JEONGGUK WAR NOCH nie ein besonders guter Texter am Handy gewesen. Er schrieb generell nicht oft mit Leuten; bei Gelegenheit mit seinen Eltern oder seinen beiden Geschwistern, manchmal mit Sunhwa oder eben Hyungmin, wenn es um die Arbeit ging. Jedoch war er es nicht gewohnt, eine stetige Konversation mit jemanden per Nachrichten aufrechtzuerhalten und darunter musste Hoseok in den folgenden Tagen leiden. Jeongguk gab sich Mühe. Er versuchte Hoseok zu antworten, vielleicht nicht auf jede Nachricht, aber zumindest regelmäßig. Und wenn er ehrlich war, fing es ihm ganz langsam an Spaß zu machen—ihm sogar eine neue Sicherheit zu geben.
Bisher war er immer alleine gewesen. Jeongguk erzählte normalerweise niemanden von seinem Tag—manchmal erkundigte sich Sunhwa und seine Mutter fragte ihn auch des Öfteren nach seinem Tag in der Universität—aber bisher hatte er noch nie jemanden gehabt, mit dem er das teilte, was er am Tag so erlebte. Und auch bei Hoseok war er noch nicht so gesprächig, allerdings lag das zum Teil auch daran, dass er in den folgenden Tagen nur kaum Mal eine Sekunde zum durchatmen hatte. Die zusätzlichen Schichten im Imbiss am Wochenende würden seiner finanziellen Lage im nächsten Monat zwar helfen, aber seine Abgaben für die Uni stapelten sich Zuhause auf seinem Schreibtisch und Jeongguk verbrachte die kommenden Nächte damit, diese abzuarbeiten. Wenn er dann endlich ins Bett fiel—absolut geschafft und todmüde—dann schaffte er es kaum noch groß mit Hoseok zu schreiben.
Aber Hoseok war geduldig. Er schrieb ihm dennoch, auch wenn er mehrmals anmerkte, dass er nicht aufdringlich wirken wollte—dabei schlich sich jedes Mal ein schmales Lächeln auf Jeongguks Lippen. Er freute sich über Hoseoks Nachrichten. Er erzählte Jeongguk von seinem Tag, schickte ihm Fotos von Toto (dem Golden Retriever, den Jeongguk nun wirklich kennenlernen wollte, denn dessen Fell sah noch weicher aus als Hoseoks Haare) und von dem, was er jeden Tag mit seiner Schwester zusammen kochte. Jeongguk fand es schön, was für eine enge Beziehung Hoseok zu seiner älteren Schwester zu haben schien, jedoch kam ihm dabei auch der Gedanke, wie sehr er seine eigenen Geschwister vermisste. Er hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Zuletzt war seine Mutter ihn alleine besuchen gekommen und das letzte Mal, als er Zuhause gewesen war, war irgendwann im Frühjahr gewesen. Eigentlich hatte er vorgehabt an Chuseok hinunter zu seiner Familie zu fahren—was seinen Eltern auch sehr wichtig war—jedoch war sich Jeongguk nun unsicher, ob er das zeitlich überhaupt schaffen würde.
Aber Hoseok lockte ihm mit seinen Nachrichten immer wieder ein zurückhaltendes Lächeln auf die Lippen, auch wenn er auf der Arbeit nur einmal einen kurzen Blick auf den Display seines Handys warf. Es gab ihm ein wohliges Gefühl, dass es da jemanden gab, der sich die Mühe machte ihm zu schreiben—der an ihn dachte. So ganz konnte Jeongguk es nicht glauben—Hoseok nahm sich wirklich die Zeit. Und so wenig wie er es heute glauben konnte, so wenig würde er es auch morgen oder übermorgen noch nicht glauben können. Aber dennoch war da dieses warme, unbekannte Gefühl—und das tat ihm unglaublich gut.
»Durch pures anstarren schälen sich die Süßkartoffeln normalerweise nicht, du musst du schon selber machen«, kam es von Hyungmin und Jeongguk riss seinen Kopf hoch. Er ließ sich schon wieder ablenken—wieder von den Gedanken an Hoseok.
»Vielleicht tun sie es ja doch, wenn ich einfach lang genug warte«, erwiderte Jeongguk leise, doch Hyungmin schien es gehört zu haben—und lachte zu seiner Verblüffung.
»Probier' das lieber ein anderes Mal aus und nicht mehr jetzt.«
Jeongguk nickte und widmete sich der Süßkartoffel, die er wohl schon eine halbe Ewigkeit in seiner Hand hielt, doch Hyungmin wandte sich nicht von ihm ab, sondern fing stattdessen seinen Blick auf.
»Danke übrigens, Gguk. Ich weiß, dass du das Wochenende immer brauchst um dein Zeug für die Uni zu machen, aber ohne dich wäre ich die letzten Tage echt aufgeschmissen gewesen.«
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STARBOY | ʲᵘᶰᵍʰᵒᵖᵉ
Fanfiction❝There's a starman waiting in the sky.❞ Jeongguk ist die Definition eines Niemands. Er hat einen Schutzwall um sich herum aufgebaut, um alles und jeden auf Abstand zu halten. Und dies geling ihm auch ㅡ bis er auf Hoseok trifft, der Jeongguks Schutzw...