𝑛𝑒𝑠𝑡

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☞︎TW☜︎
In diesem Kapitel geht es mehr oder weniger um Depressionen.


Mein Wecker klingelt und ich werde von dem schrillen Ton aus meinem tiefen Schlaf geweckt.
Meine Decke ist wie ein warmes Schutzschild um mich herumgewickelt und ich würde am liebsten für immer liegen bleiben.

Doch der Wecker macht mir einen Strich durch die Rechnung.

Umso länger ich den Ton höre, umso kälter und unwohler wird mir. Meine Augen fangen an zu jucken und mein ganzer Körper ist wie mit einer Stahlkette an mein Bett gefesselt. Ich will aufstehen, aber es ist mit unmöglich. Alles fällt mir schwer, auch das Atmen.

Es ist, als säße ein Kobold mit dem Gewicht all meiner Sorgen auf meiner Brust.

Ich kann ihn Lachen hören.
Es ist scheppernd und ächzend,
wie das Geräusch der Ketten, die um meinen Körper gewickelt sind.
Schrill und durchstechend,
das Geräusch des Weckes, der mir meinen Schlaf und Frieden stiehlt.

Der Druck verstärkt sich mit der Lautstärke des Weckers und ich muss einen Ausgleich schaffen;eine Träne rollt meine Wange hinunter.
Sie ist warm, ganz im Gegensatz zu dem Rest meines tauben Körpers.

Die Träne gibt mir Trost, Wärme und ein Gefühl.
Ob dieses Gefühl nun gut oder schlecht ist, weiß ich auch nicht.

Auch mein Inneres fängt an, sich zu regen.
Ein Prickeln durchfährt mein Herz und tausende Armeisen krabbeln in meinem Bauch herum-trozdem fühle ich mich allein.

Sehr allein.

Die Einsamkeit fließt wie eiskaltes Wasser durch meine Adern und verhärtet wie Beton, um meine Bewegungen abermals unmöglich zu machen.

Wieso bin ich so zerbrechlich, aber die Einsamkeit und Trauer nicht?

Denn das einzige, dass den Beton brechen kann, ist Nähe.
Doch ich habe niemanden, der mich umarmt, mir Wärme schenkt und den gottverdamten Wecker endlich abschaltet.

Also bleibe ich liegen.

Ertrage den Ton, der zu einer Panikattacke beiträgt.
Ertrage den Kobold, der meinen Brustkorb zersplittern lässt.
Ertrage die Einsamkeit, die meine Muskeln verkümmern lässt.

Heute bleibe ich zu Hause. Heute schlafe ich abermals ein. Heute hoffe ich mal wieder sehnlichst-als sei es schon zu einer Tradition geworden-nicht aufzuwachen, um die sich stetig wiederholende Hölle auf Erden nicht nochmal zu erleben.

Ist es zu viel verlangt, in meinem Nest zu bleiben?

𝐸́𝑚𝑜𝑡𝑖𝑜𝑛𝑠Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt