58. Kapitel

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In ein paar Tagen war der Monat zu Ende und wir konnten offiziell einziehen.
Schon jetzt überlegten wir, was wir mitnehmen wollten.
Auf beiden Fall kam mein Hilfssystem "Emma" mit ins neue Haus. Mein Vater hatte schon die Leute kontaktiert, die sie eingebaut hatten und sie würden Anfang nächsten Monats kommen.
Auf meinem Vermieter musste ich kündigen, was mir schwer fiel, da ich zu ihm und zu allen anderen im Haus immer ein sehr gutes Verhältnis hatte.
Er freute sich aber auch für mich, dass ich mit meinem Freund zusammenzog und wünschte mir alles Gute.

Am letzten Tag stand ich in meiner mittlerweile ziemlich leeren Wohnung und ging mit leichter Wehmut durch die Räume. Meine Fingerspitzen fuhren die Wände entlang und ich stellte mir alles bildlich vor.
In meinem Kopf sah die Wohnung leerer und trostloser aus, als sie wahrscheinlich war.
Die meisten Sachen hatte ich verkauft, einige Sachen übernahm der Nachmieter. Nur wenige Sachen nahm ich mit ins neue Haus.
Chanyeol war schon immer etwas besser ausgestattet und hatte qualitativ bessere Sachen, deshalb entschieden wir uns meistens für seine Sachen.
Ein paar Sachen hatten wir auch zusammen neu gekauft.

Es klingelte und das Klingeln riss mich auch aus meinen Gedanken.
Ich hob meinen Kopf und machte mich auf den Weg zur Haustür.
Dann hörte ich auch den Schlüssel im Schloss. Ich wusste, dass ich direkt vor der Haustür stand. Und Chanyeol war da.
"Hallo, Baekie", begrüßte er mich freudig mit leiser Stimme, bevor er mich in seine Arme schloss und mich küsste. Fest schlang ich meine Arme um seinen Körper und presste mich an ihn. Leidenschaftlich erwiderte ich den Kuss und schloss meine Augen.
Es würde der letzte Kuss sein in dieser Wohnung, in der wir uns schon unzählige Male geküsst hatten und andere Sachen getrieben hatten. Dieser Gedanke hinterließ ein seltsames Gefühl in mir.

"Können wir?", fragte Chanyeol, als wir uns voneinander gelöst hatten und ich nickte schwer seufzend.
"Für mich war es auch nicht leicht, mich von meinen vertrauten 4 Wänden zu verabschieden", gestand er und legte einen Arm um meine Schulter. Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich lehnte ihn gegen Chanyeol.
"Es ist schon komisch, wie schwer es einem fallen kann, sich von einer Wohnung zu trennen, oder?", murmelte ich in Gedanken versunken.
"Hm", machte Chanyeol. "Du hast hier jahrelang gelebt und hier auch so viel erlebt, da ist es eigentlich nur natürlich. Du bist hier eingezogen, nachdem zu deinen Job damals angefangen hast. Es war dein erster Rückzugsort, dein eigenes Reich, wo du alles so einrichten konntest, wie du willst. Du musstest keinen fragen, ob ihm die Tapete oder das Sofa gefällt. Und es war auch unser gemeinsamer Ort um unsere Beziehung zu zeigen und auszuleben. Nachdem wir unsere Beziehung öffentlich gemacht hatten, hatten wir beide Hausverbot beim jeweils anderen. In der Öffentlichkeit bekamen wir hasserfüllte oder angeekelte Blicke und nur in deiner Wohnung konnten wir kuscheln, uns küssen und unsere Beziehung ausleben."
Während er redete, sah ich uns. Wie wir uns lachend durch die Räume jagten um am Ende außer Atem auf der Couch zu liegen. Eng aneinandergekuschelt, wie wir uns küssten, wie wir dabei leidenschaftlicher wurden und Chanyeol mich liebevoll hochhob um mich ins Schlafzimmer zu tragen. Meine Erinnerungen lebten auf und wurden vor mir abgespielt.
Chanyeol fuhr fort: "Du gingst auch morgens von hier los zur Arbeit oder um mich in der Uni zu besuchen oder um mich abzuholen." Er machte eine Pause, bevor er mit belegter Stimme weiter redete. "Hier haben wir uns gestritten und wieder vertragen. Und von hier gingst du eines Tages los, um mich zu treffen. Und kurz vor dem Treffen hattest du einen folgenschweren Unfall. Dein Leben hat sich komplett verändert und du musstest deine Umgebung neu entdecken und es fing unter anderem hier an."
Leicht nickte ich. Die ersten Tage waren wirklich schlimm gewesen. Aber mit der Zeit hatte ich alles gut gemeistert, wie ich fand.

Nach etwa einer halben Stunde schloss ich die Wohnungstür ab.
Von meinen Nachbarn, die hauptsächlich alte Renter waren, hatte ich mich schon verabschiedet. Zum Abschied hatte ich jedem sogar einen selbstgebackenen Muffin geschenkt, welche ich mit meiner Mutter gebacken hatte. Auch von ihnen bedauerten es alle, dass ich auszog. Manchmal fragte ich mich, ob sie es auch wirklich so meinten.

𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt