>> Cora, sieh mich an. << Vorsichtig umfasst er ihre Wange und sieht sie an. Blut und Dreck verschmiert ihr bleiches Gesicht, doch sie atmet. Sie lebt und das ist das Einzige, was gerade für ihn zählt. Schluckend sieht er sie an und streicht vorsichtig über einen Schnitt, wobei sie zusammenzuckt. Langsam öffnen sich ihre Augen. Ihr Blick so voller Schmerz trifft auf seinen und er versteht. >> Es ist nicht deine Schuld. <<>> Aber... wir haben das getan und... <<
>> Ja, wir, nicht du alleine. Kitty, das... es ist nicht deine Schuld. << Sondern seine.
Hustend dreht er sich um und blickt durch dichten Rauch zu den anderen. Mittlerweile ist ganz Velaris wach und in heller Aufruhr. Rhys und sein innerer Zirkel rennen ihnen entgegen. Voller Sorge und Schock. Und dann lichtet sich der Rauch und offenbart das ganze Ausmaß der Zerstörung.
Aura schreit, schreit aus tiefster Seele. Ihr Schmerz schallt in die Welt hinaus, während Tränen über ihre blutige Haut laufen. Ihr Bein... es ist nicht mehr da. Es... liegt da drüben.
Lyra wirft sich neben sie auf die Knie und hält sie fest. Hält sie einfach dicht an sich und redet auf sie ein. Redet und redet, bis ihr wegen des Rauchs die Luft ausgeht und sie zu husten beginnt.
>> Alles wird gut. Ich verspreche es. <<
Schreie ertönen über den Fluss. Rufe nach Aura, nach Nino und nach Cora. Amren kämpft sich zu ihren Freunden und wird sofort von Azriel gestützt, der sich mit Panik in den Augen umsieht.
>> Rhys. << Hustend krallt sich die Fae an die schwere Rüstung und blickt zu ihrem High Lord auf, der ihr seine ganze Aufmerksamkeit schenkt. Immer darauf bedacht dennoch alles im Blick zu behalten.
>> Was ist hier passiert? << Schluckend blendet Amren sämtliche Schreie aus und rappelt sich auf, ignoriert den blendenden Schmerz in ihrer Seite. Der Stein kommt später da raus, er muss es erfahren. >> Amarantha und Maeve, sie sind zurück. Beide, sie sind wieder da. Lebendig. << Und nun erblasst der große High Lord und blickt sich mit aufgerissenen Augen um.
Bettelndes Wimmern, Flehen und Schluchzen mischt sich unter Schmerzensschreie, die einem bis ins Mark gehen. Alle bluten, sind verletzt und leiden. Denn sie haben nicht nur diese Frauen wieder zurückgeholt. Sondern auch Connall, der das alles aus seinem Grab heraus geplant hat.
>> Felina, wo tut es weh? << Mor kniet neben ihr. Weiter entfernt von den anderen. Denn Nino wurde von der Brücke geschleudert, als er sich vor sie geworfen hat.
Ihr sagen wo es wehtut? Alles. Ihr ganzer Körper zerspringt unter dem Druck, den ihr Herz nicht mehr verkraften konnte. Sie muss schreien, toben, weinen, aber sie kann nicht. Stumme Schreie kommen ihr über die bebenden Lippen, als sie auf ihn herab sieht. Tränen fließen in Strömen über ihre Wange und versiegen auf dem Kragen ihres Hemdes. Manche tropfen auf sein Gesicht, das so friedlich wirkt, als würde er schlafen. Vielleicht tut er das.
Vielleicht ist der ausbleibende Atem ein Zeichen der Ruhe. Ein Symbol des ewigen Friedens. Vielleicht wacht er auf, lächelt sie an und macht all die Dunkelheit wieder hell.
Schluchzend sieht sie auf ihn herab und wischt ihm fast eingetrocknete Tränenspuren aus dem Gesicht und lässt sich neben ihn fallen. Den Schmerz in ihren Knien fühlt sie nicht und sie hört auch nicht die Stimmen ihrer Freundinnen, die nach ihr rufen und Fragen stellen, auf die sie keine Antwort geben will. Keine geben kann. Wenn sie nicht an ihrer eigenen Stimme ersticken will.
Bebend und zitternd bettet sie ihren Kopf an seiner Brust und weint. Lässt den einzigen Ausdruck von Trauer aus ihr heraus und betet in die Stille hinein, die sie umschließt.
Er soll leben. Soll atmen. Sein gottverdammtes Herz soll wieder anfangen zu schlagen.
Für sie. Für ihr Kind. Für die Liebe, die zwischen ihnen liegt und gerade erst angefangen hat Früchte zu tragen. Er soll leben für die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatten.
Dieser eine Moment darf nicht das Ende sein. Der Sturz war doch gar nicht so hoch. Acht, neun Meter vielleicht, aber nicht mehr.
>> Es war doch gar nicht so hoch. << Nur schluchzend entgleiten ihren zittrigen Lippen diese Worte. Jemand muss doch etwas tun. Irgendjemand. Fae. Hexe. Oder sonst wer, aber irgendjemand soll ihm helfen!
>> Cora! << Den Geschmack von ihren Tränen auf der Zunge spürend, wischt sie sich über die Wange, auch wenn gleich wieder bittersüße Tropfen ihre Haut benetzen. >> Heile ihn. Bitte. << Ihre beste Freundin sieht von ihr zu ihm und erbleicht bei der Kopfwunde und wendet sich an Aaron, ihrem Gefährten. Im Moment kann sie für diesen Mann nur Hass empfinden. Wieso läuft er herum, obwohl er so viel Schlimmeres getan hat, als Nino? Wieso liegt nicht er hier und kämpft um sein Leben?
Cora löst sich von ihm und kniet sich neben Felina, zittrig, wie es ihre Hände beweisen. Ihre Stimme nur ein einziges Wispern, dass von den deckenhohen Felsen zurückgeworfen wird. >> Ich weiß nicht, ob es klappt. Aber ich tue alles, um ihn zu retten. << Ein letztes Mal umarmt Cora sie noch, bevor absolute Dunkelheit hereinbricht und das spärliche Licht sich mit dem Feuer in ihren Händen vermischt.
Sich windend und kämpfend, umschließt nun Feuer die Hände der Prinzessin, als sie diese Kugel auf die Brust ihres Freundes drückt. Geflüsterte Worte verlassen in steter Reihenfolge ihre Lippen. In einer so fremden Sprache, dass sie niemals dahinterkommen würde, was sie da gesagt hatte. Sie verhallten in der Dunkelheit und bohren sich in ihr Herz. Diese fremden Worte.
Sein Körper aber bewegt sich nicht. Das pulsierende Leuchten wird mehr, verfängt sich in seinen Haaren und dringt in ihn ein. Beleuchtet ihn von innen. Felina kann nicht anders, als immerwährend auf seinen Herzschlag zu hören. Zu hoffen, dass es wieder anfängt. Einfach so. Von der Hand ihrer Freundin wiederbelebt.
Schweiß steht ihr auf der Stirn und sie schwankt. Das Licht in ihrem Inneren verblasst und Aaron eilt zur Hilfe. Legt ihr eine Hand auf die Schulter um sie aufrecht zu halten. >> Halt noch ein bisschen durch Kitty. Der Mensch muss leben. << Und als wäre das der Weckruf gewesen, den er gebraucht hatte, fängt sein Herz wieder zu schlagen an. Doch seine Augen bleiben geschlossen.
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Princess of Fire and Darkness ToG FF
FantasyAelin rettete die Welt, sorgte für Frieden und Wohlstand und auch ihre Tochter wuchs behütet mit Lysandras und Manons Tochter auf. Doch die tiefen Schatten der Nacht hatten ihre Haustiere entlassen und sie wollen spielen und sie fürchten nur die Erb...