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Mal wieder. Wenn sie erneut ohnmächtig wird, hat sie keine Chance Aaron zu holen, also muss sie sich Mühe geben. Sie hätte mehr essen sollen, als die paar Happen von dem Braten, den Elaine ihr gebracht hat. >> Wenn das alles ist, dann los. << Seufzend löst sie sich von ihrer Freundin und geht vorbei an Lyra, Mort und Felina. Direkt auf die Felswand zu.

Für einen kurzen Moment betrachtet sie den abgeschliffenen Stein und legt ihre Hand auf die eisige Fläche. Dahinter ist er. >> Ich hole dich da raus Aaron. << Wispernd ballt sie ihre rechte Hand zu einer Faust und beginnt sich zu konzentrieren. Sie muss diesmal tiefer hinab, immer tiefer in ihre Macht. Diesen Abstieg hat selbst ihre Mum schon dutzende Male durchgeführt und sie wird das auch schaffen. Für Aaron.

Zuerst sehen sie nichts. Cora steht nur da. Ihre Augen geschlossen und absolut reglos. Dank des immer dichter werdenden Nebels könnte man sie für eine Statue halten, bis ein Funke ihre kleine Gestalt erhellt. Erst ein kleiner Punkt, vielleicht so groß wie eine Kerzenflamme. Doch dann wächst er, breitet sich aus, bis sich eine Säule aus Feuer um ihre Hand gelegt hatte. Rot, golden und schwarz brennen die Flammen den Frost vom Felsen und erkämpfen sich ihren Weg. Bis sich ein Portal formt. Perfekt kreisrund und geschaffen aus ihren Flammen.

>> Geht durch... ich kann es nicht ewig halten. Also lauft! << Lyra reagiert sofort und schnappt sich Felinas Hand. Mit beinahe mannsgroßen Schritten sprintet sie durch das Portal. In den wenigen Sekunden zwischen den Flammen fühlt sie sich wie neu erschaffen. Wie ein Phönix geboren aus der Asche. Der Spruch erfüllt sich.

Doch dann herrscht plötzliche Dunkelheit. Das plötzlich weniger werdende Licht trübt ihre Augen und Lyra erkennt nur noch Cora, die erleuchtet von ihren Flammen vor dem Portal steht. Das Haar so golden wie geschmolzene Kostbarkeiten, doch ihre Augen... beinahe schwarz, so dunkel verfärbt sich ihr Kiefergrün. Als würde sie den Blick auf sich spüren, richtet sie ihre Augen auf die Dunkelheit vor ihnen. >> Was? <<

>> Du siehst... << Hilfesuchend sieht Lyra zu Felina, die wie sie verzweifelt nach einer Beschreibung für ihr Erscheinen sucht. >> Du siehst ein wenig aus wie... ein Valg Cora. Nur ein bisschen. << Leise schnaubend und mittlerweile wankend, tritt sie durch das Portal, das sofort zusammenbricht, als sie den steinigen Untergrund betritt. Die Stille um sie herum erfüllt mit der Hitze ihres Feuers. >> Darum kümmere ich mich später. << Und dann rennt sie und rennt und rennt, bis sie ihre Freundin aus den Augen verloren hat. Perplex blickt Lyra Felina an, die nichts anderes in der Dunkelheit vor ihnen sieht und nichts weiter wahrnimmt, als die schnellen Schritte ihrer Freundin. >> Und jetzt? Warten wir, bis sie wieder kommt? << Die andere Möglichkeit wäre ihr nachzulaufen. In die verzweigten Labyrinthe in diesem Berg. Sie würden hier sterben und nur Cora findet den Weg zu Aaron.

Leise seufzend lässt sich Lyra an der Steinwand runtergleiten und ignoriert die Schatten dahinter.

>> Wir warten, sie wird zurechtkommen und bei diesem Wiedersehen will ich echt nicht dabei sein. Sie verdienen diesen Moment. <<

In ihren Ohren rauscht das Blut. Der Funke in ihrer Brust, so klein, dass er nur schwach leuchtet, zieht sie weiter. Bis vor eine solide Steintür, versehen mit nur einem kleinen Spalt um zu sehen ob er noch am Leben ist. Und sie hört keinen Herzschlag, keinen Atem.

Ihr bleibt die Luft weg, als sie ihre Hand auf den kalten Stein legt und wartet, bis er von alleine zur Seite gleitet. Licht ist nicht vorhanden und die Stille ist beinahe erdrückend. Der Gestank von allen möglichen Ausscheidungen und Blut schlägt ihr in Wellen entgegen und lässt sie würgen.

>> Aaron? << Um zu verhindern auch noch auf den nackten Stein zu kotzen, hält sie sich die Hand vor den Mund und tritt weiter in den kleinen Raum hinein. Es dauert ein paar Sekunden bis sich ihre Augen an die anhaltende Dunkelheit gewohnt haben. Und als sie die vielen Kratzer an den Wänden sieht, stockt ihr der Atem. >> Bist du hier? << Vorsichtig geht sie weiter und hält an, als ein leises Scharben ihre Aufmerksamkeit erregt.

Sie kann es nicht sein. Das muss Einbildung sein. Cora würde niemals hierher kommen. Nicht alleine und schon gar nicht wegen ihm. Doch er riecht sie. Diesen Geruch würde er immer und überall wiedererkennen. Vorsichtig sieht er zu ihr, zu der Person, die beinahe blind durch das winzige Zimmer wandert. Knapp an ihm vorbei. >> Cora? << Er hat seine Stimme schon so lange nicht mehr benutzt, dass sie mehr wie ein Knurren klingt, als er ihren Namen ausspricht. Rau und animalisch, doch sie reagiert darauf. Ihr Gesicht wendet sich ihm zu und sie erstarrt. Emotionen, die so unterschiedlich sind, dass er nicht hinterherkommt, jagen in schneller Abfolge über ihr Gesicht.

>> Aaron... << Nur leise wispernd schleicht sie sich zu ihm. Sinkt vor ihm auf die Knie und streckt langsam eine Hand nach ihm aus, während Tränen ihre helle Haut benetzen. Und er bleibt still, unbewegt, um sie nicht zu erschrecken. Denn dieser Traum... dieser wunderschöne Traum soll nicht enden. Nicht wie der Letzte. >> Oh Gott, du lebst. << Schluchzend nimmt sie ihn in den Arm und lässt ihn nichtmehr los. Ihr Körper, so dünn, bebt unter ihren Gefühlen und er hält sie einfach nur fest. Denn sie ist real. Kein Traum. Er kann sie spüren.

>> Ich lebe Kleine. So einfach wird man mich nicht los. << Um Haltung bemüht drückt er sie noch fester an sich, bis ihre Tränen langsam versiegen und sie ihn ansieht. Erst, als er ihre schockgeweiteten Augen bemerkt, fällt ihm wieder ein wie schlimm er aussehen muss. Als Wolf hat er die Beherrschung verloren. >> Was ist passiert? << Kopfschüttelnd lehnt er seinen Kopf an ihren und atmet durch, atmet den Geruch nach Asche ein, der immer an ihr haftet. Sanft und bemüht langsam streicht er ihr über den Rücken. Fühlt das Leder und die Schwertscheide, die sie wohl angelegt hat, und spürt auch die Hitze, die sie noch immer ausstrahlt, die sie niemals loswird, egal was sie tut. >> Hab dich vermisst Kitty. << Leise lachend boxt sie ihn, sanft, gegen die Schulter und hört dann auf. Zu erschöpft um noch weiter zu spielen. Fröhlich sein ist anstrengend. Doch das muss sie hier nicht.

>> Ich hätte nicht aufgehört nach dir zu suchen, niemals. <<

Tränen steigen ihm in die Augen. So brennend und wahrhaft, dass er sie nicht aufhält, bis sich das Gefühl von Erleichterung ausbreitet. >> Danke. << Leise wispernd genießt er ihre Nähe, bis er einschläft. Die Ruhe genießend, die sich ausbreitet. Weil sie endlich da ist. Sie rettet das Stück seiner Seele, das untergegangen wäre, wenn man ihn hier unten gelassen hätte.

Er wird Rache nehmen. Rache an allen, die ihn in zu dem gemacht haben, der er jetzt ist. Doch zuerst wird er die Bindung festigen, dessen Fehlen ihn beinahe umgebracht hätte. 

Princess of Fire and Darkness ToG FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt