KAPITEL ACHT

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DER OKTOBER KAM, mit noch mehr Regen, mit noch kälteren Temperaturen und auch dem Erfolg der Herbstausgabe des Magazins. Jeongguk hatte selten so viel Lob eingefahren, wie für diese Fotos und selbst Donwook hatte angemerkt, dass die Ausgabe bereits eine höhere Auflage hatte, als je eine andere Ausgabe von ihnen zuvor. Es lag wohl an dem Cover, denn obwohl sie eigentlich bereits eins gehabt hatten, hatten sie es kurz vor dem Gang in die Druckerei noch umgeändert—in eines der Fotos von Hoseok. Und dies stellte sich als Verkaufsschlager heraus, was Sunhwa und Donwook in absolute Euphorie versetzt hatte. Und auch Jeongguk hatte sich gefreut—nicht nur, weil er das Magazin selber über seinem Schreibtisch eingerahmt aufgehängt hatte, sondern auch weil er einen Bonus ausgezahlt bekommen hatte—und nun der stolze Besitzer eines eigenen Kleiderschrankes war. 

Hoseok hatte ihn damit aufgezogen, dass nun der ewige Kleiderstapel in seiner Wohnung kleiner geworden war. Hoseok—die Sache mit Hoseok. Alleine bei dem Gedanken an ihn machte sich ein warmes Gefühl in Jeongguk breit, was sich von seinem Bauch aus, über seine ganzen Gliedmaßen erstreckte und ihm ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Das zwischen ihnen hatte keinen Namen—aber dennoch ließ es Jeongguk gut fühlen. 

Er verstand nicht, wie Hoseok so geduldig mit ihm sein konnte. Wie er seine Art kommentarlos hinnahm und ihn höchstens mal liebevoll damit aufzog, anstatt sich darüber zu beschweren oder es gar persönlich zu nehmen. Jeongguk fühlte sich so gut—so gut, wie schon lange nicht mehr. Er war endlich nicht mehr alleine und auch wenn ihn das vorher nie bewusst gestört hatte, so brauchte er es nun umso mehr—so brauchte er Hoseok nun umso mehr. Er wollte ihn keine Sekunde lang mehr missen. Doch genau das beunruhigte ihn auch. Denn sein Misstrauen gegenüber Hoseok war verschwunden—er glaubte ihm, auch wenn es immer noch unverständlich für Jeongguk war. Dennoch konnte er sich nicht vollends dem hingeben, denn zu groß war immer noch seine Angst, dass er eines Tages alleine dastehen würde—mit einem gebrochenen Herzen und ohne Hoseok. 

Jeongguk wollte diese Gedanken nicht haben, aber sie schlichen sich immer wieder in seinen Kopf. Wenn er in seinen Vorlesungen saß, wenn er mit der Bahn unterwegs war oder wenn er auf der Arbeit am Schreibtisch saß oder in der Küche stand—seine Gedanken schweiften immer zu Hoseok ab und auch wenn er ihn ein unglaublich warmes Gefühl empfinden ließ, so wurde Jeongguk die Ängste diesbezüglich nicht los. 

Aber Hoseok gab sich Mühe—und auch Jeongguk gab sein bestes. Er schaffte es immer noch nicht, Hoseoks Blick zu erwidern und dabei keine Hitze auf seinen Wangen zu verspüren. Hoseok machte ihn immer noch nervös, aber es wurde besser. Ganz langsam. Und Hoseok gab ihm die Zeit. Jedes Mal wenn sein Handy mit einer Nachricht aufblinkte, freute er sich darüber, denn es war eigentlich immer Hoseok. Hoseok, der ihn täglich mit Schnappschüssen von Toto versorgte. Der ihm schrieb was er so trieb, bei welchen Shootings er unterwegs war, und was gerade in seiner Lieblingsserie passierte. Hoseok, der ihm Outfitbilder schickte, aber Jeongguk fühlte sich nie in der Lage ihm eine vernünftige Meinung geben zu können—denn Hoseok sah in allem umwerfend aus. 

Jeongguk konnte ihm nicht so oft antworten wie er wollte. Im Verlag ging es jetzt in großen Schritten auf die Novemberausgabe zu und auch im Imbiss schob er weiterhin mehr Schichten, als normalerweise. Von seinen Aufgaben in der Uni wollte er erst gar nicht anfangen—er hinkte mit mehreren Abgaben hinterher. Doch sein letztes Fotoprojekt hatte bei einem seiner Professoren große Begeisterung ausgelöst und ihm sogar einen Platz in der Winterausstellung der Universität verschafft—Hoseok und Toto waren das Motiv dafür gewesen. Und auch wenn es Jeongguk noch nicht zugegeben hatte; durch Hoseok hatte er Gefallen daran gefunden, Menschen abzulichten. Eigentlich stimmte das nicht—er hatte nur bei Hoseok daran Gefallen gefunden, dennoch schien sein Stimmungswandel nicht nur bei einem seiner Professoren gut anzukommen und es hatte sich bisher auch noch keiner darüber beschwert, dass sein Model zuletzt immer gleich blieb. 

STARBOY | ʲᵘᶰᵍʰᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt