Der See lag dunkel und still vor mir. Es wurde schon dunkel und der letzte Schimmer der Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Eine leichte Brise ließ mich Schaudern.
Ich wollte mich hier mit meinem besten Freund treffen, doch er war nirgendwo zu finden. Normalerweise war ich die Person die zu spät kam, aber jetzt war er schon über 1 Stunde zu spät.
Wir hatten den kleinen See vor ein paar Tagen bei einem unserer Streifzüge durch den Wald entdeckt. Er sah zwischen den Bäumen aus, wie eines dieser Kalenderbilder im Schlafzimmer meiner Eltern .
Eigentlich wollten wir heute hier schwimmen gehen.
Der See schien erstaunlich sauber zu sein und obwohl er mitten im einsamen Wald lag, konnte ich keine Tiere am Ufer oder im Wasser erkennen.
Nicht mal Insekten flogen über der Wasseroberfläche entlang.Ich versuchte John anzurufen. Doch er ging nicht an sein Handy.
Plötzlich hörte ich etwas. Ohne den Anruf zu beenden nahm ich das Handy vom Ohr und schaute mich verwundert um.
War das etwa Johns Handy?
Ich folgte dem Geräusch und erstarrte als ich sein Handy am Ufer liegen sah. Noch einen Zentimeter näher am See und es wäre im Wasser gelandet.
Plötzlich wurde mir kalt und ich hatte das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus. Schnell drehte ich mich um und lief in Richtung meines Fahrrads.
Gerade als ich dabei war aufzusteigen und loszufahren ließ mich etwas mitten in der Bewegung erstarren.
Es war eine Stimme. Sie sang.
Es war schöner als alles was ich je in meinem Leben gehört hatte. Sie klang so schön und unschuldig, dass ich nichts anderes mehr wahrnehmen konnte.Ich rufe dich mit meinem Herz,
Komm her du junger Mensch
ich brauche dich für meinen Schmerz denn du wurdest auserwählt.
Die Dunkelheit wartet hier auf dich,
dein Schicksal steht jetzt fest.
Der Schatten in der Tiefe ist jetzt nah und nicht mehr fern.Ich war so gebannt das ich auf nichts anderes als diese wunderschöne Melodie achten konnte. Alles war mir egal.
Der Text des Liedes.
Meine Familie.
Ja sogar mein Leben.Ich weiß nicht wie lange ich nichts mehr außer dieser Stimme wahrnahm.
Erst als ich etwas kaltes an meinen Beinen spürte kam ich wieder zu Bewusstsein. Erschrocken blickte ich mich um. Ich stand bis zu den Knien in dem Eiswasser des Sees. Es war schon dunkel und der Mond spiegelte sich auf der dunklen Wasseroberfläche.
Die Stimme war verstummt.
Ich versuchte all diese Informationen in meinem Gehirn zu verarbeiten, aber es war einfach zu viel.
Wann war ich im Wasser gelandet?
Warum war es Nacht?
Und wo war John?Noch während ich dabei war meine Gedanken zu sortieren, spürte ich etwas an meinem Bein.
Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Wie versteinert stand ich einfach nur da und wagte es nicht nach unten zu schauen. Ich wusste das dieses Ding noch immer neben meinem Bein war. Ich spürte es.
Langsam senkte ich meinen Kopf und schaute auf das, was dort neben mir schwamm. Ich sog die Luft ein.
Es war John. Er schwamm auf dem Bauch neben mir und bewegte sich nicht. Nachdem ich den Schock überwunden hatte. Sank ich neben ihm auf die Knie.
Als ich das kalte Wasser an meinem Bauch spürte, keuchte ich. Aber das waren alles Nebensächlichkeiten. So schnell wie ich es mit meinen steifen Gliedern schaffte drehte ich ihn um.