Kapitel 63

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Mit einem mehr als glücklichen Lächeln, betrachtete Samu seinen Schatz, wie er neben ihm lag und selig schlief. Riku war unter ihren gegenseitigen Streicheleinheiten, die sie sich schenkten, eingeschlafen. Ein leichtes Lächeln umspielte Rikus Lippen. Wie Samu sie liebte. Sie zu berühren. Von ihnen berührt zu werden. Egal wo. Was Riku, bevor er vor Erschöpfung einschlief, nicht gerade wenig tat. Ihre erste Liebesnacht. Nach dem wohl schönsten ersten Date. Samu entwich ein erlöstes Seufzen. Das Glück, durchströmte seinen Körper. Weshalb er nicht schlafen konnte. Zu aufgewühlt war er. Zu viele Emotionen und Gefühle, rasten durch seinen Körper. Wunderschöne. Und doch, hielten sie ihn wach. Riku hier in seinem Bett, war ein weiterer Grund, warum Samu nicht schlafen konnte. Nicht schlafen wollte. Es war wie ein schöner Traum. Aus dem aufzuwachen, Samu Angst hatte. Er fühlte sich endlich wieder vollständig. Als wäre Samu heute Abend wieder Zuhause angekommen.
Da war sie wieder. Diese Melodie in seinem Kopf, die ihn nicht mehr los liess. Schon seit Tagen. Um genau zu sein, seit sie beide, den Tag mit Emmi verbrachten. Immer klang sie in seinem Kopf und Herzen, wenn Samu mit Riku zusammen war. Jetzt, in dem Augenblick, in dem er Riku näher war, als jemals zuvor, wurde sie immer lauter. Breitete sich in seinem Körper aus. Erfasste jede Faser davon. Wenn jetzt Sommer wäre, würde Samu sich, auf den Balkon vor ihrem Schlafzimmer setzen und sich diesem übersprudelnden Gefühl, hingeben. Draussen war es jedoch schweinekalt und schneite. Also musste Samu mit dem Wohnzimmer Vorlieb nehmen. Auch wenn er die Nähe von Riku nicht verlassen wollte, so drängte das Kribbeln in seinen Fingern, ja in seinem ganzen Körper, ihn aus dem Bett.
Sanft strich Samu durch Rikus Haare, die ihm in alle Richtungen standen und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. „Ich liebe dich!“ War Samus Stimme nur ein leises Flüstern.
In seiner Jogginghose, schlich er aus dem Zimmer, nach unten. Ein kleines Feuer im Kamin entfacht, setzte sich Samu davor auf den Boden. Seine Lady auf seinen Beinen abgelegt, versuchte er eine Melodie, zu den Worten in seinem Kopf und Gefühlen in seinem Herzen, zu finden. Eine, die leise und sanft war. Sich anfühlte, wie wenn ein laues Sommer Lüftchen, über die nackte Haut strich. Eine Melodie, die irgendwie traurig und gleichzeitig hoffnungsvoll klang. Während Samu darüber nachdachte, spielten seine Finger, ganz von allein, genau diese Melodie. Sie passte zu der Atmosphäre im Raum. Man hätte sie auch gut an einem Lagerfeuer am See, spielen können. Samu musste mit Riku, nächsten Sommer, unbedingt zu Mike und Hilde fahren. An diesen wundervollen See. Die Seele baumeln lassen.

'Boots underneath my bed, tired and worn
Don't remember where they've been
Still wet from the storm
Strangers outside my door
Voices I don't know
No one will miss or think of me
Whenever I am gone’

Wie abgenutzte und nasse Schuhe, die nicht mehr wussten, wie viele Kilometer sie schon gegangen sind, fühlte sich Samu im letzten Jahr. Vielleicht auch die letzten Jahre. Allein auf dieser grossen Welt. Obschon er immer von Leuten umgeben war. Deren Stimmen, sich jedoch anhörten, wie Fremde vor der Tür, die er nicht kannte. Es fühlte sich jeden Tag so an, als würde ihn niemand vermissen, würde er einfach nicht mehr auftauchen.

‘The moment I close my eyes
And you come to me
I know that I am not alone
And never will be
Home is where ever I am
I feel you with me
They'll never take that away
Cause you are home to me’

Sollte Samu es jedoch, die ganze Zeit, besser wissen. Ein Mensch, würde immer bei ihm sein. Riku. Er kam zu ihm zurück, als Samu vor allem die Augen verschliessen wollte. Gab Riku ihm Hoffnung zurück und zündete ein kleines Licht an, in der Dunkelheit. In dem Moment, wusste Samu, dass er nicht alleine war und niemals sein wird. So lange er Riku bei sich spürte. Nichts und niemand, würde ihm das niemals mehr nehmen können, denn er war Samus Zuhause in seinem Herzen.

‘Morning comes on silver wings
And all the world is still
There’s no one lying next to me
But I don't feel the chill'

Auch wenn der Morgen kommt, die ganze Welt still steht und niemand neben ihm liegt, wird Samu, von nun an, keine Kälte mehr fühlen. Denn Zuhause war überall dort, wo Samu Riku bei sich spüren konnte. Tief in seinem Herzen. Auch wenn er nicht bei ihm war. So wusste Samu jetzt wieder ganz sicher, dass Riku da sein wird, kam er nach Hause. Er würde neben ihm stehen. Seine Hand halten. Deswegen konnte ihnen niemals mehr etwas oder jemand, etwas anhaben. Keiner konnte ihnen das weg nehmen, was sie haben. Weil es zu tief verwurzelt war. Ihre Liebe, war wie ihr ganz persönliches Zuhause.

'Cause home is where ever I am
When I feel you with me
They'll never take that away
Cause you are home to me'

Wärme umgab Samu, als er der Melodie endlich Flügel verlieh und sie durch den Raum schweben liess. Die Worte, die tief aus seinem Herzen kamen, sich dazu gesellten und zu einem wurden. Es war nicht die Liebeserklärung, die Samu in seinem Herzen spürte, für die es weder eine Melodie, noch die richtigen Worte gab. Und doch, war es das, was Samu fühlte, wenn er Riku nur ansah. Er war schon immer sein Zuhause. Seine zweite Hälfte. Als hätten sie sich ihr ganzes vorheriges Leben lang gesucht, fühlte es sich an, standen sie sich endlich, zum ersten Mal, gegenüber. Samu konnte es noch nie erklären. Doch es war etwas tief in ihm drinnen, was dazu führte, dass er den schüchternen und dennoch, zu dem Zeitpunkt, ziemlich selbstsicheren Lockenkopf, im Studio behielt. Noch nie zuvor, hatte Samu etwas ähnliches gefühlt. Bei keiner Frau und auch sonst bei niemand anderem. Nicht einmal zu seinen Geschwistern, spürte Samu diese tiefe und starke Verbindung. Auch wenn er diese liebte und mit seinem Leben beschützen würde. Was er für Riku fühlte, war noch einmal etwas ganz anderes. Samu hoffte, auch ohne Worte, dass Riku spürte, was für einen wichtigen Teil, er in seinem Leben einnahm. Ohne ihn, war Samu kaum mehr fähig zu atmen. Das wurde ihm schmerzhaft bewusst, als Riku ihn damals hier stehen liess. Mit den Worten, vor denen Samu, all die Jahre Angst hatte. Jedoch ahnte, so merkwürdig es klang, dass er Riku irgendwann, genau dorthin trieb. Niemals mehr, würde Samu dies zu lassen. Ihnen beiden das an tun. Von nun an, würde er ihre Liebe hüten und beschützen. Denn sie, war mehr wert, als jeder Erfolg. Sie war sein Zuhause.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt