20. Trauma

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Nachdem wir uns geküsst hatten, wussten wir beiden nicht so recht, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten. Es herrschte eine bedrückende Stille zwischen uns. In meinem Herzen war immer noch das Gefühl von diesem intensiven Kuss zu spüren. Wenn ich nun an seine weichen Lippen dachte, wurde mein gesamter Körper mit Wärme gefüllt.

Steven und ich sind zudem auch noch klatschnass geworden. Als wir dann unserem Ziel, einem kleinen Supermarkt an der Ecke, endlich näher kamen, beschloss Steven unser Schweigen mit einer wichtigen Frage zu unterbrechen: "Du Danny, sind wir jetzt eigentlich ... na ja ... zusammen?", fragte er und wirkte dabei sichtlich verunsichert.

Wir hatten uns unsere Liebe gestanden und uns geküsst, natürlich waren wir nun ein Paar, oder?

"Ja. Ich denke schon", teilte ich ihm schüchtern mit.

"Der beliebteste Schüler der Schule, ist also nun mein fester Freund. Haha, irgendwie komisch", gab er nun damit an. Wirken wir beliebten Schüler also wirklich, so wie Stars auf die ganzen Außenseiter?

"Ja ich weiß, aber bild' dir bloß nichts drauf ein", feuerte ich ihm schon wieder entgegen. Daraufhin fing er an laut zu lachen.

"Haha, die Außenseiter hassen die beliebten Schüler. Für uns seid ihr nichts weiter, als große Schaumschläger", meinte er. Wundern tut es mich nicht, aber dann scheint es wohl auf beiden Seiten eine verbotene Liebe zu sein.

"Tzz. Aber leider wollen nicht einmal die größten Außenseiter unserer Schule, etwas mit dir zu tun haben. Wie kommt das eigentlich?", fragte ich nach, weil ich neugierig war.

"Mir fehlt einfach die Fähigkeit zu kommunizieren. Ich kann die Gefühle anderer Menschen so schlecht einschätzen, was mir die ganze Sache zusätzlich erschwert", erklärte er mir. Es war zwar schwer für mich zu verstehen, was in Stevens Kopf vorging, dennoch glaubt ich fest daran, dass er es schaffen könnte, Freunde zu finden. Es ist zwar nicht heilbar, aber man er kann sich soziale Fähigkeiten antrainieren.

"Du weißt doch wohl selber, wie nervig ich sein kann. Das liegt daran, dass ich die Signale, die mir andere Menschen geben, einfach nicht erkenne. Zudem gibt es in meiner Vergangenheit ein paar Dinge, welche ich dir nicht einfach so erzählen kann. Am besten wir machen das, wenn wir unsere Ruhe haben, ja?", deutete er an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob die Dinge, die in dem Brief standen, nur die Spitze des Eisbergs waren.

"Ist in Ordnung. Erzähl mir diese Dinge, wenn du dich dafür bereit fühlst", ließ ich ihn die Sache langsam angehen, denn alleine schon der Gedanke an seine Vergangenheit, ließ ihn einen kalten Schauder über den Rücken laufen zu lassen.

Was er wohl alles durchgemacht hat?

Ich beschloss, die Stimmung ein wenig aufzulockern, schließlich wollte ich ihn doch lächeln sehen.

"Steven, seit wann bist du eigentlich in mich verknallt? Oder besser gesagt, wie lange fülhst du dich schon zu mir hingezogen?", fragte ich nach, da es mich echt interessierte.

"Mhhh...so richtig verknallt habe ich mich, denke ich mal, als ich dich nach all den Jahren wieder gesehen habe. Meine Gefühle haben mich damals völlig überrumpelt, aber ich wollte dir nicht so schnell verzeihen", erklärte er mir. Also hatte er schon bei unserer ersten Konfrontation so für mich empfunden?

"Und du? Seit wann bist du in mich verliebt?", stellte er mir dann auch die Frage. Ich dachte kurz nach: 'So richtig angefangen mit dem Herzklopfen, hatte es, nachdem ich mit Steven über diese Brief-Sache gesprochen hatte. So richtig gefunkt hatte es bei mir dann auf der Klassenfahrt.'

"Na, in dem Moment als ich dich das erste mal nach acht Jahren wieder zum Lächeln gebracht hatte", beichtete ich ihm.

"Wow, das ist wirklich ... süß", wurde er nun verlegen. Wenn er mich mit diesem niedlichen Welpen-Blick ansah, könnte ich ihn gleich wieder küssen. Etwas unsicher, griff Steven nach meiner Hand und hielt sie fest. Gerne würde ich mit ihm Händchen halten, aber ich hatte zu große Angst weshalb ich meine Hand zunächst von seiner wegzog.

Smells like Summer RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt