Kapitel 3

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Langsam näherte er sich ihr, doch sie nahm ihn nicht einmal wahr. Vorsicht legte er die Polizeijacke um ihre Schultern. Jetzt sah sie ihn kurz an. So viel Schmerz hatte er ewig nicht mehr in ihren Augen gesehen. Es war seltsam, alles war auf einmal so leer und kaputt. Anja fixierte wieder das Nichts und begann auf einmal zu sprechen.,, Seid der Scheidung, verging kein Tag an dem ich es nicht bereut habe. Jeden Tag habe ich mehr und mehr Schuldgefühle bekommen, ich habe gemerkt wie gekränkt er doch wahr. Habe es aber eher ausgenutzt anstatt damit zu arbeiten. Einen Typen nach dem anderen habe ich ihm vorgeführt, in der Hoffnung das er nur ein einziges Mal gesagt hätte. Das er mich noch liebt. Doch diese Worte kamen nie, die Anzahl meiner Liebschaften stieg also mehr und mehr an, jetzt jedoch in der Hoffnung jemanden zu finden, der mich genauso Glücklich machen kann wie dieser mies gelaunte Polizist aus Wolfratshausen. Niemand, kam auch nur annähernd an ihn heran, Hans. Hubsi war auch der Grund für alle Trennungen, immer wenn es ernster wurde, bekam ich ihn nicht mehr aus dem Kopf. Doch das Verhältnis zu Hubsi war ja alles andere als gut, andauernd haben wir uns gestritten und gesagt wie blöde wir uns doch eigentlich finden. Dabei habe ich selten davon etwas ernst gemeint. Auch den Schmerz in seinen Augen konnte ich sehr oft erkennen. Weißt du, bei meiner Jubiläumsfeier, wo ich die Nacht mit ihm verbracht habe. Es war eine der schönsten nach der Scheidung, auch wenn er sich nie Erinnern konnte. Ich schon, war seltsamerweise bei sehr klarem Verstand. Da flammte in mir wieder Hoffnung auf, dass wir alles klären können und einen neu Start haben werden. Ich weiß nicht ob du dich Erinnerst, wahrscheinlich schon, als Hubsi aus dem Fenster geflogen ist. Der Kuss als er wach wurde, mir war danach echt anders. Dieses Kribbeln im Bauch und gleichzeitig diese Unsicherheit. Danach ging aber nur der normale Stress und Streit wieder los. Klar er war Netter, aber auch nicht das was er in der Ehe mal war. Ich hätte so gerne Noch einmal vernünftig mit ihm gesprochen Hans, ihm alles erzählt und dann….“ Sie brach ab, Tränen brachten sie zum verstummen, Tränen der Trauer und Einsamkeit. Staller hatte ihr einfach nur still zugehört, all das was er sich seid Jahren dachte, war tatsächlich Realität. Sie hatte nie aufgehört ihn zu lieben und er da war Staller sich sehr sicher, liebte seine Anja auch. Jedes Mal wenn sie einen neuen hatte, war er noch schlechter drauf gewesen als sowieso schon. Auch dieses Traurige glänzen in seinen Augen, all das hatte er natürlich immer abgestritten. Doch Staller war nicht blöd und alle anderen auch nicht, jeder wusste das die Beiden sich liebten und brauchten, außer die Beiden selber. Anja legte ihren Kopf auf Stallers Schulter ab. Sie sagte nichts mehr, für diesen Moment war alles gesagt. Als sie wenig später wieder in der Pathologie stand, lag Hubsi natürlich immer noch reglos da. Sie räumte die Taschen seiner Jacke und Hose leer. Auch wenn ihr das grade sehr schwer fiel. Autoschlüssel, Hausschlüssel, Taschentücher, Geldbeutel und zwei Briefe zog sie aus seiner Jacke. In der Hosentasche befand sie etwas Kleingeld, ein Hustenbonbon und noch ein Zettel. Im Geldbeutel war alles nötige enthalten, ihr Blick blieb jedoch an einem Bild hängen, welches er darin aufbewahrte. Er und sie am Altar. Dann ein weiteres Bild, wie er sie im Arm hält und Staller im Hintergrund turnt, das Bild hatte der Riedl damals aufgenommen. Sie musste kurz Grinsen, war sie ihm also doch nicht so egal gewesen. Jetzt stockte sie, er hatte tatsächlich seinen alten Ehering im Geldbeutel, schwer musste sie schlucken. War hinter dem mies gelaunten kühlem und oft sehr gemeinem Mann doch noch der liebenswerte Franz gewesen. Sie Griff jetzt nach einem der Briefe. Erneut hatte sie mit den Tränen zu kämpfen.

Die Zeit läuft gegen Uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt