Es war Montag.
Mr Cooper redete schon gefühlte Stunden davon, dass wir unser Projekt endlich fertig bekommen sollen. Aber mehr wusste ich auch nicht, denn die ganze Zeit war ich mit meinen Gedanken schon auf dem Herbstball. Es war merkwürdig, mein erster Schulball.. Seltsamerweise freute ich mich richtig darauf. Ellie, Chloe und ich haben schon immer spekuliert, wie unser erster Ball ablaufen würde. Doch nun können nur Chloe und ich uns davon überzeugen, wie toll es wirklich war. Ich wusste nicht, ob ich mich mehr auf die Party freute oder auf Lukes Gesicht, wenn er mich mit Mason sieht.
"...also macht euch ans Werk! Nächste Woche ist das Projekt fällig", hörte ich noch Mr Cooper sagen und beendete somit meine Gedankengänge.
Luke rutschte auf den Stuhl neben mich und sah mich erwartungsvoll an.
"Was?", fragte ich ihn.
"Unser Projekt. Wir müssen es fertig machen", antwortete er mit abschätzenden Blick, "Hast du denn gar nicht zugehört?"
"Nein, aber ich wundere mich sehr, dass du zugehört hast", entgegnete ich.
Er lachte kurz und rutschte dann näher an mich ran.
"Hast du vor, auf den Herbstball zu gehen?", fragte er ganz plötzlich und überraschte mich sehr.
Ich schaute ihn fragend an: "Was willst du denn auf einem Ball?"
"Traust du mir überhaupt was zu? Da gibt es Bowle", sagte er ganz überzeugt.
"Ja, Bowle ohne Alkohol", verbesserte ich Luke.
"Das denken alle, aber das ändert sich, nachdem ich der Bowle einen kurzen Besuch abgestattet habe", zwinkerte er mir zu. Er wollte also tatsächlich Alkohol schmuggeln und in die Bowle schütten.
"Okay. Und was möchtest du jetzt von mir?", fragte ich und schaute ihn direkt an.
"Jetzt, wo eh alle denken, du bist meine neue Flamme, könnten wir da ja auch zusammen auftauchen", meinte er und zog eine Augenbraue hoch.
"Sorry, ich habe schon eine Begleitung", gab ich erfreut zurück, "Aber zu deinem Glück. Würde das nicht so aussehen, als hättest du mehr ,als nur ein Mal ,was mit mir am Laufen? Alle würden denken, du wärst verweichlicht oder besser noch, du hättest dich verliebt!"
"So ein Quatsch!", verteidigte er sich, "Mit wem gehst du denn dahin?"
"Das geht dich nichts an!", meinte ich patzig.
Luke schaute auf den Tisch und ließ das Thema auf sich ruhen. Er wollte also wissen, mit wem ich dort hingehen würde. Außerdem hatte er mich gefragt! Hätte ich keinen Plan gehabt, dann hätte ich sofort zugesagt. Mein erster Ball mit Luke wäre perfekt gewesen, aber mein erster Ball mit Mason als Alibi war nicht das, was ich mir immer erträumt hatte. Trotzdem wollte ich das Beste aus der Situation machen und ich freute mich schon auf Lukes Gesicht. Was würde er tun? Würde er mich wieder von Mason wegreißen, wie bei der Party oder würde er mich ignorieren und sich an seine Begleitung ranschmeißen? Er würde eine Andere fragen, welche garantiert nicht absagt. Jede an der Schule wäre zum Töten bereit, um mit Luke Michaels auf den Herbstball zu gehen, sich an seinen Arm zu klammern und damit anzugeben.
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Nach der Schule traf ich mich mit Chloe auf dem Parkplatz. Wir wollten nach Kleidern schauen, schließlich war der Ball bereits diesen Freitag.
"Hey, du bist ja schon da", rief Chloe, die auf ihr Auto zusteuerte, an das ich mich gelehnt hatte.
"Jap, ich kann es kaum erwarten", meinte ich ironisch, denn ich hasste Shoppen.
"Das wird lustig! Wir ziehen uns viele hübsche Kleider an und finden das Perfekte für dich, dass Luke die Augen ausfallen werden, wenn er dich darin sieht!", argumentierte Chloe, während sie um das Auto herum ging und es aufschloss.
"Luke begleitet mich nicht!", beichtete ich ihr und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen.
Chloes Augen weiteten sich: "Was? Warum denn nicht?"
"Ich habe abgelehnt, als er mich gefragt hat", sagte ich und hielt ihrem Blick stand.
Sie klopfte sich auf die Oberschenkel, leckte sich einmal über die Lippen und schaute mich dann eindringlich an:" Kylie, spann mich nicht auf die Folter! Ich weiß, dass du ihm niemals abgesagt hättest, wenn es keinen Grund gäbe. Also, sag schon!"
Ich seufzte tief: "Ich gehe mit Mason."
"Mason?", fragte sie überrascht.
"Du hast schon richtig gehört!", bestätigte ich.
Chloe starrte mich an, was mich dazu brachte, weiter zu sprechen: "Mason hat mich zuerst gefragt, außerdem dachte ich doch nicht, dass Luke mich fragen würde. Erst war ich irritiert, aber dann habe ich Mason zugesagt. Und jetzt halte mir bitte keine Rede und fahr einfach los, bevor ich es mir noch anders überlege und Shorts auf dem Ball anziehe!"
Damit hatte ich sie überzeugt. Chloe startete den Motor und steuerte schweigend auf die Shopping-Mall zu. Wir betraten das riesige Gebäude und ich beschloss, jetzt einfach mal Spaß zu haben, um ein tolles Kleid auszusuchen, bei dem Luke die Augen ausfallen werden. Denn eigentlich gehörte das ja auch zu meinem Plan.
Die Anspannung zwischen Chloe und mir verflog schnell und wir zeigten uns gegenseitig ein Kleid nach dem Anderen. One Shoulder, Bandeau, blau, rot, gelb... Es gab so viele Kleider, dass uns die Auswahl sehr schwer fiel. Ich wollte ein kurzes Kleid, doch Chloe fand, dass wir auf einem richtigen Ball auch richtige Ballkleider tragen sollten. Also hielt sie mir ein Bodenlanges in rosa hin, da Ellie und sie immer fanden, dass mir diese Farbe am besten steht.
"Zieh das an!", befahl Chloe mir.
Da ich wusste, dass Protestieren bei ihr nichts brachte, nahm ich es ihr ab und ging damit in die Umkleide. Ich zog meine Shorts und das Top aus und schlüpfte in das Ballkleid. In den Kabinen gab es keine Spiegel, also musste ich raus treten, um mich zu betrachten. Ich öffnete die Tür und stellte mich vor Chloe, die wohl auf mich gewartet hatte.
"Wow, Kylie! Du siehst wunderschön aus!", staunte sie.
Ich drehte mich zum Spiegel um und erkannte mich gar nicht wieder. Chloe hatte Recht! Ich sah wunderschön aus. So wunderschön, dass Luke einfach eifersüchtig werden musste!
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...