„Captain Murphy."
„Ja?"
„Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es schiefgehen."
„Bist du allein?"
„Nein, ich hab die Bullen mitgebracht. Sie warten auf dem Parkplatz, bis ich das Zeichen gebe."Das verrostete Schloss klapperte als Taehyung den Schlüssel umdrehte und gegen die Tür der Gartenlaube trat, damit sie sich öffnete. Ein lauwarmer Windzug fegte durch die kleine Hütte und er zog die Decke enger um seine Schultern.
„Du bist viel zu schreckhaft."
„Nur vorsichtig", erwiderte er leise.Der junge Mann auf der anderen Seite seufzte gespielt genervt auf, trat allerdings trotzdem über die Schwelle der Laube und zog die Tür mit einem Klappern hinter sich zu.
„Du hast dir ja nichtmal Licht angemacht", stellte er fest und durchquerte zielstrebig den dunklen Raum, um sich in der Ecke auf eine alte Matratze fallen zu lassen und ein Feuerzeug aus seiner Tasche zu fischen mit dem er die Kerze auf der alten Kommode neben der Matratze anzündete.„Ich wollte nicht, das jemand denkt, hier wäre jemand..."
Die Flamme zischte und Jeongguks Gesicht wurde im warmen Licht sichtbar. Er sah müde aus, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, aber trotzdem schaffte er es sich ein Lächeln abzuringen, während er den Rucksack hochhob, den Taehyung bis eben noch nicht entdeckt hatte. Erst jetzt stieg ihm der beißende Geruch in die Nase, den er so sehr hasste.
„Ist es das?"
„Ich musste durch ein Fenster einsteigen, aber ich hatte genug Zeit dir AB rauszusuchen, bevor mich jemand gesehen hat."
„Du weißt, dass es egal ist, weil ich keines davon mag."
„Du bist so ein Weichei, Taehyung. Ohne Spaß...", murrte Jeongguk und legte den Rucksack auf dem Holztisch ab, um sich die Jeansjacke auszuziehen und sie achtlos auf dem mehrfach geflickten Sessel fallen zu lassen, der das Pendant zu der Matratze auf der Holzpalette in der Nachahmung eines Wohnzimmers darstellen sollte.Taehyung verfolgte seine Bewegungen halb aus dem Augenwinkel, obwohl sein Blick noch immer auf den Rucksack fokussiert war, der jetzt einen fast unerträglichen Geruch verströmte, auch wenn Taehyung sich ziemlich sicher war, dass das alles auf den Placeboeffekt zurückzuführen war.
Er starrte den Stoff an und mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde seine Kehle trockener, das Verlangen heftiger und der Ekel vor sich selbst größer. Er wollte es haben, er musste es haben.
Und gleichzeitig konnte er sich selbst für diese Gedanken das Leben nehmen.„Also wenn ich du wäre, fänd ich es irgendwie cool..."
„Hör auf mit dem Mist!", unterbrach Taehyung ihn aufgebracht, abgelenkt und ein klein wenig gereizt aus Angst vor dem was kommen würde. „Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du dich vermutlich nicht anders verhalten. Du kannst aufhören so zu tun, als wärst du der krasseste Typ, den die Welt je gesehen hast. Deine Freunde sind weg."Die Worte strömten einfach aus Taehyung heraus, ohne dass er darüber nachdenken konnte. Der Geruch, den der Rucksack verströmte, machte ihn verrückt und die Tatsache, dass er seit einer Woche nichts mehr getrunken hatte, verwirrt, in dem was er dachte.
Außerdem hatte Jeongguk ihn bei weitem länger als versprochen warten lassen und er hasste es, sich Sorgen, um ihn zu machen. Er hasste es. Dieses Gefühl von Machtlosigkeit und Angst, um den Mann, der ihm bisher nur Probleme bereitet hat.
„Es ist der Rucksack, oder?"
„Ja. Hör mal, Jeongguk, es tut mir..."
„Ich weiß. Ist schon gut", winkte Jeongguk ab und stand auf. Sein Lächeln war verschwunden und er sah jetzt noch müder aus, als vorher.„Nimm schonmal die Tablette. Ich hol dir ein bisschen Wasser aus dem Nachbargarten."
Taehyung nickte wortlos und beobachtete, wie Jeongguk die Tür wieder öffnete und in der Dunkelheit der Kleingartenanlage verschwand.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er zitterte und dieses Gefühl der Trockenheit in seinem Rachen nicht verschwunden war. Er hatte in der letzten halben Stunde seinen letzten Rest Johannisbeersaft ausgetrunken, fühlte sich allerdings schon wieder so kraftlos, wie immer, wenn er zu lang wartete.
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Less than one percent ⇢ Taekook Oneshot
Fanfiction„Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es schiefgehen." Und vierhundert Jahre sind eine lange Zeit, damit es nicht wenigstens einmal passieren musste. • boy x boy • taekook • vampire au