Kapitel 70

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Entspannter als gedacht, brachte Samu seinen ersten Termin, hinter sich. Er dauerte zwar etwas. Doch sein Gefühl war besser, da er zwischendurch mit Riku schreiben konnte und dieser aufgestellt wirkte. Froh darüber, dass die Jungs für ihn da waren, zog sich Samu um und fuhr in die Stadt, zur abgemachten Bar. „Alles gut Zuhause?“ Begrüsste ihn Thore. Der beste Freund, den Samu bei The Voice hatte. „Alles Bestens. Riku hat Männerabend.“ Grinste Samu. „Wie du auch.“ Ging Thore voran und suchte sich eine ruhige Ecke, damit sie reden konnten. Zu lange, konnten sie nicht, da sie morgen wieder fit sein mussten. Aber so ein, zwei Bier, lagen schon drin. „So, Herr Haber, jetzt will ich alles wissen. Du weisst, ich bin neugieriger als manch eine Frau.“ Stiess Thore mit Samu an. „Was willst du wissen?“ Schmunzelte Samu. Das war tatsächlich so. „Seit wann? Und damit meine ich nicht, seit wann du auf Männer stehst. Das stört mich grundsätzlich mal gar nicht, da ich viele Schwule Freunde habe. Was mich mehr interessiert ist, seit wann bist du denn verliebt? Die letzten Monate, machtest du eher nicht so einen glücklichen Eindruck.“ Thore hatte ein feines Gespür, für die Menschen in seinem Umfeld. „Da hast du Recht. Es ging mir beschissen. Und das schon ziemlich lange.“ Samu nahm einen Schluck von seinem Bier. „Darf ich fragen weshalb?“ Samu nickte. „Riku, also mein Freund, hat sich von mir getrennt, weil…Die ganze Situation war schwierig. Wir wurden von einem Paparazzi erwischt und danach, tobte die Plattenfirma. Eine Freundin zum Schein, musste her. Das alles, belastete unsere Beziehung. Dazu kam, dass ich, durch den immer grösseren Erfolg, zu einem egoistischen Arsch mutiert bin. Ich nahm ihn für selbstverständlich, was Riku einfach nicht mehr aushielt. Verständlicherweise. Vor etwas mehr als einem Jahr, ist er dann aus unserem gemeinsamen Haus, ausgezogen.“ Thore konnte Egoist und Samu, nicht in ein Bild bringen. „Das ich ein Egoist sein kann, können sich viele nicht vorstellen. Doch ohne ein wenig Egoismus, wäre ich wahrscheinlich nicht dahin gekommen, wo ich jetzt bin. Für das engere Umfeld, ist es jedoch manchmal unerträglich.“ Ein weiterer Schluck Bier, rann Samus Kehle hinunter.
„Und wie viele Jahre, habt ihr dieses Versteckspiel gespielt?“ Das konnte Thore sich gar nicht vorstellen. „Viel zu lange.“ Samu konnte es nicht fassen, als ihm gerade klar wurde, wie viele Jahre, sie dies durch zogen. Nie zuvor, war ihm das so sehr bewusst. Thore sah ihn fragend an. „Sechs Jahre…Wir sind total bescheuert.“ Schlug sich Samu gegen die Stirn. „Bin gleich wieder da.“ Ging Samu nach draussen. Während dem, wählte er Rikus Nummer. „Hey mein Schatz, hast du Sehnsucht nach mir?“ Meldete sich Riku mit fröhlicher Stimme. „Immer! Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich dich liebe und dass es mir leid tut.“ Samu du Hornochse. Jag Riku doch nicht solche Angst ein. „Was ist los, Samu?“ Zu spät. Samu hätte sich ohrfeigen können. „Sechs Jahre, Rik. Wir haben sechs Jahre unsere Liebe verheimlicht. Das ist vollkommen verrückt.“ Riku konnte Samus Gedankengänge gerade nicht folgen. „Wie kommst du den jetzt da drauf?“ Wenn er Samu doch jetzt nur sehen könnte. Er klang total verzweifelt. „Thore hat mich gefragt, wie lange wir dieses Versteckspiel gespielt haben. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es kam mir nicht so lange vor.“ Sechs kostbare Jahre. „Jetzt mach dich doch nicht verrückt, Grosser. Es waren doch dennoch sechs schöne Jahre. Zumindest vier oder viereinhalb davon. Und vor uns, liegen noch viel mehr, als sechs Jahre.“ Samu atmete tief durch. „Ich weiss. Ich war nur gerade so geschockt.“ Liess Samu seine Finger durch die blonden Haare gleiten. Er konnte Rikus Lächeln förmlich vor sich sehen. „Schalte deinen Kopf aus und geniesse den Abend mit Thore. Endlich kannst du darüber sprechen. Das macht die sechs Jahre, schon fast wieder gut.“ Samu schloss kurz die Augen. Wenn Riku jetzt bei ihm wäre, würde er ihm durch die Haare streichen, was Samu einfach liebte. „Ach und Samu…Ich liebe dich!“ Samu biss sich auf die Lippe, als Riku einen Kuss durch das Handy schickte. Wie süss, konnte man eigentlich sein. Mit diesen Worten, beendeten sie den Anruf.
„Alles gut?“ musterte Thore Samu. „Ja. Sorry. Es kam mir nicht wie sechs Jahre vor. Was mich etwas geschockt hat.“ Stiess er mit dem nächsten Bier, mit Thore an. „Das ist ja auch eine unglaublich lange Zeit. Ihr könnt definitiv das verflixte siebte Jahr überspringen. Das hattet ihr schon. Wenn ihr das überstanden habt, werdet ihr, von nun an, alles meistern.“ Das war tatsächlich so. Da musste Samu Thore Recht geben. „Das ist echt eine Leistung. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie schafft man das?“ Samu zuckte mit den Schultern. „So lange dein engstes Umfeld davon weiss, ist es erträglich. Am Anfang, war es tatsächlich einfacher, als danach. Es wurde, von Jahr zu Jahr schwerer. Es ist zu vergleichen, mit dem nächsten Schritt, denn Paare, die schon Jahre zusammen sind, machen und heiraten. Man möchte einfach mal einen Schritt weiter gehen. Der Welt davon erzählen und zeigen, für wen das Herz schlägt. Weshalb wir es jetzt, um so mehr ausnützen und alle daran teil haben lassen.“ Es war befreiend, einfach mal ganz normal, wie es andere auch tun, über seine Liebe und Beziehung zu sprechen. Dabei konnte Samu sich selber immer weniger verstehen, weshalb er so lange gezögert hat, bis er es endlich der Welt mit teilte. Es war, als hätte er Jahre keine Antwort auf einen Heiratsantrag gegeben. „Das habe ich gesehen.“ Schmunzelte Thore. „Ich finde das echt toll! Und unglaublich mutig! Gerade in deinem Job, an dem alles von der Öffentlichkeit ab hängt.“ Klopfte Thore Samu auf die Schulter. „Und am Konzert, war ich übrigens auch. Jana hat mich an die Karten erinnert. Sie war total verzaubert, von deiner Liebeserklärung. Und ich soll dir sagen, dass ihr beide unbedingt einmal vorbei kommen sollt, wenn ihr in der Nähe von Köln seit.“ Samu musste sich, seit dieser neu gewonnenen Freiheit, immer wieder zusammen reissen, nicht einfach in Tränen aus zu brechen. Wie gerade wieder. Auf einmal, nahm er am ganz normalen Leben teil. Fernab vom Star Rummel. „Alles noch etwas neu, hmm?“ Strich Thore ihm über den Rücken. Samu atmete tief durch, nickte und schluckte den Kloss in seinem Hals hinunter. „Du wirst dich auch noch daran gewöhnen. Noch ein Bier?“ Samu nickte. Würde er ganz bestimmt. Es war noch nicht mal einen Monat her, seit er die Bombe platzen liess. „Was haben eigentlich die Bosse von The Voice gesagt?“ Nahm es Thore dann doch noch wunder. „Sie wollen mich für nächstes Jahr wieder. Und Riku findet, ich solle es machen. Allein schon wegen allen, die uns immer wieder Steine in den Weg gelegt haben.“ Darauf Samu. „Da hat er definitiv recht. Würde ich sagen. Ausserdem, wir wollen endlich den finnischen Sieg.“ Grinste Thore. „Mal sehen. Im Moment, sehe ich es noch nicht. Wir lassen jetzt erst einmal das neue Jahr auf uns zu kommen. Ruhe ist das, was ich jetzt brauche, wenn diese Woche vorbei ist.“ Samu sah wirklich müde aus. Nicht diese niedergeschlagene Müdigkeit, wie die Monate davor. Einfach ausgepowert. „Die wird schnell vorbei sein. Und dann könnt ihr es endlich geniessen. Warum kam Riku denn nicht mit?“ Samu drehte das Glas in seinen Händen herum. „Weil er aus seiner Wohnung, die er sich gemietet hat, auszieht. Und endlich wieder nachhause kommt.“ Ein Strahlen, legte sich auf Samus Gesicht. Er sah einfach nur glücklich aus. „Es ist wirklich krass, wenn man das alles so hört und absolut keine Ahnung hatte. Sechs Jahre Beziehung. Ein eigenes Haus.“ Überlegte Thore laut. „Es ging nicht einmal ein Jahr, da sind wir schon zusammen gezogen. In Rikus Traumhaus, welches ich für ihn gefunden habe. Durch Zufall.“ Fing Samu an zu schwärmen. „Es scheint, als gehört ihr beide, zu den wenigen Menschen, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben.“ Das waren sie. „Absolut. Riku ist meine längste Beziehung, die ich je hatte. Wahrscheinlich sogar die erste wirklich richtige. Er hat zuerst Sunrise Avenue gerettet. Dann mich. Und irgendwann…Ich weiss nicht einmal wann und wie lange schon, bevor ich es realisiert habe, gehörte mein Herz ihm.“ Jana würde dahin schmelzen, wenn sie von dieser Liebesgeschichte hörte, dachte Thore.

I am living in the AfterglowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt