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Die Pistole wird ausgelöst und ein lauter Knall ertönt. In sekundenschnelle hiefe ich mich auf und beginne zu laufen. Mein Körper scheint über den Platz zu fliegen. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper und macht mich ganz benommen. Ich sehe nur mehr den Weg vor mir und höre wie ich einen Fuß vor den nächsten setzte - schneller als der Wind, wie mir scheint. Ich nehme das Brennen in meinen Lungen wahr, da die Außentemperatur in den letzten Tagen beachtlich gesunken ist und die Kälte eisigscharf ist. Ich reiße bei jedem Schritt einen meiner abgewinkelten Arme nach vorne, so wie es mir beigebracht wurde, um mir so einen Vorteil zu verschaffen. Komm schon! Du schaffst das, Eren! Nur noch ein paar Meter! 200 Meter, um genau zu sein. Ich bin kein Läufer, wollte auch nie einer sein, jedoch ist ein 600-Meterlauf teil meiner Aufnahmeprüfung meiner Wunschschule. Es ist eine spezielle Schule für Naturwissenschaften und in weiterer Folge bekannt für ihre Großzügigkeit von Sportstipendien. An den meisten Schulen gibt es oft nur ein oder zwei Glückliche, denen ein solches Angebot gemacht wird, aber an dieser Hochschule nicht. Hier muss man es bei den Aufnahmetests nur unter die besten Zehn schaffen und man ist gesichert.

Da ich, Eren Yeager, meinen Pflichtschulabschluss mittlerweile hinter mir habe und ein Waisenkind bin, bin ich auf dieses Stipendium angewiesen. Ich habe keine Pflegeeltern und muss mich ab nächstem Jahr selbst versorgen. Sobald man 18 Jahre alt ist, steht es dem Kinderheim frei mich hinaus zu werfen ... oder ich "darf nun selbständig mein Leben führen", wie es meine Betreuer immer so gern formulieren. Ab da heißt es arbeiten und Miete zahlen - da kann ich mir keine teuren Schulgebühren mehr leisten. Jetzt heißt es alles oder nichts!!! GIB GAS!

Mein T-Shirt klebt an mir. Mir wird heiß und zeitgleich kalt. Der Schweiß tropft von meinem Kinn oder sammelt sich ober meiner Augenbraue, die die Flüssigkeit direkt in mein Auge laufen lässt. Ich zwinge mich diese offen zu halten, bis die Ziellinie einen Katzensprung entfernt ist. Ich mache einen tiefen Atemzug, mache einen lauten Schrei und kneife meine Augen zusammen, um in den letzten Sekunden noch einmal alles zu geben. Meine Beine sind mittlerweile taub und bewegen sich ganz von alleine vorwärts. Meine Fäuste boxen ohne Kontrolle nach vorne. Mein Gebrüll treibt mich noch einmal voran. Das kann nur ein Rekord sein! Das darf nicht weniger als die Bestleistung sein! Ich werde das Stipendium bekommen! Und noch bevor ich meine Augen geöffnet habe, nehme ich einen lauten Pfiff wahr, der mich dazu animiert abzubremsen.

Schweißgebadet taumle ich zu der Person mit der Trillerpfeife, um meine Zeit zu erfahren. Kurz bekomme ich einen Tunnelblick, denn ich aber versuche zu ignorieren und weiter meinem Plan nachgehe. Komplett geschaft stelle ich mich neben den schwarzhaarigen jungen Erwachsenen und bitte ihn mir meine Leistung zu erzählen. Der beachtet mich erst gar nicht und trägt zuerst irgendwas in einer Tabelle ein. Ich, total entnervt, fahre mir durch meine Haare und blicke kurz um mich. Das riesengroße Teritorium der Schule ist meschenleer. Die schweren Wolken und die ersten braunen Blätter sagen den Herbst vorraus, der eigentlich schon längst da sein müsste - immerhin ist es mitte Oktober.

"57" ... Ich blicke den Jungen in Trainingssachen vor mir an: "Bitte?" "Du hast 57 Sekunden gebraucht. Das bedeutet du bist einer der Besten in dieser Disziplin.", erklärt er mir in einem gelangweilten Ton. Ich starre ihn an, bis ich realisiert habe, was das für mich bedeutet. Jubbelnd drehe ich mich von ihm weg und werfe meine Hände hoch. "Allerdings zählt die Gesamtbewertung. Es werden also die Ergebnisse von vorheriger Woche auch miteinberechnet und dann steht fest, ob du das Stipendium bekommst. Du wirst in den nächsten Tagen telefonisch oder per E-Mail benachrichtigt. Danke für deine Teilnahme." So wie das der Kerl eben hinunter gelabbert hat, ist mir soeben jede Lust vergangen. Was ist dem mit dem Spießer los? Hoffentlich unterrichtet  der nicht! Ich seufze und Bedanke mich, dabei immer bemüht höflich zu bleiben: "Danke, Herr ... Ackermann ..." Seltsam. Sein Namensschild sagt Levi Ackermann. Ist er mit Mikasa, einer guten Freundin von mir, verwandt? Ich werd sie später danach fragen.

"Gern geschehen, aber du brauchst mich nicht zu Sie'zen. Ich bin kein Lehrer, sondern Schüler.", erwidert Angesprochener. Ich runzle die Stirn, aber wende mich zum gehen. "Okay." - "Ich gehöre einer Schulgruppe an, die es so vielen möglich macht an diese Schule zu gehen. Wir haben die Sponsoren und Mittel gefunden, um mehr Stipendien vergeben zu können." Ich nicke bloß und mache mich auf den Weg in das abnormgroße Schulgebäude zu den Umkleidekabinen. 

Oh man! Wie ich mich freue Armin und Mikasa erzählen zu können, dass ich vermutlich aufgenommen bin!

Gebraucht (Eren x Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt