Kapitel 67

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„Hast du alles eingepackt, was du brauchst?“ Setzte sich Riku neben Samu, der auf dem Bett sass und abwesend auf seinen Koffer starrte. Jedoch mit einem Kopfschütteln reagierte. Morgen ging es nach Berlin. „Was fehlt denn noch?“ Liess Riku seine Finger durch die blonden Haare gleiten. Sie waren immer noch so schön weich und voll. „Mein Schatz, der leider nicht im Koffer Platz hat.“ Legte Samu seinen Kopf an Rikus Halsbeuge. Er konnte sich nicht im geringsten vorstellen, wie er die Woche überstehen sollte, ohne an Sehnsucht zu Grunde zu gehen. 'Du hast es ein Jahr geschafft. Was ist da schon eine Woche', redete Samu sich immer wieder selber gut zu. So war es ja auch. Dennoch wurde Samus Herz schwer. Vor allem auch wegen Riku und dessen Gemütsverfassung. Er versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen. Doch Samu spürte es dennoch. Riku wurde, je näher der Tag rückte, immer stiller. Warum wollte der sture Kerl nicht mit? Die Wohnung war doch das kleinste Problem? Wollte er sich irgendwas beweisen? Wenn ja, hatte Samu keine Ahnung was. „Wenn du fertig bist mit Packen, legen wir uns heute schon etwas früher ins Bett und Kuscheln, bis wir einschlafen. Und stell denn Wecker, Schatz.“ Ging Riku nicht auf das ein, was Samu sagte. Dieser nahm es ihm nicht übel. Noch einmal, liess Samu seinen Blick über das Gepäck schweifen. Nickte dann. „Dann runter damit.“ Stand Riku auf. „Willst du mich los werden?“ Entwichen Samu die Worte, schneller als er sie zurückhalten konnte. „Bist du bescheuert?“ Setzte sich Riku wieder hin und nahm Samus Gesicht zwischen seine Hände. „Am liebsten würde ich dich hier behalten. Denen sagen, dass du krank bist. Oder was auch immer. Aber…Es geht nun mal nicht.“ Bedeckte er Samus Gesicht mit Küssen. „Warum bist du nur so stur und kommst nicht mit?“ Riku schüttelte den Kopf. „Wir müssen das hin bekommen. Es wird immer mal wieder eine Zeit geben, in der wir getrennt sind von einander. Wir können uns nicht jedes Mal verhalten, als würde die Welt unter gehen.“ Samu schnaubte. „Und auch, wenn du mir jetzt versichern würdest, dass du niemals mehr ein solches Projekt an nehmen wirst, weisst du es selber besser. Was auch gut so ist.“ Samu lehnte seine Stirn gegen die von Riku. „Aber warum müssen wir uns, ausgerechnet jetzt, wo alles noch so frisch und wunderschön, auf Wolke sieben verliebt ist, beweisen dass wir es können?“ Darauf, hatte Riku keine Antwort. „Komm schon, Grosser. Runter mit deinem Gepäck. Ich will Kuscheln.“ Löste sich Riku von Samu. Nahm dessen Tasche und ging damit nach unten. Als Samu mit dem Koffer unten ankam, stellte Riku gerade dessen Gitarre zur Tasche. Samu seufzte. Ohne etwas zu sagen, umfasste Riku seine Hand und zog ihn hinter sich her, wieder nach oben.
Der Tag, hatte sie müde gemacht. Da das Wetter so herrlich war, verbrachten sie ihn draussen, bei einem ausgiebigen Spaziergang. Einfach nur herrlich. Noch immer, fanden sie die Wahl ihres Zuhauses, als perfekt. Es schützte sie, all die Jahre davor, dass ihre Privatsphäre gestört und ihre Beziehung noch früher ins Wanken geriet. Mehr, ausser Schmusen und Streicheln, was keine sexuellen Empfindungen auslöste, war an diesem Abend nicht mehr drin. Zu schnell, holte sie beide der Schlaf ein.
Fest aneinander gekuschelt. Bis Samu, mitten in der Nacht, aus diesem geholt wurde. Riku wälzte sich unruhig, neben ihm im Bett hin und her. Sein Atem ging hastig. Das Gesicht Schmerz verzerrt. „Nein, Samu! Bitte!“ Schlug Rikus Kopf von links nach rechts. „Bitte nicht. Ich liebe dich doch.“ Verschlafen, rieb sich Samu über die Augen und durch die Haare. „Rik...“ Berührte er ihn sanft an der Wange. Nichts. Im Gegenteil. Rikus Atem wurde hektischer. „NICHT! BITTE! NEIN!“ Wurde auch Rikus Stimme lauter und vermischte sich mit einem Schluchzen. „SAMU!“ Schrie Riku laut dessen Namen und schreckte hoch. Die Haare klebten ihm an der Stirn. Der Atem kam nur Stossweise aus seinen Lungen. Unerträglicher Schmerz, hatte seinen Körper erfasst und liess ihn zittern. „Rik...“ Vorsichtig berührte Samu Riku am Rücken, der total verschwitzt war. „Ich bin da.“ Samu rutschte näher an Riku heran. Legte seine Arme um ihn. „Es tut so weh.“ Fing er an zu schluchzen, kaum spürte er Samus Nähe. „Schscht...Es war nur ein Traum.“ Zog Samu Riku fest an sich. „Es tut mir so leid, dass ich dir solche Schmerzen zugefügt habe.“ Kam zwischen einzelnen Schluchzern von Riku. „Wieso mir?“ Verstand Samu gerade nicht, was los ist. „In meinem Traum, hast du mit mir Schluss gemacht. Dieser Schmerz, war unerträglich.“ Schniefte Riku. „Wie du siehst, habe ich es überstanden. Und was deinen Traum angeht...Der wird nicht eintreffen. Lass ihn nicht deine Gedanken und Gefühle beherrschen. Denn eigentlich weisst du es besser.“ Samu hatte Rikus Gesicht in seine Hände genommen und sah ihn fest an. „Rik...Du weisst es. Tief in deinem Herzen.“ Zögerlich, liess Samu seine Lippen über Rikus Gesicht wandern. „Ich liebe dich! Und brauche dich. Niemals mehr, werde ich dich einfach so hergeben. Du weisst es, Rik.“ Flüsterte Samu dabei. Seufzend nickte Riku. Natürlich wusste er es. „Ich liebe dich auch.“ Kam leise von Riku. „Und ich werde alles dafür tun, dass du nie mehr solche Schmerzen hast.“ Vergrub Riku seine Finger in Samus Haaren. Liess seine Lippen, ihre eigene Sprache sprechen. Bis sie auf denen von Samu lagen und sie in einem himmlischen Kuss verfielen. Samu hielt Riku fest und liess sie beide so zurück auf die Matratze sinken. Ohne den Tanz ihrer Zungen zu unterbrechen. Irgendwann, waren sie dann doch noch einmal eingeschlafen. Obschon es Riku nicht so vor kam.

Quälend kroch er, am nächsten Morgen, aus dem Bett. Sein blondes Murmeltier schlief noch. Richtig so. Er selber hatte ja dann Zeit, um zu entspannen und hoffentlich endlich diese innere Anspannung los zu werden. Riku schlurfte in die Küche, um sich erst einmal einen Kaffee zu machen und gleich auch noch einen für Samu. Bevor er sich noch einmal zu diesem kuscheln würde. Gähnend stellte sich Riku ans Fenster. Es hatte aufgehört mit Schneien. Ihr Glück. Dann mussten sie nicht Stunden vorher, hier los fahren. Riku würde, gleich vom Flughafen aus, zu seiner Wohnung fahren und alles zusammen packen. Sami hatte ihm zugesichert, dass er später mit dem Lieferwagen kam, damit Riku heute fertig war. Samu wusste nämlich nicht, dass Riku schon in zwei Tagen draussen sein musste. Morgen hatte er dann den Gig mit Osmo und Sami. Das würde ihn, zumindest einen Abend lang ablenken.
Der erste Kaffee, weckte Riku einigermassen und liess die Geister von letzter Nacht verschwinden. Mit einem zweiten für sich und dem für Samu, ging Riku zurück nach oben. Samu brummte irgendwas vor sich hin, als er Rikus Kissen an sich drückte. Wie süss er doch aussah. Dieses absolut, zum verlieben Knuffige, würde Samu wohl auch keiner zuschreiben, der ihn nicht so kannte, wie Riku es tat. Er, der leicht machohafte Frauenschwarm. Der eitler sein konnte, als manche Frau. Riku schüttelte schmunzelnd den Kopf. Stellte die Tassen auf den Nachttisch und krabbelte, zurück zu Samu ins Bett. „Guten Morgen, mein Süsser Schatz. Kaffee!“ Schmiegte sich Riku an Samu und vergrub seine Nase in dessen Haaren. „Kaffee? Jetzt schon?“ Brummte es aus dem Kissen. „Du brauchst doch mindestens drei, um auf Touren zu kommen. Also zwei Zuhause und einer am Flughafen.“ Stimmt. Da war doch was, schoss es Samu durch den Kopf. „Hast du überhaupt geschlafen?“ Drehte sich Samu auf den Rücken und sah Riku aus kleinen Augen an. „Ich denke schon, ja.“ Strich Riku ein paar Haarsträhnen aus Samus Stirn und hauchte ihm einen Kuss darauf. „Und warum bist du dann vor dem Wecker schon wach?“ Riku zuckte mit den Schultern. Woher sollte er das wissen. „Vielleicht damit ich noch etwas mehr Zeit habe, mit meinem Schatz zu Kuscheln. Mit ihm zu Duschen. Und, dass wir mal ohne Stress zum Flughafen kommen. Ich…“ Samu konnte nicht widerstehen und musste Riku, mal wieder, mit seinen Lippen unterbrechen. „Ich habe einfach den besten Freund.“ Liess Samu, nach einem langen Kuss, von Riku ab und setzte sich etwas auf. „Du hattest schon einen Kaffee.“ Schmunzelte er. „Nach letzter Nacht, auch dringend nötig.“ Der Traum, sass sie Riku immer noch in den Knochen. Spürte er den Schmerz. Mit seiner Tasse in der Hand, schmiegte sich Riku in Samus Arm, den er fest um ihn schlang.
„Hilft dir jemand beim Umzug?“ Samu hasste es, nicht für Riku da zu sein. „Sami leiht sich den Lieferwagen wieder aus. Damit sollten wir es in einem Tag schaffen.“ Samu nickte. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, Samu. So können wir es einfach nur geniessen, wenn du wieder zurück bist. Ohne noch an andere Verpflichtungen zu denken. Ausser…unsere Mamas.“ Samu seufzte. Es war lange her, dass er bei Eve war. Viel zu lange. „Sie wird dir schon nicht den Kopf abreissen.“ Riku wusste ganz genau, dass Samu, wenn er in einer persönlichen Krise steckt, Eve mied. Das klang vielleicht härter, als es war. Sie hielt ihm immer einen zu klaren Spiegel, mit der Wahrheit vor. Und Samu ertrug dies nicht. „Wenn du dabei bist, bestimmt nicht.“ Einen so schlechten Sohn, wie er einer war, hatte seine Mama nicht verdient. „Das würde ich ihr auch geraten haben.“ Grinste Riku und küsste Samus Hals, an den er seinen Kopf geschmiegt hatte. „Sie liebt dich, Samu. Mit all deinen Macken. Genau wie ich.“ Samu drehte seinen Kopf zu Riku um und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wie viel Zeit, haben wir noch?“ Riku griff hinter sich und tastete nach seinem Handy. „Etwa drei Stunden, bis wir los müssen. Wenn es nicht wieder zu Schneien beginnt. Warum?“ Legte Riku sein Handy wieder weg und wandte sich Samu zu. „Weil ich dich lieben will, bevor ich fünf Tage darauf verzichten muss. Und zwar nicht nur unter der Dusche.“
Hatte Samu Riku auf die Matratze gedrückt und liebkoste ihn schon mit seinen Lippen. Mehr als ein Seufzen, bekam er darauf nicht als Antwort. Doch das war die schönste Sprache, die sie zusammen sprechen konnten.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt