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>> Wir müssen aus dem Bett raus. << Kichernd rollt sich Felina von Nino runter, der versucht sie bei sich zu halten. Sie ist aber schneller und hüpft aus dem Bett, die Decke um ihre Taille gewickelt. Doch Nino grinst sie an, zeigt ihr wunderschöne weiße Zähne. >> Cora schafft die Rede auch alleine, komm wieder her. Das Bett ist doch viel bequemer als so ein Stuhl in der Kälte. << Mit den Augen rollend schnappt sie sich die Uniform der Hexen und streift sie sich über. Felina lässt sich Zeit ihre Haare zu richten, sie von den Knoten zu befreien, die Nino letzte Nacht verursacht hat und bedient sich an den Mittelchen von Mor um ihre Augenringe zu überdecken. >> Es kann schon sein, dass unser Bett bequemer ist und Cora das alleine schafft, aber es könnte auch zu einer absoluten Katastrophe werden. << Und sie könnte wieder zusammenbrechen.

Seufzend starrt sie in den Spiegel und erinnert sich an lachende Tage in Terrasen in Aelins Rosengarten, wo alles noch gut und schön war. Jetzt ist es nur noch kompliziert und anstrengend. Nur die Stunden mit Nino bringen Erleichterung und Ruhe. Mit seiner ganzen Art nimmt er ihr die Last von den Schultern wie jetzt, als er hinter sie tritt und die Arme um sie legt. >> Es ist nicht gut immer mit einer Katastrophe zu rechnen Kleines. Sie ist ein großes Mädchen und eine Kronprinzessin, sie schafft das schon. << Felina würde ihm so gerne glauben, doch die Wahrheit es besser zu wissen, drückt ihr die Luft zum Atmen ab. Die ganze Sache wird nicht einfacher, nur weil Cora beschließt eine Maske zu tragen. Irgendwann wird all die aufgestaute Wut und Trauer explodieren und sie mit den Wellen mitreißen. Wenn das passiert, ist alles wieder wie vorher und ihre Bemühungen wären umsonst. 

>> Du kannst dir Cora wie ein aufgescheuchtes Reh vorstellen. Wenn du sie erschreckst, wird sie fliehen und vielleicht sich und andere verletzen. << Nino drückt ihr einen Kuss auf die Wange und verweilt einen Moment an ihrer Haut und überlegt eine Minute lang. Doch er merkt, dass es nicht so einfach ist. Seufzend küsst er erneut ihre Wange und tritt aus dem Bad um sich etwas anzuziehen. Zwei Schubladen später steht er wieder hinter ihr und sieht sie an. >> Wenn das so ist, müssen wir wohl noch mit Lyra reden. << Nickend schnappt sich Felina eins ihrer Schwerter und schnallt es sich um. Cora wird noch eine Weile in ihrem Zimmer brüten und sich sammeln, da wird sie noch etwas Zeit haben um mit ihrer Lieblingshexe zu reden.

Lyra sieht sich um. Im Haus, vor der Tür zur Terrasse stehen bereits einige Leute. Mor, Cassian und Rhysand gemeinsam mit Feyre. Aber noch keine Spur von Cora und Amren. Azriel war kurz bei ihr draußen um sie zu informieren, dass sie bald rauskommen wird und ist dann gegangen. Wohin, weiß sie nicht, aber sie will es wahrscheinlich auch nicht wissen. Was der Schattensänger in seiner Freizeit macht, liegt nicht in ihrer Verantwortung. Und da, zwischen Rhys und Feyre, schlängeln sich Nino und Felina durch, zu ihr nach draußen. Sie sehen sich eine Sekunde einfach nur an und analysieren den anderen, die Umgebung, wer sie aller belauschen könnte. >> Wisst ihr wann unsere Prinzessin hier raus kommt? << Felina lässt den Blick über die Schar Hexen schweifen, die ruhig nach oben sehen, weil sie auf jemanden warten. >> Amren wird mit ihr in ein paar Minuten rauskommen. Wir haben also noch ein wenig Zeit um... uns auf eine Katastrophe vorzubereiten. << Ihre Stimme wird zum Ende hin leiser als ein Flüstern und Lyra kann nicht verstehen wie wenig Vertrauen sie in ihre beste Freundin hat. Aber sie hat auch nicht das gesehen, was Lyra an dem Tag bei dem Felsen gesehen hat. Es ist immer noch ein Schimmer Hoffnung in ihr. Leben, das langsam wieder heranwächst. Sie müssen sie unterstützen und nicht beschützen. >> Es wird keine Katastrophe geben. << Lyra positioniert das Turteltäubchen an den beiden Treppenabgängen zum Garten. Lieber getrennt halten, sonst tüfteln sie noch mehr Theorien aus, die vielleicht einen Funken Wahrheit in sich tragen. Sie weiß, dass sie sich nur Sorgen machen, das tun sie alle. Aber es ihr so offensichtlich zu zeigen, hilft Cora nicht. Diese Art schadet ihr nur.

>> Du schaffst das schon. Trink das. << Amren drückt ihr ein Glas Wein in die Hand, welches sie in einem Zug leert. Die leichte Süße liegt auf ihrer Zunge und verleiht dem tristen Tag ein wenig Glitzer. Diese Ansprache schafft sie. Es ist ja nichts Neues. >> Solche Reden triefen nur vor Lügen. << Cora lässt sich nachschenken und nippt diesmal nur an dem süßen Wein, während Amren überlegt und einfach aus der Flasche trinkt. Die Hälfte verschwindet in einem Zug. >> Du musst ja nicht lügen Prinzessin. Diese Hexen vertrauen dir, also sag ihnen was Sache ist und fordere sie auf dir zu helfen. Die Hexenprinzessin steht hinter dir, die Lady von Caraverre ebenfalls und der High Lord der Nacht auch. Insgesamt drei Länder stehen dir bei, also keine Panik. << Das ist einfacher gesagt, als getan. Es steht viel auf dem Spiel. Nicht nur Aaron, sondern auch die Sicherheit zweier Welten. Wenn sie durch das Portal kommen konnten, dann schaffen es Maeves Leute auch. Und sie werden auch hier einfallen, in diesen friedlichen Hof. >> Danke Amren. << Kurz neigt sie den Kopf, schnappt sich ein Stück Kuchen und marschiert erhobenen Hauptes aus ihrem Schlafzimmer zu der weiten Terrasse, auf der sich bereits eine Menge Leute tummeln. Keine zehn Schritte hinter ihr läuft Amren und beobachtet sie wie sie mit beiden Händen die gläserne Flügeltür aufstößt und alle dort draußen zum Schweigen bringt. Sofort neigen alle den Kopf, sogar Rhysand, zwar mit einem Grinsen im Gesicht, doch er bringt ihr Respekt entgegen, wie Aelin damals.

Aura steht nichtmehr unten bei den Hexen, sondern direkt neben Lyra, die sie nur ansieht und kurz lächelt. Eine Aufforderung zu beginnen. >> Schön dich zu sehen Cora. << Eine weitere Floskel, die sie mit einem Lächeln beantworten muss. Und so tritt sie an den Rand der Terrasse und blickt in die Gesichter der zwei Dutzend Hexen, die wie eine Einheit vor ihr niederknien. Sie ist nicht ihre Prinzessin, aber sie sind ihr gegenüber genauso loyal wie bei Lyra. >> Danke, dass ihr gekommen seid, es bedeutet mir viel. << Im Kopf geht sie jedes Wort, das Aelin gegenüber den Hexen erwähnt hat, noch einmal durch und spielt jede Versammlung noch einmal ab, aber diese Worte haben hier keine Bedeutung mehr. Also löst sie ihre verkrampften Hände von der steinernen Brüstung und senkt den Kopf ein Wenig. >> Ihr hättet nicht kommen müssen, besonders weil vor achtzehn Jahren der Krieg genauso begonnen hat und deswegen bin ich euch so unglaublich dankbar. << Cora legt sich die rechte Faust über ihr Herz und neigt den Kopf vor ihnen und die Hexen reagieren darauf mit eben dieser Geste. 

>> In dieser Zeit bin ich weder die Tochter von Aelin, noch Kronprinzessin. Ich bitte euch mich also nicht wie eine Adelige zu behandeln, die man beschützen muss. << Cora spürt, dass ihre Freunde sich synchron verspannen und in ihre Rede eingreifen wollen, aber sie unterlassen es und warten ab, was sie noch alles verkünden will, doch sie schweigt für einen Moment und löst sich von der Brüstung und marschiert an Nino vorbei, der ihr hinterhersieht. Sie weiß, was er von ihr hält, spürt die innere Ablehnung ihrem Verhalten gegenüber, doch sie geht einfach weiter, bis sie unter ihnen ist. Bis sie inmitten der Hexen steht. >> Könnt ihr das tun? << Sie blickt einem jungen Mädchen in die Augen, in grüngoldene Augen, die ihr sehr bekannt vorkommen und erntet ein schwaches Lächeln. Juliet nimmt die Faust von ihrer Brust und sieht Cora an. 

>> Natürlich, aber wir werden dich dennoch beschützen, Cora. Wir haben es geschworen. Du wirst immer einen Ehrenplatz in meinen Reihen haben. << Ein letztes Mal verbeugt sie sich und grinst sie an, ehe sie in die Reihen ihrer Hexen verschwindet. Untergeordnete Hexen sammeln sich um Cora und unterhalten sich mit ihr, fragen, was sie vorhat, was sie von ihnen will. Und sie erklärt ihnen gerne, was sie vorhat, zumindest das, was sie weiß. Ihr Plan ist noch nicht ausgereift, lange noch nicht fertig und das raubt ihr jede Nacht den Schlaf. So wie andere Dinge, die sie jetzt nicht benennen will.

>> Schön sagst du das Cora. << 

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt