Kapitel 7

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Niall wurde durch merkwürdiges Murmeln geweckt, das an seine empfindlichen Tigerohren drang. Automatisch stellten sie sich auf, doch er hielt die Augen geschlossen. Raschelnde Geräusche drangen in sein Bewusstsein, es hörte sich nach Kleidung an. Still und völlig unbemerkt hörte er den Gesprächen der Menschen zu und erschauderte. "Wir könnten es für die Firma verwenden, oder teuer verkaufen! Es würden Millionen rausspringen..." "Ja! Oder wir verschiffen es nach Frankreich, da gibt es die besten Schwarzmärkte!" Niall zuckte erschrocken zusammen und angestrengt versuchte er, sich die Angst nicht anmerken zu lassen. Er spürte die Blicke der Menschen auf sich und rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen. Zu seinem Unglück bemerkten es die Leute und er hörte, wie sich einer neben ihn kniete. "Na, bist du aufgewacht, du komisches Wesen?" Die Stimme klang feucht und rau. Niall zuckte erneut zusammen und spürte sogleich Druck an seinem Nacken. Hektisch sprang er in einer fließenden Bewegung auf und wollte in die andere Richtung laufen, doch er prallte gegen einen steinharten Körper, der sich als Mensch herausstellte. Ihn überfiel nun glänzlich die Angst und sein ganzer Körper fing an, zu zittern. Die Männer kamen langsam und bedrohlich auf ihn zu und verengten den Abstand zwischen ihm und den Sklavenhändlern immer mehr. "Ach, hat der Kleine Angst?" Provokant stieß einer der Menschen ihm in die Brust und Niall fiel rückwärts auf die Erde. Daruaf hatten die Menschen anscheinend gewartet, denn sie stürzten auf ihn und im ersten Moment verstand der Hybrid gar nichts. Doch die Attentäter hatten nicht mit den verschnellerten Reflexen des Halbtigers gerechnet und waren dementsprechend überrascht, als Niall aufsprang und bedrohlich fauchte. Seine Augen wurden gelb und verengten sich zu schmalen Schlitzen, die gefährlich funkelten. Seine Eckzähne wuchsen immer mehr heraus und seine Nase sträubte sich. Die Männer waren im ersten Moment verängstigt, doch schon bald wuchs in ihnen noch mehr Mut, als sie eh schon hatten und stürzten vor. Die Raubkatze sprang hastig rückwärts, in ihr war eine solche Ruhe, wie sie noch nie erlebt hatte. Niall knurrte, der Laut aus seiner Kehle war so viel lauter als das Fauchen. Einige Leute zuckten erschrocken zusammen und rannten ängstlich davon, nur drei blieben noch zurück. Diese kamen langsam und behutsam auf ihn zu. "Komm doch her! Komm her!", versuchte der Anführer, ihn zu locken. Aber Niall hatte noch genau denselben Verstand und war noch genauso intelligent wie sie. "Niemals!", war seine Antwort und sprang auf den Mann zu. Dieser hob aus Reflex ein Messer, das Niall noch nicht gesehen hatte. Mit einem dumpfen Geräusch durchbohrte das Messer Nialls Schulter. Er sank winselnd zu Boden. Der Mensch über ihm grinste und wollte ihn mit einer Schlinge fesseln, doch Niall hatte noch Kraft und robbte, so schnell es ging, von ihm weg. Sie kamen hinterher, doch er war schneller. Seine Schulter schmerzte, weshalb er seine Pfote nicht mehr richtig bewegen konnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er vollständig zum Tiger mutiert war. Die großen Pfoten machten dumpfe, schwere Geräusche auf dem Waldboden und das gab ihm Kraft. Durch seine Gedanken schoss immer wieder das Bild des Schwarzhaarigen durch den Kopf. Und immer weiter trieb ihn dieses Bild, bis er hinter sich nichts mehr hörte. Erschöpft brach er auf der Stelle zusammen und sah zu seiner Schulter. Sie blutete stark und schmerzte so wie nie zuvor. Der Tiger winselte und rollte sich zu einer schützenden Kugel zusammen. So lag er auch noch da, als die ersten Touristen den Weg entlangkamen und ihn bemerkten. Niall bekam davon nichts mit, er war vollkommen im Reich der Träume angelangt.

Hybrid Boy - Ziall (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt