Mein Atem hält an.
Die Angst wird jede Sekunde größer.
Ich kann da nicht rein.
Ich kann ihn nicht sehen.
Nur mehr heute bleibt mir zu Leben übrig, aber dennoch stehe ich jetzt vor meiner Klasse.
Wegen diesem letzten Tag wäre es doch egal.. und trotzdem bin ich hier und lasse die Angst an mich heran. Ich bin mir selbst ein Rätsel.Ohne wirklich auf meine Umgebung zu achten, betrete ich die Klasse. Ich gehe bei jemanden vorbei, bemerke aber nicht wer es ist.
"Fass mich nicht an, Perversling!"
Verwirrt sehe ich zu dem Mädchen, dessen Stimme eben ertönte.
Jihyo's angewiderter Blick ist direkt auf mich gerichtet.
Sie muss wohl mich meinen…
Aber ich hab doch gar nichts gemacht…
Beide meiner Hände liegen an den Trägern meines Rucksacks-
"Seit gestern bist du aber ziemlich notgeil, hm?"
Die Jungenstimme kommt nicht von weit weg. Sie schickt mir einen Schauer über den Rücken und einen Stich in meine Brust. Was gestern passiert ist habe ich nicht auf einmal vergessen… Das würde ich wahrscheinlich auch nie…
Die letzte Nacht war schlaflos und voller Tränen.
Ob meine Eltern auch diesmal mein Weinen gehört haben?Ich antworte Jihyo und Jaemin nicht und gehe mit langsamen Schritten zu meinem Platz- meine Beine vor Angst weich wie Gummi.
Bevor ich mich jedoch setze, konfrontiert mich Jihyo: "Willst du dich nicht einmal bei mir entschuldigen?"
"Ich habe nichts getan..", antworte ich leicht überfordert- meine Stimme wie ein Windhauch.
"So wie gestern, wo du mich auf den Toiletten dazu zwingen wolltest, dir einen zu blasen, Schwuchtel?", ertönt es nur ein paar Meter neben mir. Mein Blick schwankt schlagartig zu Jaemin.
Dieses Arschloch- Dieses verfickte Arschloch!
Er sagt das nur, weil er weiss, dass ich mich nicht wehren darf- Ich darf nicht sagen, dass ER das getan hat.. Jaemin würde mich krankenhausreif schlagen.
Er will mich unbedingt leiden sehen… aber wofür?
Sein sadistisches Grinsen kann er sich auch sparen- er denkt wohl, ich würde nicht sehen, wie er versucht es zu unterdrücken, damit er ernst wirkt.Jaemin's Aussage hat etwas in mir ausgelöst. Ein Gefühl, dass so viel schlimmer ist als jeder Schlag, den ich je abbekommen habe. Innerlich bin ich wütend auf ihn, aber von außen zeigt sich das gar nicht. Ich starre ihn mit einem leeren Blick an. Meine Augen sind mit Tränen gefüllt, jedoch erkennt man es bestimmt nicht, weil ich immer so aussehe. Gerade in diesem Moment habe ich bemerkt, dass es wirklich NIE wichtig sein wird, wie ich mich fühle oder was mir angetan wird. Ich bin nur ihr Spielzeug- etwas, damit sie sich besser fühlen können…
Jaemin bereut es nicht einmal, mir das angetan zu haben. Alles andere überrascht mich nicht, aber er denkt nicht einmal, dass er gestern zu weit ging- nein, er spielt weiterhin mit meinen Gefühlen und mit meinem Trauma. Und ich lasse es mir einfach gefallen...weil sich nie etwas ändern würde, auch wenn ich bleiben würde…"Ist ja widerlich!", erwidert Jihyo auf Jaemin's Gerücht.
Ja das ist es..aber das würde niemand denken, wenn sie wüssten, dass ich das Opfer war, nicht der Täter.
Nein, sie würden Jaemin zujubeln…
Keiner würde Jaemin so ansehen- so angewidert und voller Hass- wie sie mich gerade ansehen.
Ich weiß, dass ich auf dieser Welt nichts bedeute, aber dennoch tut es jedes mal weh, wenn es sich zeigt.
"Das stimmt nicht.", verteidige ich mich mit leiser Stimme- gerade mal so laut, dass es Jaemin noch hören kann. Ob sie mir glauben oder nicht, ist mir eigentlich egal.. denn sie werden mich immer wieder mit neuen Sachen beschuldigen.
Dass Jihyo vorhin auch gelogen hat, nur damit man mich bloßstellt, ist mir auch klar.
Ob Jaemin irgendwann die Wahrheit zugeben wird, wenn ich weg bin? Wahrscheinlich nicht… Er wird es bestimmt ausnutzen, dass ich nie jemanden die Wahrheit erzählen können werde… Naja..wenn es ihn glücklich macht…Jihyos Griff hat sich inzwischen gelöst- ich bin ihr wohl zu ekelhaft. Ohne weiteres zu sagen, setze ich mich. "Du glaubst doch nicht etwa, dass dir das irgendwer glaubt, oder? Ich würde mir so etwas doch nicht ausdenken."
Da Jaemin jetzt auf meinen Tisch sitzt, sehe ich zu ihm hoch- mein Blick immer noch gleich wie vorhin.
Nein..ER würde doch niemals lügen…
Auf seine Frage schüttele ich meinen Kopf.
Meine Stimme ist fast schon ein Flüstern- so leise, dass nur er es hören sollte:
"Nein, das glaube ich nicht… Du hast gewonnen Jaemin- Du hast alles was du wolltest. Chenle gehört wieder euch alleine, jeder hasst mich, niemand zweifelt an deiner gefälschten Unschuld und morgen bist du mich endlich los. Heute ist mein letzter Tag, willst du mich nicht einmal heute in Ruhe lassen, Jaemin?"
Jaemin sieht auf mich herab- wie ein König auf seine Untertanen. Bevor er antwortet, zögert er etwas- er denkt wohl darüber nach.
"Aber wo bleibt da denn der Spaß? Ich lasse mir doch einen letzten Tag, an dem ich dich ärgern kann, nicht entgehen.~"
Ein Seufzen entflieht mir, jedoch sage ich nichts darauf. Wie konnte ich auch denken, dass er Gnade haben würde…
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𝑹𝒂𝒊𝒏𝒚 𝑫𝒂𝒚𝒔 / {𝐶ℎ𝑒𝑛𝑗𝑖}
أدب الهواةJisung wird bald 16 und für seinen Geburtstag hat er nur ein Ziel im Kopf; der Tod. Jedoch erzählt er dies niemanden. 16 Jahre lang wurde er von seinen Eltern und der restlichen Welt wie ein niemand behandelt. Dazu kommt noch, dass er seit vier Jahr...