..if you open your heart and just stay..

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„Setz dich.", fordert er mich auf und zeigt kurz mit dem Finger auf die mir wohlvertraute Couch. Wortlos lasse ich mich auf das Polster sinken und beobachte Wil dabei, wie er hinter der Küchentheke verschwindet. Er wirft sich eine Schürze über und kramt einige Lebensmittel aus dem Kühlschrank hervor, die er sorgfältig vor sich auf der Arbeitsplatte anordnet. Nach einigen weiteren Augenblicken beginnt er damit Gemüse und Fleisch zu schnippeln, Nudeln aufzukochen und Pfannen mit Butter zu bestücken. Währenddessen wechseln wir kein einziges Wort, bis er endlich das Schweigen bricht. „Ich habe noch nie für eine Frau gekocht. Somit kann ich also auch nicht beurteilen, ob es gut wird. Ich jedenfalls empfinde meine Kochkünste als ausreichend.", lacht er und wirft das Fleisch in eine der vorbereiteten Pfannen.

„Ich werde mich überraschen lassen.", gebe ich kurz angebunden von mir und weiß noch immer nicht so recht, was ich von der ganzen Situation halten soll. Allerdings schaffe ich es endlich, mich aus meiner starren Position zu lösen und begebe mich nun in Richtung Küche, um Wil besser über die Schulter schauen zu können. „Du solltest dich doch setzen.", gibt er mir zu verstehen und ich zucke nur mit den Achseln. „Und?", erwidere ich trotzig. „Du bist wirklich anders, als die anderen, Kleines." - Er schüttelt kurz grinsend den Kopf und wirft im selben Moment das Gemüse mit in die Pfanne. Danach folgen die Nudeln und jede Menge Gewürze. „Wann genau hattest du vor mir zu berichten, dass es neben mir definitiv noch andere weibliche Wesen geben würde?", frage ich ernst, weil ich nicht länger warten kann, um Antworten zu erhalten. Es schwirrt gerade so viel durch meine Gehirnwindungen und ich halte diese Ungewissheit einfach nicht mehr aus. „Keine Ahnung. Die anderen wissen das meist schon. Da hab ich das wohl vergessen zu erwähnen.", redet der Schwarzhaarige locker. „Sowas vergisst man nicht. Zumal dir ja mittlerweile klar sein müsste, dass ich dich vorher keineswegs kannte." - „Auch ich vergesse mal was." - „Aber sowas Essentielles?", hake ich nach, weil ich mit seinen Worten unzufrieden bin.

„Was möchtest du hören, Rebecca? Eine Entschuldigung, weil ich so bin, wie ich bin? Die wirst du von mir nicht bekommen." - Kraftvoll rührt er nun mit einem Holzlöffel in der großen Pfanne herum und vermengt alle Zutaten miteinander, damit diese nicht im besagten Schmorpott anbacken oder gar zu brennen beginnen. „Nein, Wil. Ehrlichkeit. Die möchte ich.", sage ich ruhig und bin selbst ganz überrascht über meine sanfte Art, die ich gerade an den Tag lege. „Wie viele Frauen hast du denn an deiner Seite?" - „Im Moment sind es 4. Die blondgelockte Lucia, die ich vohin getroffen hatte. Dann haben wir da noch Nicole, mit den langen schwarzen Haaren. Emily, die Rothaarige die nie genug bekommen kann. Und zu guter Letzt noch Klara, die hübsche Deutsche mit dem Kurzhaarschnitt, die ich aufgrund der Entfernung nur selten zu Gesicht bekomme." - Ich muss unwillkürlich schlucken. Will ich wirklich Nummer 5 werden? Ich bin mehr als nur unsicher. Mein Satz: 'Ich will dich und möchte dir gehören!', den ich Wil vorhin noch übermotiviert entgegenschmettern wollte, hallt in meinem Kopf und irgendwie fühle ich ihn nicht mehr so intensiv, wie zuvor. Trotzdem. Irgendetwas tief in mir, möchte dieses Abenteuer noch immer eingehen.

„Und du triffst sie alle regelmäßig? Mal abgesehen von Klara.", frage ich weiter, um meine innere Unbeholfenheit durch Wissen zu besänftigen. „In relativ regelmäßigen Abständen, ja. Außerdem bin ich mit allen im regen Schreib- oder Telefonkontakt." - Ich nicke seine Worte ab. „Und wie ist das Verhältnis zu den Frauen und dir?" - „Du bist wirklich neugierig.", bemerkt Wil und teilt nun das Essen auf zwei Teller auf. „Ich möchte mir nur klar werden, womit ich es hier zu tun habe." - „Schön. Dann werde ich dich aufklären. Nimm' Platz, iss und lass' mich berichten.", meint er, drückt mir den vollen Teller mit den gebratenen Nudeln in die Hand und lotst mich zum Essen auf die Dachterrasse. Der Novemberwind weht uns ein wenig um die Nase, aber im Gegensatz zu den anderen Tagen ist es trotzallem heute verhältnismäßig warm und sonnig, so dass es sich lohnt draußen zu dinieren. Wir setzen uns also an den Holztisch, beginnen mit speisen und Wil klärt mich endlich etwas mehr über sein Leben als polyamorer Dom auf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 31, 2021 ⏰

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