Kapitel 2 - Vivian

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Vivians PoV:
Meine Hündin Lucie hatte mich geweckt. Ich warf einen Blick auf den Digitalwecker neben meinem Bett. Es war 5:42 Uhr. Lucie wollte wohl raus ihr Geschäft erledigen. Verwundert schwang ich die Beine aus dem Bett, denn eigentlich war die Morgenrunde diese Woche Karos Aufgabe. Während ich in meine Hausschuhe schlüpfte, tätschelte ich Lucies Hals, um ihr zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. Dann ging ich zügig in das Zimmer meiner älteren Schwester. Vielleicht hatte sie ja einfach nur verschlafen! Doch das tat sie nicht.
Lucie kratzte bereits ungeduldig an der Haustür. Deshalb beschloss ich nun einfach selber mit ihr hinauszugehen. Auf meinem Weg durch die Wohnung ins Bad warf ich erwartungsvoll in jedes Zimmer einen Blick. Doch ich wusste die Chance, dass ich sie hier irgendwo fand, war sehr gering. Zumal sie nicht auf meine Rufe reagierte.
Im Bad kämmte ich mir erst einmal provisorisch die Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz und wusch mir das Gesicht, damit ich nachher nicht mehr ganz so verschlafen aussah. Anschließend ging in mein Zimmer, um mir was anderes, als meinen Schlafanzug anzuziehen.
Besorgt und inständig hoffend nahm ich mein Handy vom Ladekabel, um zu überprüfen, ob Karo mir vielleicht eine Nachricht hinterlassen hatte. Doch ich fand genauso wenig am Telefon eine Nachricht vor wie eine auf Papier.
Mittlerweile war ich nicht mehr besorgt, ich war in großer Sorge, denn das war mehr als nur untypisch für sie. In all den drei Jahren die sie nun bereits bei ihr lebte, war Karo noch nie einfach so verschwunden.
Kurzerhand entschied ich sie anzurufen, sobald ich Lucie auf dem Auslaufplatz freigelassen hatte. Deshalb schnappte ich mir Lucies Halsband von der Kommode im Flur, schnallte es ihr um und befestigte die Leine daran.

Der Hunde-Auslaufplatz lag zum Glück direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, weshalb wir schon in weniger als fünf Minuten dort waren. Dort konnte ich Lucie freilaufen und schnüffeln lassen, sodass ich in Ruhe probieren konnte Karo zu erreichen. Während Lucie auf der Wiese rum lief und schnüffelte, um zu gucken wer denn alles zuletzt so da war, rief ich meine Schwestern an, da ich mir langsam echt Sorgen um sie machte.
Sie ist momentan so ziemlich der einzige Mensch in meinem Leben auf den ich mich immer verlassen konnte seit ich auf das Gymnasium ging und unser Eltern kann ich nicht wirklich, da ich diese seit ich drei war nicht mehr gesehen hatte..Ich wusste bis heute nicht was der Grund dafür war und Karo wollte es mir nicht verraten. Sie war der Meinung, dass ich noch nicht alt genug wäre das alles zu verstehen und dass es mich sowieso nur überfordern würde.
Das Einzige was ich über das Verbrechen meiner Eltern wusste war, dass es etwas mit mir zu tun hatte und das Karo seit der Verurteilung unserer Eltern keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte. Das war leider alles. Ich hatte mir aber schon mit fünf Jahren fest in den Kopf gesetzt, herauszufinden was meine Eltern getan hatten, es sei denn Karo verriet es mir vorzeitig.
Ich nahm mein Handy aus der Tasche meines Pullovers und wählte erneut Karos Nummer. Doch wieder sprang nur die Mailbox an. Diesmal sprach ich ihr drauf: „Hey Karo, ich bin's. Deine Schwester, die sich bereits große Sorgen macht und sich fragt, wo du bist und wann du wiederkommst. Ich vermisse dich und Lucie auch." Außerdem bat ich sie auch noch mich bald zurückzurufen.
Anschließend steckte ich mein Handy zurück in die Tasche, nahm es aber drei Sekunde später wieder raus, um nachzuschauen wie spät es war. Die Uhr verriet mir, dass ich nun schon eine Viertelstunde mit Lucie draußen war, was für die Morgenrunde genug war. Ich sammelte den Haufen von Lucie ein, den sie gemacht hatte, warf ihn in den Mülleimer, nahm sie wieder an die Leine und ging mir ihr zurück nach Hause.

The Girl in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt