Kapitel 20

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"Ja klar, ist da ein Problem mit?", fragte Lockwood und sah mich mit einem Blick an, der zur gleichen Zeit fragend, vorwurfsvoll und besorgt war.
"Alles gut.", sagte ich und drehte mich weg. Nichts war gut und ich wusste nichtmal warum. Irgendetwas daran verpasste mir einen Stich. Eigentlich hatte ich kein Problem mehr mit Holly, aber niemand hatte das mit mir abgesprochen. Seit wann hatte sie einen? Seit wann konnte sie ein und aus gehen, wann immer sie wollte, in mein Haus gehen, in unser Haus gehen? Andererseits war sie eben ein Teil von uns. Sie gehörte dazu. Und das war es was weh tat.
Ich hätte mich am liebsten geohrfeigt. Wie kam ich bitte da drauf? Was für ein Mist! Natürlich hatte Holly einen Schlüssel. Selbstverständlich hatte sie einen. Das war völlig in Ordnung. Und trotzdem fühlte es sich komisch an...
"Hallo, Lucy. Bist du noch da?"
Kipps sah mir direkt ins Gesicht.
"Ja klar, was gibt's?", fuhr ich hoch und bemerkte, dass ich wie eine Schaufensterpuppe ins Leere gestarrt hatte.
"Ich glaub wir können.", sagte George und klopfte mir auf die Schultern, "Wenn wirklich 'alles gut' ist."
Ich nickte nur und spürte die Wärme in meinem Gesicht aufsteigen.
Wir gingen durch das alte, schön verzierte Tor im hohen Eisenzaun, der unser Haus vom Gehweg abgrenzte. Das Scharnier quietschte ein wenig, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog. Aus Nachmittag war inzwischen früher Abend geworden und der Himmel begann sich rot-orange zu färben, über den Dächern der Portland Road.
Wir gingen stumm die Straße runter und wichen den Blicken der anderen aus. Als wir an George's Lieblings-Donut-Laden vorbeikamen, roch es nach Kaffee, Schokolade und Fritteuse. Keine besonders übliche Mischung, zugegeben, aber es roch wie es hier eben immer roch. Gemütlich. Nach Zuhause.
Ich hing meinen Gedanken hinterher, als Lockwood mir einen Arm um die Schulter legte: "Ich seh doch, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist."
Ich schüttelte meine Schulter ein wenig und er zog seine Hand zurück.
"Tut mir leid, war nicht böse gemeint.", sagte er beschwichtigend.
"Nicht böse... Toll! Ich bin doch kein Kleinkind.", blaffte ich in seine Richtung und bereute es sofort.
"Tut mir leid...", schob ich hinterher.
Er sah mich nur an, offenbar nicht sicher, wie er reagieren sollte.
"Schon gut.", murmelte er und machte ein paar schnellere Schritte, die seinen Mantel ein wenig wehen ließen. Das hatte ich nicht gewollt.

Lockwood & Co. - Das kreischende BildWo Geschichten leben. Entdecke jetzt