Veränderung

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"Er ist richtig ausgerastet. Hat die Krücken durch die Luft geschmissen und sich heulend auf den Stuhl geschmissen." Ich lief mit Marcel und Liam noch am Phönix See herum. Marcel erzählte mir alles was nach dem Arztbesucht passiert ist. Eigentlich wollte ich gleich mit Ann und Cathy nach Hause aber Marcel hat es uns abgeraten. Ann ist jetzt erst einmal bei Cathy und Mats mit Emilia. Vielleicht bleibt sie auch gleich über die Nacht bei ihnen. Ich will nicht, dass Marco sich wegen Kindergeschrei oder sonstiges aufregt und sich noch mehr in rasche bringt. "Ich habe ihn noch nie so gesehen. Wir kennen uns schon so lange aber du hättest ihn mal sehen sollen." Ich nickte nur und schob den Kinderwagen mit zittrigen Händen weiter vor mir her. "Lea, du kannst gerne mit Liam zu mir und Sylvi kommen. Das ist kein Ding. Vielleicht solltet ihr erst einmal Abstand zu ihm halten. Ich weiß nicht wozu er fähig ist wenn er so aufgebracht ist." ich schüttelte den Kopf. "Danke dir wirklich. Aber vielleicht braucht er auch seine Familie um sich. Außerdem würde er mir und Liam nie etwas antun." Eigentlich kann ich mir es nicht vorstellen was er braucht da ich ihn noch nie so erlebt habe. Mir gegenüber was er auch noch nie so kalt und gefühllos gewesen. Vielleicht verändert man sich durch solche Geschehnisse. "Ok, aber wenn irgendwas ist ruf mich an. Ich bin immer für euch da." Ich legte ihm meinen Arm um "Danke" Marcels Lächeln wurde herzlicher und er umarmte mich. Wir standen eine Weile Arm in Arm da. Eine Träne lief mir die Wange herunter. Marcel nahm meine Wange und wischte sie weg. "Nicht weinen. Ich hasse es wenn du das tust." ich nickte. "Ja ich weiß. Aber das wird mir langsam alles zu viel." Marcel nahm den Kinderwagen in die eine Hand und meine Hand in die andere und zog mich zu einer Bank. Er reichte mir ein Taschentusch was ich sofort nahm und schnäuzte. "Weißt du. Es ist nicht einfach wenn man weiß, dass  da draußen einer ist der dir oder deiner Familie schaden will. Dann ist mein Mann total neben der Spur da er seinen Traum nicht erfüllen kann wegen so einer beschissenen Verletzung." Marcel zog mich zu ihm und küsste meine Haare. "Ich weiß. Es muss extrem schwer sein." ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Wusstest du, dass Gregor wieder draußen ist." Marcel atmete laut aus. "Ja. Marco hat es mir erzählt. Woher weißt du es? Marco war doch der Überzeugung dir nichts zu sagen." "Meine Eltern haben sich letztens im Flur unterhalten." Marcel legte sein Kinn auf meinen Kopf und lächelte. "Es war klar, dass du es irgendwann mal heraus bekommst und ich find es auch gut so." ich nickte. "Ich fand es schrecklich das es wirklich jeder wusste außer mir." "Kann ich mir gut vorstellen."

Marcel fuhr mich noch nach Hause und wollte sogar mich mit nach oben begleiten doch ich lehnte ab. Wir umarmten uns noch sehr lange. Bei ihm fühlte ich mich zur Zeit geborgen und sicher was ich unbedingt brauchte. Ich schloss die Tür auf und beruhigt Liam auf meinem Arm. Ich hatte ihn geweckt als ich ihn aus dem Sitz nahm. "Ja ist ja schon gut mein kleiner." Ich zog meine Schuhe aus und schmiss sie zur Seite. Auch meine Jacke ließ ich erst einmal auf den Boden fallen und ging in das Kinderzimmer. Ich windelte Liam schnell, gab ihm was zu essen und ging noch einmal schnell ins Wohnzimmer da dort der Fernseher lief und ich eigentlich Marco vermutete doch keiner war im Zimmer. Nur mehrere Bierflaschen auf den Tisch und Chipstüten verteilt auf den Boden. Ich verdrehte genervt die Augen und ging ins Kinderzimmer. "Ihr seid schon da?" ich drehte mich vor der Tür noch einmal um und sah Marco der sein eingegipstes Bein auf seine Krücke stützte und an dem Türrahmen lehnte. "Ja, schon eine Weile. Hast du uns nicht gehört?" Er schüttelte seinen Kopf. Wir standen lange so da ohne etwas zu sagen. Ich wurde auch immer nervöser da ich nicht wusste was er dachte. "Ich schaff ihn schnell ins Bett." er nickte nur und sah mir hinter her als ich das Kinderzimmer betrat. Ich gab Liam noch eine Kuss und legte ihn in sein Bett. Normalerweise ließ es sich Marco nicht nehmen sein Kind mit ins Bett zu bringen. Doch heute war es anders. Vielleicht bilde ich mir was ein und es lag nur an den Krücken mit denen er nicht immer rum laufen möchte. Ich ging langsam aus dem Zimmer, sah noch einmal hinter mich und schloss die Tür. Ein Blick in die Küche, wo Marco noch vor paar Sekunden stand sagte mir, dass er wieder im Wohnzimmer ist. Ich ging hinein und kochte mir einen Tee. Eigentlich war ich schon extrem müde. Die Nacht vorher habe ich nicht wirklich geschlafen und auch der heutige Tag war nicht sehr entspannend. Klar, die frische Luft tat gut doch in meinem Kopf überschlugen sie meine Gedanken und ich konnte es nicht genießen. Ich gähnte und lief ins Wohnzimmer. Marco hatte sich auf unserer Couch langgelegt. Seine Krücken lagen quer auf den Boden. Ich lief um die Couch und bemerkte seinen Blick auf mir. Schnell setzte ich mich neben ihn und sah zum Fernseher. Es war eine Stille zwischen uns die ich noch nie erlebt habe. Ich wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. "Was habt ihr heute alles gemacht?" ich sah ihn an. Er lächelte aber es war kein ehrliches lächeln. "Ich war heute Vormittag mit Ann und Cathy in der Stadt. Habe nette Fans von dir getroffen die dir alle die Daumen drücken und..." ich verstummte. Er sah wieder auf den Fernseher. Sein Gesichtszüge wurden härter und seine Wangenknochen arbeiten auf hochtouren. "...und ich war dann noch etwas mit Marcel unterwegs." er nickte, sah mich an und versuchte zu lächeln. Ich stellte meine Tasse auf den Tisch ab, setzte mich weiter zu ihm und sah ihn an. "Lass uns reden." Marco stellte den Fernseher auf lautlos verschränkte die Arme und atmete laut aus. Als er nichts sagte versuchte ich mein Glück. "ich weiß, es ist gerade sehr schwierig aber wir schaffen das zusammen. Du kannst immer zu mir kommen wenn du reden oder dich ausheulen möchtest. Nicht nur ich biete dir die Hilfe an. Auch Marcel und die gesamte Mannschaft steht hinter dir." er sah immer noch auf den Fernseher und ich merkte das er sein Körper immer mehr angespannte. Ich legte meine Hand auf seinen Arm und streichelte drüber. "Marco? Rede bitte. Vielleicht hilft dir das?" er sah mich an. Sein Blick konnte ich nicht deuten. War es Langeweile, Zorn oder Trauer? Auf jeden Fall nicht glücklich oder gut gelaunt so wie er immer war. "Ich weiß das alle mein bestes wollen. Aber ich will es nicht." ich sah ihn fragend an. "Es nervt mich die ganze Zeit von allen zu hören 'Es tut uns leid. Es sah ja schrecklich aus' bla bla bla." "Sie versuchen dir irgendwie zu helfen. Wenn du ihnen nicht entgegen kommst und sagst wie es in dir aussieht dann wissen sie auch nicht was sie sagen sollen." er ging sich durch die Haare. "Ich will keine Hilfe. Ich will nur alleine sein. Erst einmal checken das es aus ist dieses Jahr." ich lehnte mich auf der Couch zurück. "Dann sag das einfach das nächste Mal." er nickte etwas genervt und machte den Ton vom Fernseher wieder an. Schnell nahm ich die Fernbedienung und schaltete ihn wieder aus. "Wir sind noch nicht fertig." er legte seinen Kopf auf die Rückenlehne. "Sag mir wenigstens was in dir los ist damit ich dir irgendwie helfen oder dich besser verstehen kann." er lehnte sich nach vorn, öffnete sich eine weitere Bierflasche und nahm einen großen Schluck. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und mein Blick ging über den Tisch. Schon 5 Flaschen konnte ich auf dem Tisch sehen. Er sah meinen Blick "Hast du auch was dagegen?" ich sah wieder zu ihm. "In Ordnung finde ich es nicht aber ich kann dich nicht zwingen dies nicht zu tun." Ich trank meinen letzten Schluck aus meiner Tasse aus und stand auf. Mich verletzte es, dass er die Nähe zu mir nicht sucht so wie immer. Ich weiß es ist schwierig doch ich brauchte es. Dringend. Kurz bevor ich aus dem Wohnzimmer ging nahm er noch einmal meinen Arm. "Lea." er sah kurz zum Fernseher und dann wieder zu mir. "Ich bin froh, dass du an meiner Seite bist. Wenn du und Liam nicht in meinem Leben wärt...ich weiß nicht wie ich heute sonst reagiert hätte." ich lächelte, beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. "Ich liebe euch." "Wir dich auch."

Frustration, Ehrgeiz, Rückhalt [Marco Reus FF] -Band 2-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt