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ᎻϴΝᏀᎫϴϴΝᏀ

Ich brauchte einige Sekunden, um die Bedeutung seiner Worte zu verarbeiten und überhaupt zu realisieren, was Sache war.

Sein Vater hatte sich dazu entschieden, nicht mehr gegen den Tod anzukämpfen und stattdessen von uns zu gehen.

Schluckend sah ich auf den rot-schwarzen Haarschopf hinab, der bitterlich und ungehemmt weinte.

Ich drückte ihn fest an mich, wobei er sich an mich klammerte, als wäre ich sein Fels in der Brandung, der ihm den nötigen Halt gab und ihn vom Absturz bewahrte.

"Aber sollte er nicht noch darauf warten, dass die Medikamente anschlagen?
Sie wurden doch erst neulich neu dosiert...", fragte ich leise, was zuerst mit einem Schulterzucken beantwortet wurde.

"Er kann das nicht mehr...
Es gibt, laut der Ärztin, keine Anzeichen dafür, dass... dass die Medikamente anschlagen.
E-Er hat aufgegeben, Joong..."

Unbeholfen sah ich ihn an, als er mir mit tränenverschmiertem Gesicht und nassen, roten Augen entgegenblickte.

Die Medikamente schlugen nicht an.

Das war seine letzte Chance gewesen.

"E-Er wird demnächst eine Tablette bekommen, die er einnehmen muss.
Er möchte nun in Ruhe gehen... ohne seine letzte Kraft sinnlos zu verschwenden..."

Immer mehr heiße Tränen hinterließen ihre Spuren auf seiner Wange, die sich, ebenso wie seine Augen, immer mehr rötlich färbten, als er die Worte aussprach, wobei er das Wort sinnlos ironisch betonte.

Ich konnte es verstehen.

Für San war kein einziger, noch so kleiner Versuch sinnlos - sondern eine reelle Chance auf Heilung.

Jede Minute, die sein Vater auf dieser Welt sein konnte, war für San Goldwert und nun wollte Siwoo freiwillig gehen.

Er tat mir unendlich leid und es zog mir das Herz zusammen, ihn so zu sehen.
Er liebte seinen Vater, der sich dazu entschlossen hatte, von dieser Welt zu gehen, und ich konnte nichts weiter tun, als dabei zuzusehen und San im Arm zu halten.

Ich fühlte mich nutzlos, auch wenn es vielleicht unbegründet war.

Zu gerne wollte ich ihm den Schmerz nehmen, der ihm offensichtlich Luft zum Atmen raubte.

"Kann ich etwas für dich tun?", fragte ich leise entgegen seiner Schluchzer.

Ich hoffte auf eine hilfreiche Antwort, damit ich ihm die Situation wenigstens ein Stück erträglicher machen konnte, doch San schüttelte nur mit dem Kopf und wandte sich anschließend von mir ab.

Ich konnte seinen Schmerz spüren und auch mir blieb ein flaues Gefühl nicht vorenthalten, denn ich kannte Sans Vater nun schon seit meiner frühen Kindheit.

Auch mir tat es weh, dass er ging, doch es war kein Vergleich zu Sans Empfinden.

Als mein bester Freund sich mit den Händen am Tisch abstützte, um schwerfällig aufzustehen, fixierte ich meinen Blick auf ihn.

Er sah in diesem Augenblick so schwach und zerbrechen aus, dass es mir fast das Herz zerriss.

"I-Ich geh hoch... brauche... brauche Zeit allein..."

Mit diesen Worten entfernte er sich auch schon von mir und kurz darauf hörte ich ihn die Treppe hochlaufen.

Schwer seufzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und dachte nach, wie ich meinem besten Freund nun helfen konnte.

Ich wusste, dass niemand Siwoo dazu zwingen konnte, auf dieser Welt zu bleiben, also fiel die Möglichkeit, ihn zu bequatschen, weg.

Es wäre jedoch auch nicht respektvoll, seinen Wunsch auf Frieden nicht zu akzeptieren und ihn stattdessen aufgrund von egoistischem Eigeninteresse überreden zu wollen.

ᏴᎡᎬᎪᏦᎪᏴᏞᎬ ͲᎬᎪᏟᎻᎬᎡ •ᎷᏆΝᎫϴϴΝᏀ//ᏔϴϴՏᎪΝ• || ⏳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt