Kapitel 4 - Vivian

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Vivians PoV:
Ich schloss die Tür zur Wohnung auf. Ich hörte schon, wie Lucie angeeilt kam, um mich zu begrüßen. Ein dumpfes Klacken ertönte und ich öffnete die Tür. Schon bevor dich die Tür erst einen Spalt breit geöffnet hatte, hörte ich Lucie von drinnen freudig bellen.
„Ey Lucie, leise, ansonsten kriegen wir wieder Stress mit den Nachbarn!", wies ich sie forsch zurecht.

Sie hörte tatsächlich auf zu bellen, aber begann dafür zu winseln. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen und meinen Ranzen abgestellt hatte, konnte ich Lucie richtig begrüßen, indem ich sie einmal fett durch krauelte. Danach zog ich meine weißen Sneakers an und meine Gelbe Jacke aus.

Ein Blick an die Garderobe verriet mir, dass Karo noch nicht wiedergekommen war.
„Karo?", rief ich trotzdem einmal durch die ganze Wohnung.
Keine Antwort. Ich seufzte mal wieder schwer und ging in die Küche, um mir schnell Nudeln zum Mittag zu machen.

Ich wollte gerade wieder versuchen meine Schwester Karo anzurufen, als ich bemerkte, wie Lucie immer wieder nervös die Tür mit ihrer Schnauze anstupste und auch probierte sie zu öffnen – das gelang ihr nicht, da sie zum Glück nie gelernt hatte Türen zu öffnen. Ich schaltete rasch den Herd aus und ging zu ihr.
„Oh nein Lucie, ich hatte ja voll vergessen, dass deine Mittagsrunde schon längst überfällig ist!"
Die Nudeln mussten nun mal eben kurz warten, auch wenn ich enormen hunger hatte, doch Lucie und ihre Mittagsrunde hatten priorität. Ich zog mir hastig die Jacke und die Schuhe an, die ich ein paar Minuten zuvor erst ausgezogen hatte und nahm Lucie an die Leine. Ich rannte mit ihr schnell die zwei Stockwerke, bis ins Erdgeschoss. Dort riss ich die Tür nach draußen auf und ließ Lucie schnell ins nächste Gebüsch huschen.

Sie konnte einem echt Leidtun, da sie nun zwei Stunden später als sonst erst ihr Geschäft machen durfte.
Ich sammelte ihren Haufen ein und warf ihn in den Mülleimer, der nicht weit von uns entfernt stand.

Eigentlich müsste ich mit ihr jetzt auch noch eine große Runde spazieren gehen, aber mein Magen sehr laut, da ich in der Schule nichts gegessen hatte. Ich aß grundsätzlich nicht in der Schule, da das meiste dort so ekelig war, dass man es nur mit Mühe runter bekam und außerdem gab es gefühlt jeden zweiten Tag viel zu trockene, oder viel zu fettige Nudeln. Ich konnte mir auch nicht erklären, warum die Schulnudeln immer so fettig waren, obwohl Nudel egentlich in Wasser und nicht in Fett zubereitet werden. Generell habe ich mich schon des Öfteren gefragt, wie viel man an Nudeln eigentlich falsch machen konnte, denn selbst ich bekam Nudeln so hin, dass sie schmecken und das mochte was heißen, da ich mich sonst am Herd ziemlich ungeschickt anstellte.

Da ich also immensen Hunger hatte ging ich mit Lucie wieder nach oben in die Wohnung und nahm mir vor, am Abend mit ihr eine extra lange Runde zu laufen, als Ausgleich zu der keurzen und verspäteten Mittagsrunde.

Ich setzte das Nudelwasser erneut auf und überlegte, ob ich lieber Dosen-Bolognese, oder einfach Dosen-Tomatensoße nehmen sollte. Ich entschied mich für die Tomatensoße. Diese brauchte ich nur in einem Topf zu erhitzen, darum stellte ich sie mir erst zu Seite, um sie erst später warm zumachen.

Während das Nudelwasser noch erhitzte checkte ich die Nachrichten auf meinem Handy.

Es war nicht viel dabei, nur ein paar Spam Nachrichten aus dem Klassenchat und einige Mitteilungen von Instagram, dass wieder irgendwer, dem ich irgendwann mal gefolgt ein neues Bild gepostet hatte, aber leider keine einzige Nachricht von Karo.

Ich wollte sie nochmal anrufen, doch als ich auf Anrufen drücken wollte kam nur die Meldung: „Guthaben aufgebraucht. Anruf leider nicht möglich."
„Mist!", fluchte ich. „Warum funktionierten die Dinge nie, wenn man sie einmal bracht?!"
Lucie jaulte bestätigend. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie verstand, was ich sagte. Es konnte aber das wohl kaum der Fall sein, viel eher spürt sie in welcher Stimmung ich mich gerade befand und passt ihr Verhalten dementsprechend an.

Da ich mit meinem Handy nun nicht mehr telefonieren konnte, probierte ich Karo über das Festnetztelefon zu erreichen, aber Fehlanzeige. Ich nahm mir fest vor, dass wenn sie sich bis 22:00 Uhr nicht mehr bei mir meldet, dass ich dann zur Polizei gehen würde. Es kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn ein so zuverlässiger Mensch wie Karo einfach so verschwand, ohne Bescheid zu sagen, wo sie hin ging.

Das Wasser begann zu kochen und ich tat die Nudeln hinein und machte die Soße warm. Als die Nudeln mit der Soße endlichfertig waren, goss ich das heiße Wasser ab und deckte den Tisch. Danach stellte ich die Nudel und den Soßentopf auf den Tisch und füllte mir den Teller voll.
„Igitt", klagte ich, als ich den ersten Löffel Nudeln aß. Ich hatte in all dem Stress mit Karo und Lucie wohl das Salz vergessen. Ich stand auf und guckte im Küchenschrank nach Salz. Da war auch eine Packung Salz. Eine leere Packung.

Warum musste heute alles schief gehen? Ich aß widerwillig meinen Teller auf. Danach setzte ich mich aufs Sofa und schaute Fernsehen. Naja, eigentlich schaute ich gar nicht Fernsehen, sondern guckte auf meinem Handy bei ein paar Social Media Seiten vorbei, was es da so Neues gab und ließ den Fernseher nur im Hintergrund laufen.Am Abend ging ich dann, wie ich es Lucie mir fest vorgenommen hatte, eine riesige Runde mit Lucie. Wir gingen zwanzig Minuten zu Fuß zu der Riesigen Hundewiese in unserem Stadtteil und dort ließ ich sie oft irgendwelche Äste apportieren und wir übten ein paar Tricks.

Außerdem durfte sie noch viel allein rumrennen, mit anderen Hunden spielen und schnüffeln. Als dann die Sonne langsam unterging, machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Als ich die Wohnung betrat und an die Garderobe schaute machte mein Herz einen erleichterten Freudensprung. Karos rote Jacke hing dort. Ich leinte Lucie ab und lief gemeinsam mit ihr ins Wohnzimmer. Mir war egal, dass ich noch meine Schuhe anhatte, auch wenn das bestimmt Ärger geben würde.
„Ah da seid ihr ja", begrüßte mich Karo so, als wäre nichts gewesen. „Ich hatte mich schon gefragt, wo ihr um diese Uhrzeit hingegangen sein könntet."
„Das sagt gerade die Richtige, die einfach seid heute Morgen weg und nicht zu erreichen war.", erwiderte ich. „Mach das bloß nie wieder!", fügte ich beleidigt hinzu.
„Ach komm schon. Ist doch nichts passiert und jetzt bin ich ja auch wieder da."
Sie hatte gut reden, sie musste sich schließlich nicht den ganzen Tag darüber den Kopf zerbrechen, wo ich war.
„Ich will nur, dass du das nächste Mal vorher Bescheid sagst", meinte ich schmollend.
„Ich werde mich bemühen", sagte Karo belustigt. Ich boxte ihr spielerisch in die Seite.
„Ist schon gut. Wenn du magst, mache ich dir auch Pfannkuchen", bot sie an.
„Oh ja!", nahm ich das Angebot begeistert an.
„Aber nur wenn du jetzt auf der Stelle zurück zum Schuhregal gehst und deine Schuhe ausziehst."
Dies tat ich auch. Ich wollte schließlich keinen Pfannkuchen riskieren und wirklich sauer konnte ich auf sie nicht sein. Dafür war meine Erleichterten darüber, dass sie wieder da war, zu groß.


Nun ist Karo zum Glück wieder aufgetaucht, aber nun ist die Frage „Wo war Karo gewesen?".
Diese Frage wird sie Vivian vielleicht im nächsten Kapitel beantworten. Wer weiß? Wenn euch das Kapitel gefallen hat Votet doch gerne dafür, denn das zeigt mir, dass es euch gefallen hat. Wenns euch nicht so gefallen hat sollt ihr verständlicherweise nicht Voten, aber dann würde ich mich über einen kleinen Tipp freuen, was ich besser machen könnte.

The Girl in my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt