Harry und ich bekamen schon für den nächsten Montag einen Termin bei Dumbledore. Wir hatten bereits am selben Tag nach unserem Ausflug in Hogsmeade einen Brief an ihn geschickt, bevor wir uns tatsächlich noch daran gemacht hatten, Bücher über Gegengifte durchzulesen. Hermine hatte uns diese freundlicherweise zur Verfügung gestellt, da sie schon vor dem Abendessen mit ihrem Aufsatz fertig geworden war. Ron hatte sich an diesem Abend nicht mehr blicken lassen.
Nach einem anstrengenden Schultag machten sich Harry und ich also auf den Weg zu Dumbledores Büro. Wir waren beide schon häufig dort gewesen, weswegen wir den gesamten Weg Witze darüber machten, was sich die anderen Schüler und Schülerinnen dabei denken mussten, wenn sie uns so oft zu ihm spazieren sahen.
"Wieso bist du eigentlich so häufig bei ihm?", fragte mich Harry unerwartet, als er plötzlich aufgehört hatte zu lachen. Er schien zuvor noch nie darüber nachgedacht zu haben. Nun sah er so aus, als hätte er mich auf frischer Tat bei einem Attentat überführt.
"Nun, kannst du dir das nicht denken?" Ich konnte nicht anders, als etwas triumphierend zu klingen, denn Dumbledore hatte mir schon bei unserem ersten Gespräch damals eine gute Ausrede zurechtgelegt. Auch in seinem Antwortbrief von gestern, in dem er mir bereits eine Strategie dargelegt hatte, hatte er die Vermutung angestellt, Harry könnte vielleicht Dumbledores und meine Vertrautheit stutzig machen. Man konnte vieles über unseren Schulleiter sagen, aber dass er dumm sei, wäre eine glatte Lüge, das hatte sicherlich auch Vater gewusst.
"Bist du mit Dumbledore etwa verwandt?", fragte Harry mit großen Augen.
Um Merlins Willen, der Junge hatte anscheinend tatsächlich keine Ahnung von den reinblütigen Zaubererfamilien Englands. Dann würden Dumbledore und ich Harry hoffentlich schon in kurzer Zeit davon überzeugen können, dass wir nicht näher verwandt waren.
"Harry, nein, natürlich nicht. Meine Mutter war eine Gamp, weswegen ich höchstens mit den Blacks und entfernter noch mit den Mcmillans und Prewetts verwandt bin. Dumbledore kennt mich schon seit ich bei meiner Ziehmutter wohne, weil sie gut befreundet sind. Wenn Emmeline Dumbledore besucht, stoße ich auch manchmal dazu und außerdem hilft er mir, mit dem Verlust meiner Eltern zurecht zu kommen. Damit hilft er dir doch auch, oder?" Harry sah etwas betroffen zu Boden und gab keine Antwort. Ich bohrte nicht weiter nach, auch wenn ich seine Reaktion nicht ganz nachvollziehen konnte. Natürlich, die letzte Frage gehörte nicht zum Einstudierten, aber über was sollten Dumbledore und er sonst sprechen, wenn Harry zu ihm ins Büro kam?
Dumbledore saß mit der Brille auf der Nasenspitze vor seinem gewaltigen Schreibtisch und schrieb mit gleichmäßiger Schrift einen Brief. Als Harry und ich näher kamen, legte er die Feder zur Seite und lächelte uns freundlich an.
"Harry, Alecto, schön, euch beide wieder einmal in meinem Büro begrüßen zu dürfen. Nehmt doch bitte Platz."
Harry nahm den rechten Platz ein, ich den linken. Mit deutlicher Aufregung sahen wir unseren Schulleiter an, der selbst die Ruhe in Person war.
"Ihr habt mir geschrieben, weil ihr beide gerne Näheres zu euren Familien erfahren möchtet", stellte Dumbledore fest und lächelte immer noch das gleiche sanfte Lächeln wie zuvor.
Harry und ich bejahten und hörten unserem Schulleiter neugierig zu, als er uns einen Vortrag über die Potters hielt. Tatsächlich wusste ich schon recht viel über Harrys Familie, da ich mich natürlich über den Mörder meines Vaters schlau gemacht hatte, aber Dumbledore erzählte viel mehr über Momente, die er selbst mit den Potters erlebt hatte. Laut ihm war Harrys Großvater ein netter, aber sehr ruhiger Mann mit viel Herz gewesen. Er und seine Frau waren trotz dass sie beide Schüler Dumbledores gewesen waren und damit deutlich jünger als er, schon vor Harrys Geburt an Drachenpocken verstorben. Euphemia Potter war ebenfalls eine gutherzige Frau, die sehr viel Humor gehabt hatte. Sie und ihr Mann hatten sehr lange gedacht, sie könnten kein Kind bekommen, waren dann aber unerwartet Eltern von James geworden.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanficGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...