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Langsam umkreisten sich die Rivalinnen, starrten sich feindselig in die Augen. Der Kampfeslärm um sie herum war plötzlich nur noch ein leises Hintergrundgeräusch. Melody wusste, dass sie ihre ganze Konzentration und Kraft für den bevorstehenden Kampf benötigte. Geduldig wartete sie auf den Angriff der Sirene, welcher auch sogleich erfolgte, als ihre Feindin bemerkte, dass Melody scheinbar abgelenkt war.
Mit einem animalischen Fauchen stürzte sie vor, darauf bedacht, nicht vom Dolch berührt zu werden. Die Angst in ihren Augen war groß, aber größer noch war die Wut, die die Augen der silberhaarigen Sirene funkeln ließen. Wie in ihren vorherigen Angriffen hatte sie es auf Melodys Augen abgesehen und streckte ihre Klauen danach aus. Mit einer unwirklichen Geschwindigkeit rauschte sie bedrohlich auf Melody zu. Melody wich ihr geschickt aus, und stieß den Dolch in die Richtung der Sirene.Diese hatte anscheinend nicht mit einer solchen Aktion gerechnet, und schrie schmerzvoll auf, als der Dolch einen leichten Schnitt im Oberarm hinterließ.
"Arghh, du kleines Miststück! Du wirst dafür bezahlen, Halbblut!", kreischte sie Melody ins Ohr. Melody ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wehrte konzentriert einen weiteren Angriff ab, drehte sich unter den Händen der Sirene hindurch und versuchte, sie erneut mit dem Dolch zu erreichen.Obwohl sie nie eine Waffe in der Hand gehalten hatte, spürte sie genau, was sie tun musste. Es war, als würde der Dolch ihre Hand führen und nicht umgekehrt. Schnell schob sie den Gedanken aus ihrem Kopf, denn um Haaresbreite hätte die Sirene ihr den Dolch entwendet.
Mittlerweile keuchte sie leicht, denn das Tempo, mit dem sie sich duellierte, war alles andere als niedrig. Die Erschöpfung setzte ihr zu. Sie ließ ihre Augen wandern und stellte mit Erschrecken fest, dass alle ihre Freunde überwältigt worden waren.Calima, die mit verschlossener Miene das Schauspiel betrachtete. Von ihren Handgelenken tropfte Blut, ihre Flosse zitterte.
Arelè, die gerade erneut in Fesseln gelegt wurde, Cole war erwacht, schaute erschöpft auf den Boden.
Will, der sich schützend vor Arizona stellte und die Hiebe der Sirenen einfing, um die verletzte Amazone abzuschirmen.
Lagoona, welche ängstlich umher schaute und am ganzen Körper bebte.
Lennox, wurde geknebelt und wand sich unter den Fesseln, die die Sirenen viel zu eng um seine Hände gebunden hatte und tief in sein Fleisch schnitten.
Sie warf einen Blick auf Nyx, welcher sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an einer Steinwand heruntergleiten hatte lassen und mit trübem Blick den Kampf beobachtete. Noch hatte ihn keine Sirene beachtet. Melody sah in seinen Augen, dass er alles getan hätte, um selbst gegen die Sirene anzukämpfen, aber seine Verletzungen schienen stärker als von ihm angenommen. Besorgt vergaß die Nixe für einen kurzen Moment den Kampf, in dem sie sich befand und musterte den grünäugigen Jungen.
Das war ein Fehler.
Melody spürte den Schlag in ihrem ganzen Körper. Ihr Kopf flog zur Seite, ihre Muskeln versagten und der Dolch war kurz davor, ihr aus der Hand zu gleiten. Mit dem bisschen Kraft, das ihr noch zur Verfügung stand, hielt sie ihn fest, als sie durch die Wucht zurückgeschleudert wurde. Hart schlug die Nixe auf dem Boden auf, und der Sauerstoff wurde ihr für ein paar Sekunden aus der Lunge gedrückt. Um Atem ringend blieb sie liegen.
Sie spürte die Wellen, die die Sirene machte, als sie langsam auf ihr Opfer zuschwebte. Melody schloss kurz die Augen; die Schwärze der Ohnmacht griff mit ihren Schattenhänden nach ihr. Unter Anstrengung öffnete sie ihre Lider und erhob sich ächzend.
"Jetzt bezahlst du für deine Taten, Macambrianerin. Ich lasse dich leiden, deine Freunde, dafür, dass ihr in unser Heim eingedrungen seid und unsere Ruhe gestört habt.", zischte sie und setzte ein grausames Lächeln auf ihre Lippen.
Die Wunde an ihrem Arm blutete stärker, als Melody gedacht hatte und schien an den Kräften der Sirene zu zerren. Sie schwamm langsamer, fast träge und ihre Bewegungen waren nicht mehr ganz so elegant, wie zuvor. Melody sah ihre Chance, sie war klein, aber das war auch die Wunde der Anführerin.
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Weltenwandler - Wechsel der Gezeiten
Fantasy»Sie war allein. Niemand war bei ihr. Nur eine Kette lag versteckt zwischen den Fingerchen, viel zu groß für die kleine, zarte Hand, als wäre sie fehl am Platz und doch, als gehöre das Schmuckstück genau dort hinein. Die Kette war aus purem Gold, d...