Es war am Morgen eines ziemlich normalen Herbsttages, mein Bruder hatte erst zur dritten Stunde Unterricht und wurde gefahren. Also trottete ich allein zum Bus.
In der Bushaltestelle sagte ich jedem Morgen, sowie jeden Morgen und setzte mich neben Tabea auf die Bank, sie fragte mich wo mein Bruder sei und ich antwortete ihr in Stichpunkten die Fakten. Sonst bin ich morgens immer ziemlich wach und gesprächig, wenn ich in der Bushaltestelle bin, aber nicht an diesem Morgen.
Als der Bus kam und ich kurz vor meinem Stammplatz war fuhr der Busfahrer schon los und ich knallte, voll beladen wie ich war, gegen den Sitz und fluchte laut.
Ich hörte wieder meine Playlist, welche lang genug ist, dass man nicht jede Woche das selbe Lied hört. Als wir ein paar Kilometer gefahren waren, kam Spread Your Wings von Queen. Ich liebe Queen. Und als wir um eine Kurve fuhren und Freddie Mercury sang
Spread your wings and fly away,
fly away far away,
Spread your little wings and fly away,
pull yourself together,
cause you know you should do better,
that's because you're a free man
hatte ich meinen absoluten Tiefpunkt des Tages. Es ist so deprimierend zu wissen, dass du nichts tun kannst außer in diesem Bus sitzen zu bleiben, zur Schule zu gehen, in der Schule zu sein, wieder nach Hause zu fahren um dann dort noch etwas zu machen und zu wissen, dass dieser Kreislauf sich für die nächsten vier Jahre wiederholen wird macht die Sache noch viel weniger besser. In Filmen würde es noch regnen und es würde am Ende eines Tages passieren, aber bei mir war dem nicht so und ich denke es war so vollkommen ausreichend, außerdem würde die Person an der nächsten Haltestelle aussteigen, und wenn es auf einem Feld wäre, würde sie dort aussteigen und laufen, weit weg laufen um alles zu vergessen. Nur das ging bei mir nicht, da die nächste Haltestelle meine Schule war.