Ich musste mich ein paar Sekunden sammeln, dann versuchte ich mich in einem ehrlichen Lächeln und ging auf die beiden zu. ,,Hey, schön das wir uns so schnell wiedersehen", ich blieb vor Zayn und Louis stehen, wobei mir der Geruch von Zigarettenrauch in die Nase stieg. Es erinnerte mich an die letzte Begegnung zwischen Louis und mir, als er mir den Rauch direkt ins Gesicht gepustet hatte und ich würde nur allzu gern wissen, was ihm geschehen war und was seine Gründe dafür waren, sich nun so zu verhalten. ,,Schön finde ich das nicht sonderlich", gab Louis zurück, während Zayn wohl langsam seinen Schock verarbeitet hatte und die Zimmerschlüssel wieder aufhob. ,,Also was machst du hier? Möchtest du der Presse noch einmal beweisen, was du nicht für ein toller Mensch bist?" Gehässig verschränkte Louis die Arme vor seiner Brust, doch ich ließ mich davon gar nicht beirren.
Ich konnte mir vorstellen, dass es sich bei dieser Reaktion um einen Abwehrmechanismus handelte und auch wenn seine Worte weh taten und er wahrscheinlich tatsächlich so von mir dachte, am Ende traf ihn keine Schuld und ich hatte keinen Grund sauer zu sein. ,,Die Presse weiß nicht, dass ich hier bin und es wäre auch schön, wenn das erst einmal so bleiben würde. Und was meine Anwesenheit hier betrifft, ich werde für ein paar Wochen bleiben." Sowohl Louis auch Zayn hoben überrascht die Augenbrauen und hatten wohl nicht damit gerechnet, dass die Presse nicht informiert war, aber der zweite Teil meines Satzes missfiel ihnen. Beide setzten fast zeitgleich denselben abwertenden Gesichtsausdruck auf. ,,Ich wette, du wirst es hier sowieso keine vierundzwanzig Stunden aushalten", knurrte der braunhaarige, während seine Augen mich böse anfunkelten. Bevor ich jedoch ein weiteres Wort sagen konnte, stellten sich Liam und Niall neben mich. ,,Wir konnten uns letztes Mal noch nicht offiziell vorstellen, ich bin Liam und ihr seid Louis und Zayn, richtig?"
Mein bester Freund verschränkte ebenso wie Louis die Arme vor seiner Brust und sah dadurch um einiges bedrohlicher aus, als er eigentlich war. ,,Ach sieh mal", Zayn stupste dem braunen Wuschelkopf in die Seite, ,,seinen Schoßhund hat das Prinzchen auch wieder mitgebracht." Beide begannen laut zu lachen und verhielten sich, als hätten wir gerade nicht jedes Wort genau mit anhören können. Louis wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel, beruhigte sich etwas und schenkte uns dann wieder seine Aufmerksamkeit. ,,Entschuldigt, wir müssen nun wie ganz brave Jungs unsere Hausaufgaben machen. Hoffentlich sehen wir uns nicht so schnell wieder." Zayn öffnete in der Zeit ihre Zimmertür und ehe noch jemand etwas hätte sagen können, hatten sie diese auch schon wieder geschlossen und man hörte, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde.
,,Die Bekanntschaft mit Zayn und Louis habt ihr also schon gemacht", stellte Niall nüchtern fest und war damit der erste, der die Stille durchbrach, während ich noch auf das alte Holz der Tür starrte. ,,Ja, bei unserem ersten Besuch hier sind wir schon auf die beiden getroffen. An ihrer Freundlichkeit hat sich seither nichts geändert", murmelte Liam sarkastisch und legte schützend einen Arm um meine Schulter, woraufhin ich ihn dankbar anlächelte. ,,Die beiden bleiben meistens unter sich und doch sind sie irgendwie beliebt, besonders bei den Mädels. Ab und zu sind sie auch gar nicht so übel, aber soweit ich das mitbekommen habe, haben sie viel durchgemacht und dementsprechend sind sie von Menschen eher weniger angetan", erzählte Niall und auch wenn ich die Vermutung schon gehegt hatte, war es gut sie noch einmal bestätigt zu bekommen. Auch wenn es mich gleichermaßen ein wenig traurig machte daran zu denken, dass irgendwer die wahrscheinlich einst so fröhlichen Jungen zu dem gemacht hatte, was sie heute waren.
,,Weißt du genau, was sie durchgemacht haben? Weshalb sie hier leben?", fragte ich vorsichtig, doch Niall schüttelte den Kopf, was ich aber auch kaum anders erwartet hatte. ,,Dich interessiert das wirklich, oder?", neugierig sah der Junge mit den blond gefärbten Haaren mich an und schenkte mir ein sanftes Lächeln. ,,Ja, genau deshalb bin ich hier. Ich möchte hier den Alltag kennenlernen und die Umstände, unter denen ihr hier lebt. Ich will herausfinden, wie die Lehrer und Betreuer mit euch umgehen und ob ihr wirklich die bestmögliche Betreuung erhaltet. Dafür muss ich natürlich mit möglichst vielen sprechen und im besten Fall das Vertrauen gewinnen", erzählt ich Niall offen und ehrlich, denn er sollte wissen, dass meine Absichten reinen Herzens waren und ich nichts zu verbergen hatte. ,,Wow, ich glaube ich habe noch niemanden getroffen, dem das wirklich so eine Herzensangelegenheit ist, danke."
,,Dank mir lieber noch nicht, ich habe mir zwar viel vorgenommen, aber wer weiß, ob es mir am Ende auch gelingt." Mein Mitbewohner lächelte und nickte mir aufmunternd zu. ,,So entschlossen wie du scheinst, bin ich sicher, dass es gelingen wird. Und nun zeige ich dir endlich aus meinen Augen das Internat, vielleicht hilft dir das schon ein wenig." Liam hatte weiter seinen Arm um meine Schulter geschlungen, während wir Niall folgten, der uns als erstes die Gemeinschaftsbäder zeigte. Es gab sowohl einzelne Toilettenkabinen, als auch einzelne Duschkabinen und alles sah relativ gepflegt und sauber aus. Daraufhin gingen wir in ein Zimmer, welches wohl in einem der vier Türme gelegen war, die zu der Burg gehörten, welche an das Kloster angebaut worden war, denn die Wände waren allesamt abgerundet.
,,Das hier ist unser Gemeinschaftsraum", erzählt Niall, streckte die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis. Die Einrichtung erinnerte mich an den Gemeinschaftsraum der Mädchen, welchen Eleanor, Taylor, Danielle und Bella mir letzte Woche gezeigt hatten. Auch hier gab es einen Kronleuchter an der Decke, ein großes Sofa, einen kleinen Fernseher und ein paar durchgesessene Sessel. ,,Eigentlich ist immer jemand hier, außer wenn gerade Unterricht ist. Wenn man sich alleine fühlt, kommt man hier hin und kann seine Sorgen sogleich vergessen." Neugierig sah ich mich um, während Nialls Erzählung mich zum Lächeln brachte, denn es war ein schöner Gedanke, dass sie hier so einen Wohlfühlort hatten. ,,Kann man sich auch darauf verlassen, dass die Vertrauenslehrer sich eure Sorgen anhören?", fragte ich und ließ mich auf das Sofa fallen. ,,Es geht so, wir sind nun einmal ein paar mehr Kinder und dann kann es eine Weile dauern, bis man ein Gespräch beim Vertrauenslehrer bekommt. Das tun sie sicher nicht böswillig, aber so ist es nun einmal", berichtete er und bestätigte damit eine meiner Sorgen, die ich hatte. Auch wenn sie es sicher nicht mit Absicht taten, fühlten sich einige Kinder bei sowas wahrscheinlich vernachlässigt und dabei sollte dieses Internat Besserung versprechen.
Aus Richtung der Tür ertönte ein genervtes Stöhnen und eher als ich erwartet hatte, sah ich Louis und Zayn schon wieder. ,,Man hat hier auch keine Ruhe mehr vor der Hoheit. Niall, ich hoffe dir ist bewusst, dass es den Prinzen einen Scheiß interessiert, was du ihm erzählst. Wahrscheinlich lacht er in seinem Inneren noch über uns, während sein Leben ein perfektes Märchen ist", höhnte Louis und auch wenn die Worte mich wieder ins Herz trafen, schluckte ich den Schmerz herunter. Ich stand vom Sofa auf und stellte mich vor Louis auf. ,,Du magst glauben, dass mein Leben perfekt ist und ich mich nicht für euch interessiere, aber glaub mir, ich werde nicht so leicht aufgeben. Vielleicht bin ich nun noch nicht in der Lage zu wissen, was euch helfen wird, aber ich bin bereit zu lernen. Das verspreche ich dir."
Die blauen Augen musterten mich und ich versuchte in Louis Seele vorzudringen, so wie es ihm bei mir so leicht gelang, aber er hatte eine hohe Mauer aufgebaut und eine Fassade der Gleichgültigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. ,,Spar deinen Atem für jemanden, den es interessiert", murmelte Zayn und zog Louis am Handgelenk zum Sofa, wo sie sogleich ihre Schulsachen ausbreiteten. Am liebsten hätte ich noch etwas gesagt, aber zugegeben wusste ich nicht was und so verließ ich den Gemeinschaftsraum mit Liam und Niall, damit letzterer uns weiter herumführen konnte. Ein komisches Gefühl bereitete sich dabei in meiner Magengegend aus ,,Die sind nicht gewohnt, dass sich jemand für sie interessiert. Das wird sicherlich noch werden", versuchte Niall mich aufzumuntern und auch wenn er es mit einer ziemlichen Leichtigkeit sagte, war ich mir sicher, dass eine traurige Wahrheit dahintersteckte.
Mir wurde zumindest deutlich, dass ich um einiges mehr Geduld gebrauchen würde, was Louis und Zayn anging und bei einem gemeinsamen Mittagessen wohl kaum alles geregelt sein würde. Und ich wusste, dass die beiden nicht die einzigen waren, die mich nicht leiden konnten und denen es mit dem Vertrauen schwer fiel, da würde also mit ziemlicher Sicherheit noch ein ganzes Stück Arbeit auf mich zukommen. Mein Vater erwartete, dass ich diese Aufgabe vergeigen würde und ich musste ihn einfach vom Gegenteil überzeugen. Zusätzlich lag mir dieses Projekt hier wirklich am Herzen, mir war es wichtig, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sein könnten. So wenig wie Louis und Zayn es gewohnt waren, dass sich jemand für sie interessierte, so wenig war ich ihre Ablehnung gewohnt und ich war auch nicht bereit, mich daran zu gewöhnen. Mehr war ich dazu bereit, zu kämpfen, auch wenn ich dadurch vielleicht gegen die ankämpfen musste, denen ich helfen wollte.
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Harry realisiert langsam, dass es wohl doch nicht ganz so einfach ist, an Louis und Zayn heranzukommen..was er sich wohl einfallen lassen wird, um ihre Mauern irgendwie zum bröckeln zu bringen? :(
All the love xx
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Stranger To Love - Larry Stylinson
Hayran KurguLouis William Tomlinson hatte es im Leben bisher nicht leicht. Mit jungen Jahren wurde er von seinen Eltern auf ein Internat geschickt und als schwer erziehbar abgestempelt. Nie hat sich jemand richtig um ihn gekümmert, sich um ihn gesorgt oder ihn...