Vorbereitung

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„Also.“, sagte Scorpius und holte tief Luft. „Wie ist es gelaufen?“ Albus sah unglücklich aus und Scorpius wusste sofort, dass es eine schlechte Nachricht war.
„Ich hab ihn nicht bekommen.“ , murmelte er und starrte auf seine Schuhe. Scorpius schluckte. Er hatte tief im Inneren gewusst, dass das passieren würde. Er hatte mit Albus zusammen Flugunterricht und er war nicht sehr gut darin. Das schreckliche daran war, dass von ihm, als Harry Potters Sohn, viel erwartet wurde. James war ein unglaublicher Flieger und war schon von Anfang an im Quidditch Team.
Auch Harry war ein toller Sucher gewesen, als er an der Schule gewesen war. Der jüngste im gesamten Jahrhundert war er gewesen, was Albus sehr bedrückte. Seine Mutter Ginny war ebenfalls eine professionelle Spielerin für die Holyhead Harpies, bevor sie ihre Kinder bekam. Doch Albus hatte diese Fähigkeit nicht geerbt. So sehr er auch versuchte so gut wie seine Eltern zu sein oder auf das Niveau von James aufzusteigen, er konnte es einfach nicht. Scorpius konnte verstehen, dass er es nicht sonderlich toll fand immer im Schatten seines großen Bruders zu stehen.
„Kümmer dich nicht darum, Al. Es gibt nur sieben Spieler im Team und es sind sehr talentierte Spieler in Gryffindor. Ich wette alle dachten, wenn du ins Team kommst, dann würden alle sagen es wäre nur wegen deinen Eltern und nicht wegen deinem Talent.“ Scorpius hatte gelogen, aber sein Freund musste einfach aufgemuntert werden.
„James ist so gut.“, sagte Albus bitter. „Er ist ein Treiber dieses Jahr, genauso sein bester Freund Mason und seine Freundin Gwen ist ein Sucher und...“
„Wen interessierts! Jeder weiß, dass James die Spiele abotieren möchte, wenn er nicht ins Team kommt und das heißt, dass Gryffindor einen großartigen Spieler weniger hat.“, sagte er fröhlich, als Albus aussah, als würden ihm die Tränen kommen. Dann sah er ungläubich aus und fragte die Frage, die Scorpius gehofft hatte, er würde sie vermeiden.
„Was ist mit dir?“, fragte er schließlich und hob den Kopf, um Scorpius in die Augen zu blicken. Dieser zuckte mit den Schultern und versuchte die Situation so gut wie möglich zu behandeln.
„Naja, weißt du...“, plapperte er los und suchte die richtigen Worte.
„Du bist im Team, nicht wahr?“, fragte Albus mit zittriger Stimme. Scorpius nickte kläglich.
„Ja, ich bin Sucher, aber hey. Lass uns über etwas anderes sprechen.“, sagte er und versuchte das Thema zu wechseln.
„Der Ball ist nächste Woche.“, sagte Albus wieder mit dem elenden Blick in den Augen. Scorpius hatte ganz vergessen, dass der Februar schon fast um war. Es war aber so, denn die Quddich Saison hatte sich auch verspätet.
„Glück gehabt mit einer Begleitung?“
„Nein, du?“
„Ich auch nicht.“ Weitere Stille. Sorpius war sich ziemlich sicher, dass Albus wusste wie viele Mädchen ihn fröhlich quietschend um Begleitung gefragt hatten. Diese Mädchen waren zu unreif für Scorpius. Ob es überhaupt jemanden gab, der für ihn bestimmt war?

Schließlich war der lang erwartete Tag des Balls gekommen. Es war ein Tag über den die Mädchen geträumt hatten, bis Professor Bobbin ihn angekündigt hatte und die Jungs hatten ihn gefürchtet. Wie jeden Samstag war heute kein Unterricht, doch im Unterschied zu den anderen wurde heute fleißig vorbereitet. Die Große Halle würde am Abend prunkvoll geschmückt sein, doch die Lehrer hetzten hektisch umher und das den ganzen Tag.
Währen der Weihnachtsferien hatte Rose ihren Eltern alles über den Weihnachtsball erklärt und wie er stattfinden würde, da hatten sie angefangen über ihren alten Ball, ebenfalls im vierten Jahr, zu erzählen. Sie fand es faszinierend zu hören, dass ihr Vater Tante Fleur gefragt hatte, die jedoch abgelehnt hatte und dass ihre Mutter die Begleitung des berühmten bulgarischen Viktor Krum gewesen war. Aber noch mehr liebte sie es, wie ihre Mutter ihr erzählt hatte, dass ihr Vater den ganzen Abend lang eifersüchtig war, aber sich nicht getraut hatte zuzugeben, dass er gehofft hatte ihre Mutter würde ihn fragen. Natürlich hatte Ron den Raum schon verlassen, sonst wäre er sauer geworden.
Zwei Stunden bevor der Ball anfing, beschloss Rose in die Bibliothek zu gehen und sich mit ein paar Büchern abzulenken, um dann weniger nervös zum Schlafsaal zu gehen. Sie war sich sicher, dass sie nicht zwei Stunden brauchen würde, also beschäftigte sie sich mit einem langweiligen Buch über Kobolde für Geschichte der Zauberei. Als sie dann durch den Gryffindor-Gemeinschaftsraum ging, sah sie dass es einen extremen Mangel an Mädchen gab. In der Tat waren keine hier. Gar keine. Nicht einmal die jüngeren Schülern, denen es nicht erlaubt war zum Ball zu gehen. Stattdessen waren es nur Jungen, die sich gelangweilt auf den Sesseln räkelten und den Blick durch den Raum schweißen ließen. Sie musterten sie misstrauisch, als sie durch den Gemeinschaftsraum lief, als hätten sie lange nicht mehr ein Mädchen gesehen. Vielleicht hatten sie... Rose bekam langsam Panik. Was wenn sie die Zeit falsch verstanden hatte und der Ball schon längst begonnen hatte?
Sie rannte die Wendeltreppe hoch und ihr Herz wummerte heftig in ihrer Brust. Als sie sich den Zimmern der Mädchen näherte, waren Schreie und gehetzte Rufe zu hören. Was ging hier vor sich? Ein junges Mädchen aus der ersten Klasse stürmte mit großen Augen aus einem Raum und Rose hielt sich an ihr fest. „Was ist los?“, fragte sie das Mädchen, das sich verzweifelt versuchte von ihr zu befreien.
„Brauchen - Holen - Ohrringe.“, keuchte sie
„Ohrringe?“
„Hmhm. Hilfe für meine Schwester. Alle ersten, zweiten und dritten müssen helfen. Und nicht nur sie. Alles muss perfekt sein. Brauchen Ohrringe.“
„Aber... Es ist doch nur ein Ball. Ich meine, dafür gibt es doch nicht so viel zu tun, oder?“ Das Mädchen hielt in ihrem Kampf gegen Rose Arme entsetzt Inne und starrte sie voller Unglaube an.
„Fräulein, du weißt, dass es nur zwei Stunden Vorbereitungszeit gibt?“ Rose verdrehte die Augen und ließ das Mädchen los. Sie beobachtete wie sie den Korridor entlang lief und immer wieder: „Ohrringe, Ohrringe, Ohrringe.“, murmelte. Die Rothaarige fühlte sich fehl am Platz, als sie zu ihrem Zimmer schritt und immer wieder Gesprächsfetzen aufnahm. Alle nahmen den Ball viel zu ernst. Naja, die Mädchen mindestens. Sie seufzte. Wenn es nur Menschen wie sie geben würde, die ihre Zeit ins Lernen für Prüfungen und Abfragen investieren würden...
Sie legte die Hand auf die Türklinke, mental darauf vorbereitet, was sie erwarten würde. Janey würde im Begriff der größte Albtraum sein, da sie nonstop über den Ball geredet hatte. Für Monate!
„Du hast was?!“, schrie eine wütende Stimme von innen. Es war schwer herauszufinden, wer das gesagt hatte, aber wahrscheinlich war es Janey, ausgeflippt über ein paar verlorene Eyeliner oder so etwas. Doch als Rose die Tür öffnete, war sie leicht überrascht, als sie Gwen quer durch den Raum starren sah und die Hände wütend in die Hüften gestemmt hatte. Ihr Opfer war wie nicht anders erwartet Janey. Gwen war eigentlich nicht der Typ dafür, sich über irgendwelche Sachen für den Ball aufzuregen, also hatte die Blondine wohl etwas sehr schlimmes angerichtet.
Janey zuckte auf die beiläufige Ar und Weise die Schultern, so wie sie es immer tat, wenn sie angeschrien wurde. „Es ist doch keine große Sache.“
„Was? Was ist passiert?“, fragte Rose eindringlich. Alle blinzelten überrascht, als ob sie nicht bemerkt hätten, dass sie den Raum überhaupt betreten hatte. Und dann war es an Rose überrascht zu sein. Vier jüngere Mädchen waren ebenfalls im Raum. Zwei saßen auf Stühlen neben Taylor, eines saß vor Janeys Füßen und lackierte dich die Zehnägel in einer widerlich rosanen Farbe und die letzte stand mitten im Raum und grinste sie so breit an, dass es Rose etwas aufschreckte.
„Janey ging zu Bobbin und ließ Ludmijla in einen anderen Raum schicken!“, schrie Gwen die Antwort heraus.
„Du überreagierst. Keiner von uns mochte sie und sie mochte uns nicht. Ich habe es um ihretwillen gemacht.“, erklärte sie mit unschuldigem Blick.
„Nein, hast du nicht! Das ist eine Lüge! Du hast es nur für dich gemacht, weil du zu egoistisch bist und nicht von einer echten Prinzessin überschattet werden möchtest! Außerdem hat sie heute Geburtstag!“, keifte Gwen sie giftig an.
„Eine echte Prinzessin. Oh bitte, wer glaubt diesen Müll denn schon. Als ob sie wegen einer Revolution aus Russland geflohen ist und außerdem ist sie egoistisch! Und Stur. Und hinterhältig. Und eifersüchtig. Und...“ Janey begann tausende Eigenschaften aufzuzählen die eigentlich auch sie selbst besaß, sie schien es aber nicht zu bemerken. Gwen behielt weiterhin den feurigen Ausdruck in ihren Augen.
„Und an wen erinnert dich das?“, fragte sie bitter. Janey runzelte die Stirn und tat so als ob sie aus Versehen über Gwens Nagellack stolpern würde. Wenn Ludmijla weg war, würde sich einiges ändern. Sie war tatsächlich eitel und schien immer so unglücklich. Sie war feindselig und distanziert. Sie wollte nicht einmal versuchen mit den Vieren Freundschaften zu schließen und so war die Stimmung im Raum immer schweigsam und bedrückt.
Die Spannungen waren erneut hoch, als die Gryffin-Girls dich in der Stille fertig machten und keinen feierlichen Ausdruck hatten. Die jüngeren Mädchen tigerten bedrückt über die Auseinandersetzung der älteren durch den Raum, freuten sich aber dennoch darauf ihnen zu helfen. Doch Rose bekam ein Schuldgefühl, da es sich anfühlte als wären sie Hauselfen. Sie teilte die gleichen Ansichten wie ihre Mutter, wenn es um Sklaverei von Hauselfen ging. Es war nicht richtig. Sie waren schließlich auch Lebewesen mit Gefühlen. Und die Mädchen hatten doch sicherlich auch besseres zu tun, als anderen beim vorbereiten zu helfen, obwohl sie selbst nicht mitmachen durften.
Sie bedrückte Stimmung löste sich langsam in Luft auf, als der Abend des Balls näher rückte. Eine eisige Atmosphäre war beinahe unmöglich, da alle furchtbar aufgeregt waren. Sie hatten noch nie ein Ereignis gehabt, wo sich sich in den Weihnachtsferien um ein Kleid kümmern mussten. Und nun standen sie alle vor dem Spiegel, prüften ob alles richtig saß und zogen verblassten Eyeliner oder Lippenstift nach. Rose betrachte die anderen mit Ehrfurcht. Sie wirkten alle so erwachsen und anspruchsvoll, auch Janey.
Janey sah sehr königlich aus. Sie hatte sich ein bodenlanges Kleid angezogen, dass in dem selben rosa wie ihre Nägel war und war vorne offen, sodass man ihre schönen, langen Beine sah. Ihr sonst zu einem unordentlichen Dutt gebundenes Haar, fiel nun in beinahe goldenen Locken bis über ihren Rücken und ein goldenes Diadem blitzte auf ihrem Kopf.
Taylor hingegen hatte sich am meisten verändert. Sie sah sonst immer so altmodisch aus mit der riesigen Brille und dem stumpfen Haar, doch jetzt hatte sie sich fast verwandelt. Sie hatte sich ein enges türkises Kleid angezogen und ihr schwarzes Haar fiel seidig bis zu ihren Schulterblättern. Die Gläser waren nirgends zu sehen und auch die Art wie sie stand hatte sich verändert. Stolz und zuversichtlich. Es war schön sie so zufrieden mit sich zu sehen.
Gwen sah ganz anders aus. Sie hatte ein rotes Kleid, dass bis zu ihren Knien ging an und ihre Unterschenkel und Schultern mit kleinen Rubinen geschmückt. Ihr schwarzes Haar hatte sie geglättet und hochgesteckt.
Rose selbst trug ein goldenes Kleid aus Satin. Auf ihrem ganzen Oberkörper blitzten und funkelten kleine Pailletten und ihr Haar hing einfach zu einer Seite über eine Schulter. Kurz vor ihrem Bauch kräuselten sich leichte Locken. Sie hatte Komplimente von den anderen bekommen und das erfüllte sie ein wenig mit Stolz.
Janey verzog sich sofort in den Korridor und Gwen verschwand mit Mason. Die beiden waren ein entzückendes Paar, fand Rose. Taylor verschwand auch um die nächste Ecke, also begann Rose nach Sam zu suchen.
Ihn in den Massen der Menschen zu finden, war einfach. Sie hatte sich sein Gesicht im Laufe der Jahre gemerkt. Und so lief sie sofort zu ihm, griff seine Hand und entschwand mit ihm in Richtung Große Halle.

Rose and Scorpius - A Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt