"Das kannst du mir nicht antun! Ich habe bis mitten in die Nacht gearbeitet. Ich hab was vor!"
Ich schrie das Smartphone in meinen Händen wütend an, obwohl es absolut nichts für diese Schnapsidee, die mir gerade vorgestellt wurde, konnte. Yoongi würde in einer Woche in die USA fahren und da versuchte ich natürlich so viel Zeit wie nur möglich mit ihm zu verbringen. Er glaubte noch, dass ich die Jungs zusammen mit Suji besuchen würde und ich hatte es noch nicht übers Herz gebracht ihm zu beichten, dass ich dafür wegen der Uni wirklich keine Zeit und erst Recht nicht das nötige Kleingeld aufbringen konnte. Dass er mir das Ticket spendierte, kam für mich überhaupt nicht in Frage. Ich besaß auch meinen Stolz. Ein Ticket über mehr als 1.000.000 Won ließ ich mir sicherlich nicht bezahlen. Nur über meine Leiche.
Das Flugticket oder der Trip in die USA war jedoch nicht der Grund für meine Wut.
Meine Mutter seufzte.
"Es ist nur eine kleine Stadtführung. Ich hab dir gesagt, dass Soras Sohn bald in Seoul studiert."
"Das heißt noch lange nicht, dass ich ihm eine Stadtführung geben muss. Hast du eine Ahnung wie groß Seoul ist? Seine Uni ist noch nicht einmal in der Nähe von meiner. Ich war noch nicht ein einziges Mal in diesem Stadtteil.", sagte ich aufgebracht. Nicht einmal Menschen, die ihr Leben lang in Seoul lebten, kannten sich wirklich in der Stadt aus. Und ich lebte auch erst seit sechs Jahren hier. In meinem ersten Semester in der Millionenmetropole war ich schon froh gewesen den Weg zum Supermarkt ohne Google Maps finden zu können.
"Sora ist verzweifelt. Eigentlich wollte sie dieses Wochenende zu Seojin fahren, aber jetzt muss sie arbeiten. Es geht doch nur darum, dass er sich ein wenig eingewöhnen kann."
Ich schnaubte.
"Als ich nach Seoul gezogen bin, hat sich auch niemand um mich gekümmert. Und ich bin bestens klargekommen." Das war eine glatte Lüge, aber das musste sie ja nicht wissen.
"Du hattest Sana.", bemerkte meine Mutter und die Erwähnung meiner besten Freundin versetzte mir einen Stich ins Herz. Danke dafür, Mom. Sie musste mir nun wirklich nicht unter die Nase reiben, dass sie immer noch nicht in unsere gemeinsame Wohnung zurückgekehrt war. Allerdings hatte ich meiner Mutter auch nichts von unserem Streit erzählt, also übersah ich das Thema einfach.
"Es geht ums Prinzip."
"Komm schon, Mihee. Ich hab es Sora schon versprochen.", sagte meine Mutter scharf. Den vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme konnte man nicht überhören. Warum fuhr sie mich jetzt so an? Ich konnte absolut nichts dafür, dass sie ihrer Freundin schon zugesagt hatte - ohne mich vorher zu fragen wohlgemerkt. Ich sah jedoch ein, dass eine Diskussion mit ihr zu rein gar nichts führen würde, außer, dass sie sauer auf mich sein und ich letzten Endes doch genau das tun würde, was sie von mir verlangte.
"Du bist echt unglaublich.", flüsterte ich und meine Mutter merkte, dass ich etwas nachgab.
"Das heißt du machst es?", fragte sie hoffnungsvoll und ich seufzte tief.
"Ja, ich mach's."
"Super! Sora sendet deine Telefonnummer an ihren Sohn weiter. Seojin meldet sich dann sicher im Laufe des Tages bei dir.", sagte sie noch bevor sie ohne Verabschiedung auflegte. Vielleicht befürchtete sie, dass ich mich noch einmal umentschied und absagte, was ich liebend gern getan hätte, meine grenzenlose Gutmütigkeit dann aber doch nicht zuließ.
Yoongi blickte nicht einmal von seinem Bildschirm auf, als ich mein Handy stöhnend wegsteckte.
"Meine Mutter bringt mich noch um.", murmelte ich und Yoongi lachte leise in sich hinein. Seine Augen waren amüsiert auf die Noten vor ihm gerichtet. Er arbeitete schon wieder Stunden an seinem neuen Album. Seit ich hier war, hatte er sich nur kurz eine Sekunde abgewandt um mich zu begrüßen. Dann hatte er sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt und war seitdem nicht mehr von seinem Stuhl aufgestanden. Und mich hatte es nicht gestört. Es war schön ihn bei seiner Arbeit zu beobachten. Er wirkte immer sehr konzentriert und seine Finger huschten so schnell über die Tastatur, dass ich dachte ihm müssten mindestens zwei zusätzliche Hände gewachsen sein.
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Seesaw (BTS Fan-Fiction)
FanfictionLESEN AUF EIGENE GEFAHR. Mihee ist hoffnungslos verloren. Erst hat ihr Vater ihre Familie verlassen und nun muss sie auch noch mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in ihr Heimatland zurückkehren. Nach Südkorea. Nichts ahnend stolpert sie ihn di...