in deiner Hand zu leuchten beginnt? << Seit ihrem Streit gestern haben sie nichtmehr miteinander geredet und auch jetzt schweigt die Prinzessin und sieht den Stein in ihrer Hand an. Nachdenklich zieht sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne und legt den Kopf schief. >> Ich war schon einmal dort... << Leise murmelnd schupft sie den grünen Stein in ihrer Hand hin und her und tritt aus der sauberen Reihe vor und auf den Stein zu. Felina sieht zu Lyra, die Cora beobachtet. In den letzten Tagen haben sie sich mehr wie ihre Wachen, als wie ihre Freundinnen verhalten, vielleicht ist sie deshalb so zurückhaltend geworden.
>> Darum kümmern wir uns später. << Wie die geborene Hexenkönigin steht sie mit geradem Rücken und im Wind wehendem Croachanumhang da und beobachtet einfach nur. Auf ihrem Kopf thront die Sternenkrone ihrer Mutter. Manon wird sie umbringen, wenn sie die verliert.
>> Na komm schon... Velaris. << Etwas bisher Schlummerndes in ihrem Herzen erwacht mit einem Schlag. Feuer und Nacht durchströmen ihren Körper und bringen ihr Blut zum vibrieren. Das ist nicht ihre Macht, doch der Stein in ihrer Hand reagiert darauf. Grünes Leuchten breitet sich aus und ein Tor gefertigt aus weißem Marmor erscheint vor dem Fels auf der Lichtung. Für einen kurzen Moment liegt ein Schleier aus grünem Nebel darüber, gesprenkelt mit unzählbaren Sternen. Jeder Einzelne von ihnen leuchtet mit einer Intensität, die ihr den Mund offen stehen lässt. Wunderschön. Und dann ist es vorbei. Als wäre ihre Magie aufgebraucht hört das Summen auf und der Edelstein verliert sein magisches Leuchten, doch das Tor bleibt da und öffnet sich.
Vor Staunen wird ihr erst im letzten Moment bewusst, dass sie nichts mehr von ihrer Magie fühlt und sie sich hilfesuchend versucht irgendwo festzuhalten, doch da ist nichts außer Luft. Ihre Zunge ist schwer, als sie versucht zu sprechen. >> Rh...ysand. << Und dann ist alles schwarz. Sie spürt nur noch den dumpfen Aufprall auf die noch immer stinkende Erde und ab da nichts mehr.
>> Und du bist wer? << Amren hat ihm bereits erzählt, dass sich ein Mensch in Velaris verirrt hat, was nicht möglich sein dürfte. Also hat sie ihn mitgenommen. Niemand kennt den jungen Mann, keiner der Fae und auch das Königreich der Albträume kommt nicht als Menschenherberge in Frage. Dafür sind sie zu versessen darauf sie umzubringen. Doch der Junge scheint zäh zu sein. Er blickt Mor nicht einmal an, als sie ihn vor den Thron bringt. Feyre ist diesmal nicht dabei. Sie jetzt unnötig einer Gefahr auszusetzen würde ihm im Traum nicht einfallen, auch wenn es nur ein Mensch ist. Sie würde ihm wahrscheinlich die Ohren langziehen, wenn sie nicht gerade schlafen würde. >> Mein Name ist Nino. Wo bin ich hier überhaupt? << Abschätzend lässt er seinen Blick über den kleinen Teich wandern, den Feyre unbedingt haben wollte, ihm jetzt aber irgendwie zu niedlich vorkommt, in Anbetracht der Situation.
Doch Nino äußert sich nicht dazu, sondern sieht ihn einfach an. >> Du weißt nicht wo du bist? << Innerlich aufgekratzt vor Neugier lehnt sich Rhys vor, dankbar darüber, seine Flügel versteckt zu haben. >> Nein. << Interessant. Velaris ist zwar kein Geheimnis mehr, doch nicht jeder kennt diesen Ort. Die sterblichen Königinnen hatten diese Information nicht jedem auf die Nase gebunden.
>> Du bist am Hof der Nacht. Genauer gesagt in Velaris. << Wenig verstehend sieht Nino ihn an. Nicht beeindruckt oder ähnliches. Keine Regung. Er steht einfach nur da und starrt ihn an. Er würde einen hervorragenden Iryliana abgeben, das ist klar. >> Ich bin also nicht mehr in Erilea? Verstehe ich das richtig? <<>> Erilea? Ist das nicht der Kontinent von Aelin? << Und natürlich ist Mor schneller als er selbst. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sie böse anzusehen, doch sie zuckt nur mit den Schultern und fährt fort einfach weiter zu plaudern. >> Du erinnerst dich doch Rhys. Die Frau, die vom Himmel gefallen ist und ein paar Monate später hier wieder aufgetaucht ist. Meine Freundin? << Um Himmels Willen, sie soll aufhören zum Reden. Jetzt schon wissend, dass sie einfach alles preisgegeben hat, reibt sich Rhys die Schläfe und schnippt einmal. Die Fesseln um seine Handgelenke lösen sich zu Asche auf und ein aufkommender Windhauch trägt sie in den Abend hinaus. >> Ihr kennt Aelin? << Der Junge sieht zwischen ihm und Mor hin und her, viel zu neugierig um ahnungslos zu sein. Irgendetwas weiß er doch. >> Woher kennst du sie? <<
Langsam aufstehend, streicht er sich den dunkelblauen Stoff seines Jacketts glatt und steigt die drei überflüssigen Stufen zu ihm nach unten. Doch er senkt weder den Kopf noch zeigt er irgendeine Art von Respekt. Wirklich sehr interessant. >> Sie ist die Mutter einer Freundin. Woher kennt Ihr sie? << Es ist mehr eine Forderung, als eine Frage und er steht kurz vor einer sehr dummen Entscheidung. Dem Mann zu töten wäre ein Fehler. Er kennt dieses Mädchen... Rhysand weiß wie sie heißt. Es müsste irgendwo unter seinen Aufzeichnungen sein. Ihre Segnungsurkunde. Aber ihr Name...
Er liegt ihr auf der Zunge und er ist lang. Keine fünf Buchstaben wie bei Feyre, sondern mehr. Aber er kommt nicht darauf. Aber eins ist sicher. >> Aelins Tochter also. Nun, das trifft sich gut, ich bin ihr Taufpate. <<
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Princess of Fire and Darkness ToG FF
FantasyAelin rettete die Welt, sorgte für Frieden und Wohlstand und auch ihre Tochter wuchs behütet mit Lysandras und Manons Tochter auf. Doch die tiefen Schatten der Nacht hatten ihre Haustiere entlassen und sie wollen spielen und sie fürchten nur die Erb...