Kapitel 18

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Die Polizei traf eine Entscheidung.

40 Geisel für Rio.

Easy.

Dachte ich.

Wir ließen einfach die raus, die wir nicht brauchten. Rentner, Kinder, Schwangere, oder Menschen mit Behinderungen.

Wir öffneten die Türen. Die 40 Geisel liefen so schnell raus, wie sie konnten. Raus in die Freiheit. Wahrscheinlich dachten sie das wir sie gleich erschießen oder so.

Lächerlich.

Ein Junge kam mit einem schwarzen Jackett und schwarzen Krawatte in die Bank rein. Er hatte ein breites Grinsen mit Grübchen im Gesicht und seine Augen funkelten vor Freude.

Würde ich nicht wissen, dass das Rio ist, würde ich denken, dass das ein 9-10 Klässler ist, der lieber skaten würde, anstatt für die Mathe Prüfung zu lernen. Er hatte braune Locken, braune Augen, war dünn, aber muskulös aufgebaut, und einfach der größte Schwarm für kleine Mädchen.

Tokio zählt auch dazu.

Ich und Martín standen oben im 2 Stock und beobachten Tokio wie dieses Kind umarmt.

,,Sie benehmen sich wie Kinder.''

sagte ich kalt.

,,Sie wissen absolut nichts, vom Leben. Rein Garnichts. Nicht wie man kämpft, wie man überlebt, weil sie alles von der Geburt an alles geschenkt bekamen und nie für etwas gekämpft haben. Egal ob das jetzt für die Liebe war, oder für ein bisschen Essen.''

zischte ich.

Sie wissen nicht, wie das ist, wenn man zusammen gekauert am Boden liegt und hofft das die Tritte von der eigenen Mutter in die Rippen bald aufhören. Sie wissen es nicht, wie das ist, trotz Schmerzen weiter zu rennen, weil man Angst um sein Leben hat. Sie wissen nicht, wie man sich in jede Ritze nicht verstecken kann und absolut lautlos bleibt.

Sie wissen nicht...

wie das ist, wenn man jede Nacht zu Gott, weinend, betet das das alles aufhören soll, und der Tod endlich sie vom Leben erlösen soll.

Martín lächelte schwach.

,,Und vor allem wissen sie nicht, wie man hofft das die Klinge diesmal, zu tief reinschneidet , und man das raus fließen vom eigenen Blut nicht mehr stoppen kann, und es endgültig vorbei ist.''

Ich drehte mich um, und begutachte mein Ehemann der gerade auch mich, seine Ehefrau, anschaute.

Ich erinnerte mich an meine ganze Suizid Versuche, und eine Trauer überflog mich, aber nicht wegen mir, sondern weil meine Liebe des Lebens genau den gleichen Mist durchmachen musste wie ich, und das macht mich kaputt.

,, Я люблю тебя''

flüsterte ich schüchtern auf Russisch. Es fiel mir sehr schwer diese Worte zu sagen oder zu zeigen, dass das so ist.

,,Was, was hast du gesagt?''

lachte er unsicher.

Ich schaute selbstbewusst zu ihm hoch, direkt in seine grünen Augen und sah unsere ganzen Erlebnisse.

Wie wir im Dunkeln getanzt und gelacht haben.

Wie wir unter Dusche standen und es viel zu heiß war!

Wie er mich von hinten umarmt hat, und mich getröstet hat, weil ich mich an schlechtes Erinnert habe.

Wie ich morgens, ihn mit Küssen aufgeweckt habe.

Wie wir in der Kälte spazieren, waren, und tiefgründige Gespräche hatten.

Mein Spiegelbild🖤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt