Remus warf die Haustür hinter sich zu. Dabei hatte er Lucas nur zeigen wollen, wie schön es aussah, wenn die Schneeflocken um sie herum zu leuchten anfingen. Lyall hatte das offensichtlich nicht so schön gefunden und war sauer auf Remus geworden. Nachdem er ihn eingesammelt und zurück nach Hause gebracht hatte, hatte er ihn ganz schön zur Schnecke gemacht.
Er wisse ja wohl, dass er niemals Magie vor einem Muggel einsetzen dürfe und er sei ja wohl mittlerweile alt genug, vorsichtig zu sein, auch wenn er die Magie noch nicht richtig kontrollieren konnte. Denn Remus war ein Zauberer und in dreieinhalb Jahren würde er endlich nach Hogwarts gehen, die beste Schule für Hexerei und Zauberei. Darauf freute er sich schon riesig, denn endlich richtig zaubern zu können, war sicherlich genial.
Manchmal stellte er sich vor, wie er für Lucas und sich einfach einen riesigen Süßigkeitenberg herbeizaubern könnte oder dafür sorgen würde, dass es an Weihnachten schneite, denn in dem kleinen Küstenstädtchen, in dem Remus und Lyall wohnten, gab es fast nie Schnee. Heute war eine Ausnahme gewesen und die fluoreszierend leuchtenden Schneeflocken hatten auch wirklich schön ausgesehen!
Natürlich wusste Remus, dass keine der beiden Vorstellungen Realität werden würde, denn natürlich war ihm klar, dass er die Magie vor den Muggeln geheim halten musste, auch vor seinem besten Freund Lucas, den er auf jeden Fall furchtbar vermissen würde, wenn er erst mal in Hogwarts war und den er am liebsten mitnehmen würde. Noch hatte Remus die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass Lucas vielleicht doch magische Fähigkeiten entwickeln würde, denn schließlich gab es ja viele Zauberer aus Muggelfamilien! Bisher gab es aber leider nicht das geringste Anzeichen dafür, dass das bei Lucas der Fall war.
Was allerdings die Schneeflocken betraf, woher sollte Remus denn so genau wissen, dass die eigentlich nicht leuchten sollten? Er hatte zwar geahnt, dass da irgendwas nicht stimmte, aber er hatte kaum jemals Schnee gesehen und den einzigartigen Anblick von leuchtendem Schnee hatte er seinem besten Freund wirklich nicht vorenthalten können, egal ob es nun von ihm selbst verursacht war oder nicht.
Eigentlich war es auch schon viel zu spät im Jahr, um noch zu schneien, schließlich war es schon Mitte März. Leider war von all dem auch nichts liegen geblieben, es rauschte nun ein eher milder, aber starker Wind durch die Bäume des nahegelegenen Wäldchens. Das Geräusch vermischte sich mit dem Rauschen des Meeres, das nur einige hundert Meter von Lyalls und Remus' Zuhause entfernt war.
Ihr kleines Häuschen stand ein wenig außerhalb des Örtchens, in dem sie lebten. Remus mochte es hier sehr gerne, er konnte stundenlang draußen unterwegs sein und zusammen mit Lucas die Umgebung erkunden oder sie verbrachten Stunden damit, sich Geschichten von Abenteurern und manchmal auch Zauberern auszudenken. Alles was Remus dazu beitrug, entsprang, wie er behauptete, natürlich allein seiner Fantasie.
Remus trat ein paar Schritte von der Haustür weg und atmete die erfrischende Abendluft ein. Am Himmel stand leuchtend der Vollmond und Remus dachte, dass das wunderschön war und eigentlich ein guter Abend für ein Abenteuer mit Lucas. Aber der war natürlich längst zu Hause beim Abendessen.
Eigentlich hatte Lyall ja Recht gehabt, sauer zu sein. Remus hatte alles über die Auseinandersetzungen und Probleme zwischen Zauberern und Muggeln gelesen und warum die Zauberer in den Untergrund gegangen waren und es lag nun wirklich nicht an ihm, seine Welt zu offenbaren, obwohl er Lucas für absolut vertrauenswürdig hielt. Aber er wollte ja auch nicht, dass jemand kommen und Lucas' Gedächtnis verändern musste und wenn jeder Zauberer allen seinen Freunden davon erzählen würde, wer er war, wäre es ja schließlich kein Geheimnis mehr.
Remus wollte gerade wieder zurück ins Haus gehen, um Lyall zu sagen, dass er Recht gehabt hatte, als er ein merkwürdiges Geräusch hörte. Ganz langsam drehte er sich um und ließ seinen Blick über die Bäume des Wäldchens wandern. Zwischen ihnen lagen tiefe Schatten und Remus konnte nichts erkennen als Schwärze. Er glaubte fast, sich das Geräusch eingebildet zu haben, als er doch eine Bewegung wahrnahm und wenige Augenblicke später blickten seine grünen Augen in große gelbe.
Remus hatte nicht mal Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen, als die Augen ihn plötzlich ansprangen und sich aus dem Dunkeln des Waldes ein riesiges Monster offenbarte. Ein riesiger Wolf, lange Gliedmaßen, spitze Klauen und gefletschte Zähne, die sich tief in Remus Schulter bohrten. Er schrie während der Schmerz durch seinen Körper schoss, für einen kurzen Moment dachte Remus, der Wolf hätte ihn losgelassen, aber nur um erneut zuzubeißen. Er spürte, wie sich Krallen in seinen Arm bohrten und glaubte nicht, das noch lange aushalten zu können. Mit einem Mal wurde der Wolf von ihm weggeschleudert. Remus dachte, Lyall wäre ihm zu Hilfe gekommen, aber da war niemand, nur Remus' eigene Magie, die plötzlich aus ihm herausgebrochen war. Als Lyall, der die Schreie gehört hatte, aus dem Haus gestürzt kam, hatte Remus schon das Bewusstsein verloren.
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Die Rumtreiber in Hogwarts - Das erste Jahr
FanfictionEine Geschichte in Buchlänge über das erste Jahr der Rumtreiber in Hogwarts. Die meisten Kapitel sind aus Remus' Sicht geschrieben und einige von James erzählt. Als Remus Lupin erfährt, dass er nach Hogwarts gehen darf (die beste Schule für Hexerei...